Die größten absoluten Zuwächse des Bruttoinlandsprodukts je Einwohner In
durch die Globalisierung hat der „Globalisierungsweltmeister“ Japan im
Zeitraum von 1990 bis 2018 realisiert – dicht gefolgt von Irland, der
Schweiz und Finnland. Auf den hinteren Rängen befinden sich
Schwellenländer, die deutlich schwächer von der fortschreitenden
Globalisierung profitiert haben. Obwohl in den Schwellenländern die
absoluten Einkommensgewinne je EinwohnerIn zwischen 1990 und 2018
teilweise hoch sind.

Download Grafik: Absolute Einkommensgewinne je EinwohnerIn durch die zunehmende Globalisierung
Der Globalisierungsreport 2020 untersucht,
in welchem Maße 45 Volkswirtschaften der Erde in der Vergangenheit von
der Globalisierung profitiert haben. Dabei geht es um den Zuwachs des
Bruttoinlandsprodukts je EinwohnerIn zwischen 1990 und 2018, der auf eine
Zunahme der Globalisierung zurückzuführen ist. Der Globalisierungsreport
wird von Prognos in regelmäßigen Abständen im Auftrag der Bertelsmann
Stiftung erstellt.
Soziale und ökologische Nachhaltigkeit
Der
Globalisierungsreport 2020 befasst sich zudem mit der Frage, inwiefern
die zunehmende Globalisierung in der Vergangenheit zu Gunsten oder zu
Lasten bestimmter sozialer Gruppen oder der Umwelt ging. In Ländern mit
einem hohen Niveau der Globalisierung hat auch die soziale
Nachhaltigkeit eine größere Bedeutung. Allerdings ist dieser
Zusammenhang nicht kausal. Eine höhere Dynamik bei der Globalisierung
ist nicht mit einer höheren Zuwachsrate beim Index der sozialen
Nachhaltigkeit verbunden. Das Ausmaß der ökologischen Nachhaltigkeit
steht dagegen nicht mit dem Niveau der Globalisierung in Verbindung.
Einkommensgewinne, die durch die Globalisierung bewirkt werden, scheinen
nicht dazu genutzt zu werden, die ökologische Nachhaltigkeit zu
fördern.
Abhängigkeit der Volkswirtschaften vom Außenhandel
Der
zweite Teil des Reports untersucht, wie stark die 45 Volkswirtschaften
vom Außenhandel abhängig sind. In kleinen europäischen Ländern wie
Luxemburg, Irland und Belgien sowie den mittelosteuropäischen Ländern
Ungarn, Slowakei, Tschechien, Litauen, Estland und Slowenien ist die
Abhängigkeit vom Außenhandel am größten. Die geringste Abhängigkeit
zeigen die Vereinigten Staaten sowie Brasilien. Länder mit einer
größeren Abhängigkeit vom Außenhandel haben ein höheres Risiko für einen
Wirtschaftseinbruch infolge der Corona-Pandemie. Das legt ein Vergleich
mit der globalen Finanz- und Wirtschaftskrise 2008/2009 nahe.
Auswirkungen der Corona-Pandemie
„Angesichts
der Corona-Pandemie, die 2020 weltweit die Wirtschaftsaktivitäten
bremst, ist gegenwärtig unklar, ob es zu einem strukturellen Bruch der
Globalisierung kommt und wir am Beginn einer Phase der Deglobalisierung
stehen“, erläutert Prognos-Projektleiter Dr. Andreas Sachs. „Bisher
liegen noch keine Daten für das Jahr 2020 vor. Um dennoch eine erste
Abschätzung der Auswirkungen der Corona-Pandemie auf die Globalisierung
und die Einkommensentwicklung in Deutschland geben zu können, wurde mit
Zahlen des Jahres 2018 gerechnet. Erste Rechnungen auf dieser Grundlage
für Deutschland deuten an, dass die Pandemie den Zuwachs des
Bruttoinlandsprodukts je EinwohnerIn, der auf die Globalisierung
zurückzuführen ist, durchaus beträchtlich senken könnte.“
Durch die
Globalisierung lag das Einkommen je EinwohnerIn im Jahr 2018 in
Deutschland um 1.400 Euro höher, als es ohne voranschreitende
Globalisierung gewesen wäre. Der durch die Corona-Pandemie bewirkte
Rückgang der Globalisierung würde diesen Zuwachs um 100 Euro (geringer
Einfluss der Corona-Pandemie) bis 500 Euro (größere Dämpfung der
Globalisierung durch die Pandemie) senken. Das ergaben die Berechnungen
von Prognos.
Methodik
Die Wachstumseffekte der
Globalisierung werden auf Grundlage eines Globalisierungsindex
ermittelt, der die Entwicklung der Globalisierung in den untersuchten
Ländern misst. Der Report orientiert sich eng am etablierten
KOF-Globalisierungsindex der Eidgenössischen Hochschule Zürich.
Um
den Zusammenhang zwischen der Globalisierung und der sozialen und
ökologischen Nachhaltigkeit auf gesamtwirtschaftlicher Ebene zu
untersuchen, werden zunächst Indizes der sozialen und der ökologischen
Nachhaltigkeit gebildet. Für diese Indizes wurden verschiedene
Indikatoren kombiniert, die sich am Sustainable Development Report 2019
der Bertelsmann Stiftung orientieren.
Zudem wird ein
Außenhandelsabhängigkeitsindex berechnet, um deutlich zu machen, wie
stark die einzelnen Länder vom Rückgang der Globalisierung aufgrund der
gegenwärtigen Pandemie betroffen sind. Dieser Index konzentriert sich
auf die internationale Arbeitsteilung. Er stellt dar, inwieweit eine
Volkswirtschaft von Angebot und Nachfrage aus dem Ausland abhängig ist.