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Gasbilanz: Niedrige Einsparungen
erhöhen das Risiko
geringer Gasspeicherstände

Kategorie

Aus dem Projekt

Datum

30. Mai 2023

Für die vbw – Vereinigung der Bayrischen Wirtschaft untersuchen wir regelmäßig die deutsche Gasversorgung. Das aktuelle Monitoring zur Gasbilanz beleuchtet die Situation mit Stand Anfang April 2023.

Das Prognos-Gasteam betrachtete dafür vier Verbrauchsszenarien und die damit verbundene Gasbilanz-Entwicklung bis Ende 2024. Der Hintergrund: Der komplette Lieferstopp russischer Gasmengen per Pipeline nach Deutschland seit September 2022.

Die aktuelle Gasversorgung Deutschlands

  • Bis Ende März war das Wetter wärmer als in den Vorjahren.
  • Der Verbrauch lag im März nur wenig unter dem temperaturbedingten Referenzwert. Verhaltensbedingte Einsparungen lassen sich somit kaum erkennen, weder bei privaten Haushalten noch in Industrie und Gewerbe.
  • Ende März waren die deutschen Gasspeicher noch zu 64 Prozent gefüllt. Auch zwei für Bayern wichtige österreichische Speicher lagen auf gleichem Niveau. Somit lag der deutsche Gasspeicherfüllstand rund 37 Prozentpunkte über dem Vorjahrswert zu diesem Zeitpunkt. Dieser hohe Füllstand sorgt weiterhin für Entspannung in den Gasmärkten.
  • Die Gasimporte Deutschlands waren im März weiterhin auf stabilem Niveau.
  • Drei schwimmende LNG-Terminals sind seit Februar 2023 in Betrieb (Wilhelmshaven, Lubmin, Brunsbüttel). Weitere drei Terminals folgen im Winter 2023/2024. Damit steigt die Versorgungssicherheit – vor allem infrastrukturell.
  • Russland hat zwar seine Pipelinetransporte nach Deutschland komplett eingestellt bzw. in die EU deutlich reduziert, die LNG-Lieferungen aus Russland in die EU sind aber weiterhin auf hohem Niveau.

Versorgung für Winter 2023/24 gesichert, mittelfristig steigen die Risiken wieder

In Summe kann mit hoher Wahrscheinlichkeit eine Gasmangellage verhindert werden. Es verbleiben Risiken bei den Einsparbemühungen, dem Transportsystem (insbesondere im Hinblick auf Sabotage an Importpipelines), den Temperaturen im Winter 2023/2024 und der Wirkung von politischen Eingriffen. Wird weiterhin so wenig eingespart wie in den ersten Monaten 2023, steigen die Risiken auf mittlere Sicht (2024) wieder an.

Auch im Falle eines kalten Winters 2023/2024 und wenn keine Einsparungen gegenüber dem Vorkrisenniveau realisiert werden, ist die Versorgung gesichert. Der Speicherstand könnte aber nach Ende der Heizperiode im Frühjahr 2024 unter den Zielwert von 40 Prozent sinken. Das ergab unser „Business-as-usual“-Szenario.

Links und Downloads

Zum Monitoring (Website vbw)

Vorherige Monitorings

Projektteam: Jens Hobohm, Dr. Fabian Muralter, Sebastian Lübbers, Dr. Michael Böhmer

Stand: 30.5.2023

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Sebastian Lübbers

Projektleiter

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