In Deutschland gibt es immer mehr Unternehmerinnen und Unternehmer mit Migrationshintergrund. Prognos untersuchte im Auftrag der Bertelsmann Stiftung unter anderem deren Einkommens- und Qualifikationsniveau.
Zwischen 2005 und 2018 hat sich die Zahl der Unternehmerinnen und
Unternehmer mit Migrationshintergrund um gut 200.000 auf 773.000
Personen erhöht. Im selben Zeitraum wuchs der Anteil der Bevölkerung mit
einem Migrationshintergrund von gut 18 Prozent (2005) auf über 24
Prozent (2018). Das ergab die Studie „Migrantenunternehmen in
Deutschland zwischen 2005 und 2018“, die Prognos im Auftrag der
Bertelsmann Stiftung erstellte. Sie untersucht das Ausmaß und die
ökonomische Bedeutung von Migrantenunternehmen in Deutschland insgesamt
sowie in den einzelnen Bundesländern und aktualisiert zugleich die
Ergebnisse der Vorgängerstudie aus dem Jahr 2016.
Die Selbstständigenquote, also der Anteil der Selbstständigen an den Erwerbstätigen, lag bei den Personen mit Migrationshintergrund 2018 bei 8,4 Prozent. Bei Personen ohne Migrationshintergrund erreichte sie im selben Jahr 9,9 Prozent. Seit 2012 sinkt die Selbstständigenquote in beiden Gruppen. „Dies liegt daran, dass die konjunkturelle Situation insgesamt gut ist und mehr Personen eine abhängige Beschäftigung aufnehmen“, erläutert Prognos-Projektleiter Dr. Andreas Sachs.
Die Selbstständigen mit Migrationshintergrund sind zum größeren Teil Solo-Selbstständige (Selbstständige ohne Beschäftigte): 2018 waren das gut 60 Prozent. Das hat Auswirkungen auf ihre Einkommen, denn Solo-Selbstständige erzielen ein geringeres monatliches Nettoeinkommen als Selbstständige mit Beschäftigten.
Generell verdienen Selbstständige ohne Migrationshintergrund mehr. Die Differenz im erzielten durchschnittlichen monatlichen Nettoeinkommen zwischen Selbstständigen mit und ohne Migrationshintergrund war zwischen 2005 und 2012 relativ konstant, ist aber seit 2013 merklich gewachsen.
Wie die Studie zeigt, beeinflusst das Qualifikationsniveau die Einkommen maßgeblich: Je besser qualifiziert Selbstständige mit Migrationshintergrund sind, desto höher ist ihr erzieltes Nettoeinkommen. Allein durch eine Verbesserung ihrer Qualifikation könnten sie ihr durchschnittliches monatliches Nettoeinkommen um bis zu 200 Euro steigern.
Zudem verdienen Selbstständige mit Migrationshintergrund im produzierenden Gewerbe signifikant besser als in Dienstleistungsbranchen. Generell sind Selbstständige mit Migrationshintergrund aber häufiger in Dienstleistungsbranchen tätig als Selbstständige ohne Migrationshintergrund.
Grundlage für diese Studie sind Informationen aus dem Mikrozensus des Statistischen Bundesamtes. Dieser ist die größte jährliche Haushaltsbefragung der amtlichen Statistik in Deutschland. Es wird rund 1 Prozent der Bevölkerung in Deutschland zu ihren Arbeits- und Lebensbedingungen befragt, das entspricht rund 810.000 Personen in etwa 370.000 privaten Haushalten und Gemeinschaftsunterkünften.
Autor: Dr. Andreas Sachs
Kunde: Bertelsmann Stiftung
Jahr: 2020
Typ: Studie
Bereich: Wirtschaft & Arbeit
Themenfeld: Arbeitsmarkt & Beschäftigung
Tags: Beschäftigung, Deutschland, Migration, Migrationshintergrund
Direkt zur aktuellen Studie „Migrantenunternehmen in Deutschland zwischen 2005 und 2018“ (PDF; Website Bertelsmann)
Mehr Informationen auf der Bertelsmann-Website
Informationen zur Vorgängerstudie aus dem Jahr 2016 "Migrantenunternehmen in Deutschland zwischen 2005 und 2014"