Q&A Gasheizung vs. Wärmepumpe

Fragen zu den Grundlagen der Berechnung

1. Was sagen die Berechnungen aus und was nicht? Was ist ihre Stärke, und worüber treffen sie keine Aussagen?

Wir haben für einen beispielhaften jährlichen Wärmebedarf berechnet, welche Kosten eine neue Gasheizung und eine Wärmepumpe über die nächsten 20 Jahre verursachen. Um die möglichen Entwicklungen abzubilden, haben wir drei Szenarien berechnet. Dafür haben wir Annahmen getroffen, wie sich die Energiepreise und CO2-Preise entwickeln könnten. Der jährliche Wärmebedarf entspricht etwa dem eines unsanierten Einfamilienhauses aus den 1960er Jahren. Unter den getroffenen Annahmen verursacht eine Wärmepumpe in allen drei Szenarien über die nächsten 20 Jahre betrachtet niedrigere Gesamtkosten als ein Gaskessel. 

Die Studie gibt Eigentümerinnen und Eigentümern von Einfamilienhäusern eine Orientierung darüber, welche Heizung sich langfristig lohnt. Sie hilft somit abzuschätzen, welche finanziellen Belastungen für verschiedene Heizungstypen mit verschieden hohen CO2-Kosten anfallen.

Die Ergebnisse sagen nichts darüber aus, welches Szenario wahrscheinlicher ist. Sie treffen also keine Aussage über die tatsächliche Höhe der Kosten für eine neue Gasheizung oder eine Wärmepumpe.

Andere Konstellationen (höherer oder niedrigerer Wärmebedarf) sind nicht Teil der Betrachtung, können aber grundsätzlich berechnet werden. Der angenommene Wärmebedarf kann jedoch vielen Verbraucherinnen und Verbrauchern eine erste Orientierung geben, da viele Häuser einen ähnlichen Wärmebedarf haben. 

2. Welche Annahmen liegen den Szenarien zugrunde?

  • Szenario „niedrige Gas-/Strompreise und niedriger CO2-Preis“: Das Szenario basiert auf den Annahmen, dass aktuell und zukünftig international genug Gas verfügbar ist und die Energiepreise daher tief sind. Außerdem wird davon ausgegangen, dass ab 2027 ein tiefer CO2-Preis politisch gewollt ist (bis 2026 ist der Preis pro Tonne COpolitisch festgelegt). 
  • Szenario „mittlere Gas-/Strompreise und niedriger CO2-Preis“: Das zweite Szenario unterstellt im Vergleich zum ersten Szenario etwas mehr Knappheit auf den Energiemärkten und geht daher von mittleren Energiepreisen aus. Auch hier wird ab 2027 ein tiefer CO2-Preis angenommen.
  • Szenario „hohe Gas-/Strompreise und hoher CO2-Preis“: Das dritte Szenario basiert auf der Annahme, dass es eine erneute Gasmangellage gibt, die für hohe Energiepreise sorgt. Zudem wird angenommen, dass sich die Politik ab 2027 für einen hohen CO2-Preis entscheidet.

3. Welche weiteren Annahmen wurden getroffen?

  • Der jährliche Wärmebedarf des Beispielhauses beträgt 163 kWh/m²a. 
  • Dieser Wärmebedarf entspricht etwa dem eines Einfamilienhauses mit Baujahr 1958 bis 1968, das bisher nicht saniert, bzw. sehr niedrigschwellig teilsaniert (Tausch einzelner Fenster o.ä.) wurde. Dieser Gebäudetyp existiert in Deutschland recht häufig.
  • Die Nutzfläche des Gebäudes beträgt 121 m².
  • Der Vergleich findet zwischen einem neuen Gaskessel oder einer neuen Wärmepumpe statt.
  • Für die Annuität wurden folgende Annahmen getroffen: Zins 2%, Laufzeit 15 Jahre.
  • Die jährlich umgelegten Investitionskosten (Annuität) der Investitionskosten für die Wärmeerzeuger laufen auch nach Ende der Lebensdauer (GK: 20 Jahre, WP: 15 Jahre) weiter. Die Betrachtungsdauer ist teils länger als die Lebensdauer, weshalb eine Neuinvestition nach der Lebensdauer angenommen wird.

4. Wie setzen sich die Kosten für eine Heizung zusammen?

Die Kosten für eine neue Heizung setzen sich aus den Investitionskosten und den Betriebskosten zusammen. Bei den Investitionskosten wurden auch sogenannte „Umfeldmaßnahmen“ berücksichtigt, die für einen Heizungstausch nötig sind. So müssen in unserem Beispiel beim Einbau eines neuen Gaskessels die Schornsteinanlage erneuert und bei einer Wärmepumpe ein neuer Speicher eingebaut und einzelne Heizkörper ausgetauscht werden. Die Kosten dafür sind ebenfalls in die Berechnung eingeflossen. Weiter wurde die staatliche Förderung von Wärmepumpen berücksichtigt, die die Investitionskosten absenkt. Für Gasheizungen besteht keine Förderung mehr.

5. Welchen Einfluss hat der CO2-Preis auf die Gesamtkosten?

Der Einfluss des CO2-Preises auf die Gesamtkosten ist eher gering, im mittleren Preisszenario sind das beispielsweise nur knapp 7 % der Gesamtkosten (ca. 6.300 € von 90.200 €).

Einen deutlich stärkeren Effekt auf die Energiekosten für Gaskessel hat die verpflichtende Umstellung auf nicht-fossile Gase (hier: Bio-Methan). Die Kosten für Bio-Methan sind im mittleren Preispfad für knapp ein Drittel der Gesamtkosten verantwortlich (29.900 € von 90.200 €). Ab dem Jahr 2045 ist der Betrieb fossiler Kessel schon nach aktueller Gesetzeslage nicht mehr zulässig. Spätestens dann spielt der CO2-Preis demnach auch keine Rolle mehr.

6. Warum erfolgte der Heizungsvergleich nur für einen Wärmebedarf, der einem Einfamilienhaus entspricht? Was ist mit einem Mehrfamilienhaus?

Auch für ein Mehrfamilienhaus ließen sich ähnliche Rechnungen durchführen. In der aktuellen Zusammenarbeit mit dem SPIEGEL wurde der Fokus auf ein Einfamilienhaus gelegt, da dies besonders viele Menschen, nämlich Eigentümerinnen und Eigentümern solcher Häuser, Orientierung bei einer wichtigen Entscheidung gibt, die Kosten sowie CO2 verursacht. Mieterinnen und Mieter hingegen haben selten großen Einfluss auf die Bestimmung der Wärmeerzeuger ihres eigenen Hauses. Grundsätzlich ließe sich dieser Vergleich jedoch ähnlich durchführen.

7. Mein Haus sieht ganz anders aus als das beschriebene Beispielhaus. Warum wurde das nicht berücksichtigt?

Als Beispiel für den Kostenvergleich dient ein typischer Wärmebedarf von 163 kWh/m²a. Ein ähnlicher Wärmebedarf trifft auf viele bislang unsanierte Einfamilienhäuser aus den 60er Jahren zu. Die Ergebnisse können daher näherungsweise auf viele Häuser in Deutschland übertragen werden.

8. Warum wurden nur Gaskessel und Wärmepumpen betrachtet? Was ist mit Ölheizungen?

Das Gebäudeenergiegesetz (GEG) schreibt vor, dass fossile Brennstoffe zunehmend durch nicht-fossile Energieträger zu ersetzen sind. Das gilt auch für Heizungen, die neu eingebaut werden.

Bei Erdgas ist dies grundsätzlich bilanziell möglich: Wird irgendwo eine bestimmte Menge Biogas ins Netz eingespeist, könnte eine Verbraucherin oder ein Verbraucher sich dies an einer anderen Stelle im Netz für einen Aufpreis anrechnen lassen und würde damit die Vorgaben erfüllen.

Bei Öl ist dies komplizierter: 

  • Bei Ölheizungen ist der bilanzielle Ansatz nicht anwendbar, da es kein „Öl-Netz“ gibt. So müssten ab 2029 Öl-Tankwagen mit nicht-fossilem Öl die Verbraucherinnen und Verbraucher beliefern (z.B. synthetisches Öl aus Wasserstoff oder „Bio-Öl“ aus nachwachsenden Rohstoffen).
  • Die Debatte um solche Kraftstoffe findet seit Jahren eher am Rand statt und wird bei uns auch in anderen Szenarien nicht berücksichtigt. Nicht-fossiles Heizöl für private Haushalte wird nach heutigen Annahmen nicht, oder nur zu sehr geringen Mengen verfügbar sein.
  • Angesichts dieser unklaren Verfügbarkeit von nicht-fossilem Heizöl ist die Entwicklung der Preise sehr unsicher. 

Aufgrund dieser hohen Unsicherheit wurden Ölheizungen in den Berechnungen nicht berücksichtigt.  

Fragen zur Methodik

9. Was ist ein Szenario?

Szenarien sind eine Methode zur systematischen Analyse komplexer Systeme. Sie führen immer zu bedingten Aussagen („wenn-dann”). Grundsätzlich ist die Zukunft komplexer Systeme von externen Ereignissen abhängig, über deren Eintreten keine Aussagen gemacht werden kann. Sie ist außerdem von Entscheidungen abhängig und zum Teil gestaltbar, etwa durch Gesetze oder Förderungen. Szenarien erheben nicht den Anspruch, die eine Zukunft mit absoluter Sicherheit vorherzusagen. Ihre Stärke ist es vielmehr, systematisch mögliche Entwicklungen in verschiedenen denkbaren Pfaden aufzuzeigen.

10. Warum wurden nur die drei genannten Szenarien betrachtet? (Warum nicht ein Szenario mit niedrigem Strom/Gas-Preis und hohem CO2-Preis oder eines mit hohem Strom-/Gaspreis und niedrigem CO2-Preis?)

Strom- und Gaspreise hängen eng miteinander zusammen. Ein Szenario mit hohen Gaspreisen aber niedrigen Strompreisen wäre aus diesem Grund nicht realistisch gewesen. Allerdings wäre in der Tat die Kombination aus niedrigen Energiekosten und hohen CO2-Kosten (und umgekehrt) ein denkbares Szenario.

Die gewählten Szenarien hatten jedoch das Ziel, die Extremwerte abzuschätzen. So wurde das teuerste und günstigste Szenario gewählt, zwischen denen sich die Preise in Zukunft mit hoher Wahrscheinlichkeit bewegen werden. Die beiden Szenarien mit den tiefen und hohen Preisen bilden also einen Raum der möglichen Entwicklungen ab, das mittlere Szenario beruht auf gemäßigten Annahmen ohne Extremwerte. Andere denkbare Szenarien würden zwischen den jetzigen Szenarien liegen.

11. Wie stabil sind die Annahmen?

Energiepreise haben in den letzten Jahren enorme Schwankungen gezeigt. Dies ist auch weiterhin möglich. Wir haben versucht, denkbare Extreme mit den getroffenen Annahmen abzustecken, um zu zeigen: „Was, wenn die Preise sehr hoch sind? Und was, wenn sie sehr niedrig sind?”. Mit einiger Wahrscheinlichkeit tritt eine Realität ein, die zwischen den beiden Szenarien mit den tiefen und hohen Preisen liegen wird – etwa das von uns berechnete mittlere Szenario oder ein anderes mittleres Szenario. 

Niemand kann in die Zukunft blicken und externe Ereignisse oder politische Entscheidungen vorhersagen, deshalb können auch wir keine exakte „Vorhersage“ machen: Sowohl die Brennstoffpreise als auch die Investitionskosten, Fördersätze und CO2-Preise in Zukunft können auch weiter Schwankungen oder politischen Anpassungen unterliegen. Die Annahmen sind insofern eine Momentaufnahme, die bei heutigen Investitionsentscheidungen helfen kann, die aber dennoch mit leichten Unwägbarkeiten versehen ist.

12. Warum wurde nur ein Zinssatz von 2 % p.a. angenommen? Das ist doch aktuell viel zu wenig?

Die Rechnung erfolgt, wie in langjährigen Wirtschaftlichkeitsrechnungen üblich, ausschließlich in „realen“ Preisen, nicht nominal. Das heißt, dass bei zukünftigen Preisen die Inflation herausgerechnet wird, um mit konstanten Preisen auf Basis des Ausgangsjahres (in diesem Fall heute) zu rechnen.

Bei langjährigen Rechnungen wird auf diese Weise die Vergleichbarkeit mit heutigen Preisen sichergestellt. Ebenso wie alle Preise ist damit auch der angenommene Zins ein inflationsbereinigter Realzins. Realzinsen ergeben sich aus dem nominalen, bei der Bank gezahltem Zinssatz abzüglich der Inflationsrate. Bei einer (historisch zu beobachtenden und zukünftig von den Zentralbanken angepeilten) Inflationsrate von 2 % p.a. entspricht der angenommene Zins also einem heutigen Zinssatz von 4 % bei der Bank. Aktuell liegen nominale Zinssätze zwar höher, da die Inflationsrate aber auch höher liegt, ergibt sich ein Realzins in ähnlicher Größenordnung wie die angenommenen 2 %. 

13. Wie wurde mit Steuern, Abgaben und Umlagen für Energieträger umgegangen?

Alle Steuern, Abgaben und Umlagen wurden in der Berechnung berücksichtigt. Steuern und Netzentgelte sind in den angenommenen Strom- und Gaspreisen enthalten. Der bundesweite CO2-Preis nach dem Brennstoffemissionshandelsgesetz (BEHG), der sich nur auf Gas bezieht, wurde separat ausgewiesen und ist ebenfalls als Kostenbestandteil in die Berechnungen eingeflossen. Der europäische CO2-Preis (nur auf Strom) wurde nicht separat ausgewiesen, ist aber ebenfalls Teil der Rechnungen.

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Zum SPIEGEL-Artikel

 

Stand: 02.04.2024

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Dominik Rau

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