Nach dem Einmarsch russischer Truppen in die Ukraine am 24. Februar 2022 hat der Westen versucht, Russland durch Sanktionen wirtschaftlich zu schwächen. In Summe hat dies jedoch bei weitem nicht zu einem vollständigen Stopp des Russlandgeschäfts geführt. Eine Kurzanalyse der Außenhandelsdaten zeigt Unterschiede beim Handel einzelner Länder mit Russland sowie zwischen verschiedenen Warengruppen auf.
Dr. Michael Böhmer

Von -92 bis -39 Prozent: unterschiedliche Entwicklungen des Russlandgeschäfts
Analysiert wurden die Handelsdaten der G7-Länder zwischen März 2022 und Februar 2023, ausgenommen Rohstoffe wie Öl und Gas.
- Viele Unternehmen der G7-Länder setzen weiterhin auf Waren aus Russland. Das Einfuhrvolumen (gesamt) in Höhe von 26 Milliarden US-Dollar ist immer noch beträchtlich.
- Am konsequentesten haben Kanada (-92 Prozent) und die USA (-85 Prozent) die Exporte nach Russland zurückgefahren.
- Deutschland hat keine Vorreiterrolle, sondern liegt mit einem Exportrückgang von 61 Prozent im Mittelfeld der G7-Staaten.
- Italien hat seinen Export mit 39 Prozent am wenigsten stark zurückgefahren.
- Während die Ausfuhr der G7 nach Russland um 61 Prozent reduziert wurde, ist die Einfuhr aus Russland um 54 Prozent zurückgegangen.
Von -89 bis +5 Prozent: deutsche Exporte nach Warengruppen
Während einige Branchen in Deutschland massive Exporteinbrüche verzeichnen, sind bei manchen Warengruppen sogar Exportanstiege zu beobachten.
Maschinen, Kraftfahrzeuge und Elektroteile, die vor dem Krieg 45 Prozent des deutschen Ausfuhrvolumens nach Russland ausmachten, verzeichnen massive Exporteinbrüche zwischen -69 Prozent (Maschinen) und -89 Prozent (Kraftfahrzeuge).
Die Ausfuhr von Pharmaerzeugnissen stieg um fünf Prozent. Zahlreiche landwirtschaftliche Produkte und Nahrungsmittel sind in stärkerem Maße nach Russland exportiert worden als vor dem Krieg. Dieses Bild ist durchaus stimmig mit der Logik der Sanktionspolitik, die gerade nicht auf die Breite der russischen Bevölkerung abzielen soll.
Nach Russland über Kasachstan: die Rolle von Drittländern
Dass Deutschland seine direkten Exporte nach Russland reduziert hat, bedeutet nicht, dass in gleichem Maße weniger Waren nach Russland gelangen: Es gibt Anzeichen für den Umweg über russlandfreundliche Drittländer. Dies betrifft vor allem die Automobilbranche. Exporte in diese Länder sind z. T. in einem Maße gestiegen – an der Spitze Kasachstan mit +470 Prozent –, die schwer mit gestiegener Nachfrage im Drittland zu erklären sind. Auch im Bereich Maschinen sind Exportanstiege aus Deutschland in solche Länder zu verzeichnen.
Links & Downloads
Kurzanalyse G7-Handel mit Russland (PDF)
Projektteam: Dr. Michael Böhmer, Johann Weiss
Stand: 17.5.2023
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