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Prognos unterwegs

Blick auf Chinas wirtschaftliche Vorreiterrolle

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Datum

16. Juli 2019

Chinas wirtschaftlicher Fortschritt ist schneller, konsequenter und digitaler als der deutsche. Dass der ostasiatische Staat schon seit geraumer Zeit zur Weltmacht aufsteigt, ist längst bekannt. Während seiner Delegationsreise konnte sich Prognos-Geschäftsführer Christian Böllhoff selbst ein Bild von den Entwicklungen in China machen und sieht dringenden Aufholbedarf für Deutschland. Auf der Global New Economy Conference in Shanghai stellte er die Erkenntnisse des Prognos Economic Outlook vor. In seinem Vortrag „Europe, China and the US in an uncertain global world – long-term economic perspectives“ fokussierte er auf die langfristigen wirtschaftlichen Aussichten für China, die USA und Europa. Akut stellt Böllhoff sich nach seinem Aufenthalt die Frage wie Deutschland, Europa und der Westen in Zukunft nachhaltig strategisch zusammenarbeiten können.

„Der wesentliche Vorteil chinesischer Unternehmen und Großprojekte ist deren Entscheidungs-, Entwicklungs- und Umsetzungsgeschwindigkeit“, sagte Böllhoff nach dem Austausch mit chinesischen Firmen. So hat zum Beispiel Geely – aktuell gemeinsam mit Volvo die größte private Cargroup in China – innerhalb von 20 Jahren eine Absatzmenge in der Größenordnung von BMW erreicht. Weitere Beispiele für die rasante Umsetzungsgeschwindigkeit sind der Flughafen Pekings, der Ende 2019 nach vier Jahren Bauzeit eröffnet und mittelfristig der größte asiatische Hub werden wird. Auch Guan Development, ein großes regionales Entwicklungsprojekt für 200.000 zusätzliche Einwohner und Arbeitsplätze, 50 km vom Stadtzentrum entfernt, zeigt die wirtschaftliche Umsetzungskraft.

„Ein weiterer Vorteil Chinas und eine enorme Herausforderung für Deutschland ist das wesentlich höhere Niveau der Venture Capital-Finanzierung chinesischer und internationaler Investoren“, sagt Böllhoff. Durch die Finanzierung und Unterstützung von Start Ups durch Großunternehmen entwickeln sich in China junge Unternehmen schnell zu beeindruckenden Start Ups mit einer Markenbewertung von über einer Milliarde US-Dollar vor dem Börsengang oder Exit, beispielsweise in den Bereichen Künstliche Intelligenz und Autonomes Fahren.

Aus Sicht der Delegationsteilnehmerinnen und -teilnehmer braucht Deutschland einen neuen Plan im Umgang mit Investitionen, Innovationen und Bildung, um die globale Rolle und den ökonomischen Status auch zukünftig noch halten zu können. „Speziell in Deutschland ist eine höhere Entscheidungs- und Umsetzungsgeschwindigkeit von Nöten, und auch viel mehr Pragmatismus im Sinne von trial and error“, sagt Böllhoff. Gleichzeitig muss Europa technologisch so schnell wie möglich aufholen und Deutschland eigene Kompetenzen entwickeln, wenn es nicht langfristig von Unternehmen aus China abhängig sein möchte.

Resümierend stellt Christian Böllhoff fest, dass Europa die gute Ausgangslage nutzen muss, die es dort aufgebaut hat: „Insgesamt bleibt die Frage nach einer für Deutschland, Europa und den Westen insgesamt nachhaltig funktionierenden Strategie der Zusammenarbeit auf Basis eigener Stärken und Werte sowie Respekt vor der Identität von wichtigen Handelspartnern, wie insbesondere China“.