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Kolumne von Michael Böhmer im CEO.Table

Vor dem „Herbst der Kommissionen“ – Fragt doch lieber Chat-GPT!

Kategorie

Expertise

Datum

15. September 2025

„Rentenpolitik in eine Kommission zu verlagern, ist eine Prokrastinationsstrategie.“
Dr. Michael Böhmer

Der Koalitionsvertrag sieht die Bildung von nicht weniger als 15 Kommissionen vor. „Doch wofür?“, fragt unser Chefvolkswirt Dr. Michael Böhmer in seiner neuen Kolumne im CEO.Table. Denn für alle Themen lägen bereits reichlich Vorschläge, Konzepte und wissenschaftliche Analysen auf dem Tisch, die sofort im parlamentarischen Prozess diskutiert werden könnten.

An der geplanten Rentenkommission werde die Absurdität der neuen „Kommissionitis“ besonders deutlich. Böhmer führt aus, dass die Gesetzliche Rentenversicherung im Grunde ein einfaches System sei:

  • Die Gesetzliche Rentenversicherung funktioniert über vier Stellschrauben: Beitragssatz, Rentenniveau, Renteneintrittsalter und Bundeszuschuss.
  • Die demografische Entwicklung beeinflusst das System maßgebend: Der Altenquotient – das Verhältnis von Personen im Rentenalter zu Personen im erwerbsfähigen Alter – wird von 38,8 im Jahr 2024 auf 49,5 im Jahr 2037 steigen - eine Zunahme um fast 30 Prozent.
  • Zuwanderung und auch ein möglicher Rückgang der Arbeitslosigkeit haben nur bedingt Einfluss, da in den kommenden 12 Jahren demografisch bedingt rund 5 bis 6 Millionen Menschen mehr den Arbeitsmarkt verlassen als neu dazu kommen.

Wenn die zentralen Stellschrauben des Systems bekannt seien, könne die Politik auch entscheiden. Dr. Michael Böhmer weist auf die Auswirkungen verschiedener Finanzierungsoptionen hin:

  • Würde man die zusätzlichen Kosten vollständig durch höhere Beiträge finanzieren, stiege der Beitragssatz nach Berechnungen der Prognos von heute 18,6 Prozent auf 25,5 Prozent im Jahr 2037.
  • Die Finanzierungsseite zu belasten, würde Wettbewerbsfähigkeit, Wachstum oder die Restspielräume im Bundeshaushalt gefährden.
  • Das Rentenniveau abzusenken hätte unmittelbare Auswirkungen auf die Einkommensverteilung.
  • Ein späterer Renteneintritt bedeutete, dass die steigende Lebenserwartung nicht vollständig auf eine längere Rentenbezugsdauer entfällt. 

Mit dem Auftrag an die Kommission, Vorschläge zu unterbreiten, übertrage die Regierung einem Expertengremium in einer gesellschaftlich derart sensiblen Frage die Aufgabe, Wertentscheidungen zu fällen. Im Fall der Rente liege die Entscheidung darin, wer die demografisch bedingten Lasten tragen soll. „Dazu ist ein solches Gremium nicht legitimiert“, so Dr. Michael Böhmer im aktuellen CEO.Table. 

Links und Downloads

Zur Kolumne vom 13.09.2025 (Webseite Table.Media)

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Stand: 15.09.2025

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