Demografischer Wandel gefährdet Österreichs Wachstum

Kategorie

Expertise

Datum

10. Dezember 2025

Die demografische Entwicklung gefährdet das Wachstum Österreichs. Zwar gehen aktuelle Prognosen bis 2030 von einem Wachstum der Wirtschaft aus. Voraussetzung dafür ist aber ein steigendes Arbeitsangebot. Dies ist vor dem Hintergrund der demografischen Entwicklung alles andere als sicher, denn die Anzahl der Personen im erwerbsfähigen Alter sinkt in Österreich in den nächsten Jahren. 

Wir haben für unterschiedliche Berufe berechnet, wie sich der Arbeitskräftemarkt bei konstanten Erwerbsquoten und Arbeitszeiten sowie einer konstanten Nachfrage seitens der Unternehmen entwickeln würde. Das Ergebnis: Der Fachkräftemangel nimmt insgesamt zu und gefährdet das Wachstum der österreichischen Wirtschaft. Nicht alle Berufe sind jedoch gleich stark betroffen.

Die österreichische Tageszeitung Die Presse hat exklusiv über die Studie berichtet. 

Weniger Arbeitskräfte wegen Demografie 

Das Arbeitskräfteangebot hängt vor allem von der demografischen Entwicklung ab: Die österreichische Bevölkerung altert und die geburtenstarken Jahrgänge gehen bald in Rente. Dadurch sinkt die Zahl der Menschen im erwerbsfähigen Alter von 5,57 Millionen Personen im Jahr 2023 auf 5,31 Millionen Personen im Jahr 2035.

In unserer Szenariorechnung haben wir untersucht, wie sich das Arbeitskräfteangebot entwickelt, wenn ausschließlich demografische Faktoren berücksichtigt werden – die Erwerbsquoten, Arbeitszeiten und die Integration von Arbeitslosen in den Arbeitsmarkt aber konstant bleiben. 

Unter diesen Annahmen stehen 2035 46.000 weniger Arbeitskräfte zur Verfügung als 2023 – das Arbeitskräfteangebot sinkt auf etwa 4,47 Millionen Personen. 

In Zukunft fehlen Fachkräfte – aber nicht in allen Berufen  

Was bedeutet dieser Rückgang für die Unternehmen und das Wirtschaftswachstum? Ein rückläufiges Angebot an Arbeitskräften wird aus Unternehmenssicht dann kritisch, wenn sie offene Stellen nicht mehr besetzen können.

Unter der Annahme, dass für ein BIP-Wachstum von jährlich rund 1,2 Prozent bis 2035 zusätzlich insgesamt 200.000 Beschäftigte benötigt werden, fehlen dann etwa 246.000 Arbeitskräfte.

Das zeigt: Es braucht Strategien, die das Arbeitsvolumen erhöhen – wie etwa längere Arbeitszeiten, eine stärkere Erwerbsbeteiligung oder ein effizienteres Matching von Arbeitslosen und offenen Stellen. Doch solche Maßnahmen wirken nur, wenn sie berufsspezifisch umgesetzt werden.

Denn die Entwicklung der Nachfrage und des -Angebots von Arbeitskräften unterscheiden sich stark je nach Beruf. 

Zu wenige Busfahrerinnen und LKW-Fahrer, genug IT-Fachkräfte

Wir haben die Entwicklungen deshalb auf der Ebene einzelner Berufe analysiert. Zwei Beispiele zeigen, wie wichtig eine differenzierte Betrachtung ist: 

Engpass bei Fahrerinnen und Fahrern von Lastwagen und Bussen steigt: in den kommenden zehn bis fünfzehn Jahren geht ein erheblicher Teil der Beschäftigten in Rente. Der Nachwuchs wird die Abgänge voraussichtlich nicht ausgleichen können. Dieses Ungleichgewicht führt zu zunehmenden Fachkräfteengpässen. 

Kein Engpass für IT-Fachkräfte trotz steigender Nachfrage: Die Nachfrage nach IT-Fachkräften nimmt aufgrund der zunehmenden Digitalisierung in verschiedenen Branchen weiter zu. Das Angebot an Fachkräften steigt in unserem Szenario um rund 22 Prozent, da die demografische Struktur in der Berufsgruppe günstig und der Anteil junger und angehender Fachkräfte überdurchschnittlich hoch ist. Daher besteht bis 2035 trotz steigender Nachfrage rechnerisch kein Fachkräfteengpass bzw. bestehende Engpässe können abgemildert werden.

Berechnungen für alle EU-Länder und 130 Berufe möglich

Szenariorechnungen wie diese ermöglichen eine differenzierte Einschätzung individueller Betroffenheiten und bieten politischen Entscheidungsträgern eine fundierte Grundlage für arbeitsmarktpolitische Weichenstellungen. Mit dem Prognos-Fachkräftemodell (Skilled-worker Model) können wir solche Analysen für bis zu 27 Länder und auf Ebene von 130 Berufsuntergruppen der ISCO durchführen – unter Berücksichtigung sowohl nationaler Rahmenbedingungen als auch länderübergreifender Abhängigkeiten.

Links und Downloads 

Zur Studie (PDF) 

Stand: 10.12.2025

Haben Sie Fragen?

Ihr Kontakt bei Prognos

Markus Hoch

Senior Projektleiter

Profil ansehen

Philipp Kreuzer

Projektleiter

Profil ansehen