Q&A: Studie Regionale Rentenkaufkraft

Fragen und Antworten

1. Was untersucht die Studie?

Die Studie untersucht, wie die regionale Kaufkraft der gesetzlichen Rente ausfällt. Dabei hängt die Kaufkraft davon ab, wie hoch oder niedrig das Preisniveau in einer Region im Vergleich zum Bundesdurchschnitt ist. Die gesetzlichen Rentenzahlbeträge hängen davon ab, wie die Erwerbsbeteiligung und Erwerbsbiografien der Menschen in einer Region in der Vergangenheit waren.

2. Was sagt die Studie aus?

Jede Studie hat begrenzte Aussagekraft und kann immer nur für einen Teilbereich der Lebenswelt Ergebnisse liefern. Unsere Kurzstudie liefert einen Beitrag zur Diskussion, wie günstig oder teuer das Leben in einer Region im Durchschnitt ist. Die Ergebnisse geben keinen vollständigen Überblick, aber erste Hinweise über die Lebenshaltungskosten im Vergleich der 400 deutschen Kreise und zeigen die Kaufkraft der jeweiligen Renten in den Regionen.

Anhand dieser Daten können Menschen einordnen, vergleichen und näherungsweise ableiten, wie die statistischen Rahmenbedingungen in ihrer Region aussehen – und sich ggf. selbst im Anschluss fragen, inwieweit sie selbst für den Ruhestand gut aufgestellt sind. Solche Fragen individueller Vorsorge spielen in einer alternden Gesellschaft eine immer größere Rolle. Die Studie hat insofern zum Ziel, das Nachdenken über die wichtigen Themen Renten, Leben im Alter und Altersvorsorge anzuregen – mit Blick auf die individuelle Situation sowie auf die allgemeine Öffentlichkeit.

3. Was sagt die Studie nicht aus?

Die Kurzstudie hat nicht zum Ziel, eine Betrachtung im Einzelfall zu ersetzen. Sie trifft keine Aussage darüber, wie viel Menschen für das Wohnen ausgeben müssen, ob sie zur Miete oder im Eigentum wohnen, wofür sie ihr Geld ausgeben und ob sie über weitere Alterseinkommen und Vermögen verfügen. Die Kurzstudie berücksichtigt auch nicht, ob Menschen allein leben oder sich den Haushalt teilen. Selbstverständlich beeinflussen diese Faktoren die individuelle Einkommenssituation der Haushalte (siehe auch Frage 9). 

Die Studie ist außerdem keine Untersuchung über die „Gerechtigkeit“ des deutschen Altersvorsorgesystems im Allgemeinen. Diesbezügliche Ableitungen oder Interpretationen sind von den Autorinnen und Autoren weder intendiert noch wären sie belastbar.

4. Was ist das Preisniveau?

Das Preisniveau gibt an, wie hoch die Preise für das tägliche Leben (u. a. Wohnen, Waren und Dienstleistungen) in einer Region im Vergleich zum Bundesdurchschnitt (Deutschland = 1) sind. Sind die Preise in einer Region höher als im Durchschnitt, ergibt sich ein Preisniveau von über 1, sind sie niedriger, liegt das Preisniveau unter 1. 

So ist z. B. das Leben in München besonders teuer, das Preisniveau Münchens liegt bei 1,18 und damit 18 Prozent über dem deutschen Durchschnitt. In Görlitz hingegen liegen die Preise nur bei 82 Prozent des Durchschnitts, das Preisniveau beträgt also 0,82. Über alle 400 Kreise und kreisfreien Städte in Deutschland ergibt sich so ein Preisindex, der jedem Kreis einen entsprechenden Wert zuweist.

Der Preisindex kann auch umgedreht berechnet werden: So kann über den Kehrwert des Preisindex (1/x) ausgesagt werden, wie viel z. B. 1.000 „bundesdurchschnittliche“ Euro in der Stadt München Wert sind. Nämlich 1.000/1,18 = 851 Euro. Im Landkreis Görlitz liegt die so gemessene Kaufkraft von 1.000 Euro bei 1.220 Euro.

Anders ausgedrückt verdeutlicht folgendes Beispiel die „Wirkung“ des Preisniveaus: Für einen durchschnittlichen Warenkorb mit einem Wert von 1.000 Euro (Bundesdurchschnitt) müssen Menschen in München 1.176 Euro bezahlen, während in Görlitz für dieselben Waren und Dienstleistungen 819 Euro ausreichen.

5. Wie wurde das Preisniveau berechnet?

Regionale Preisindizes sind in offiziellen Statistiken nicht verfügbar (oder den Autorinnen und Autoren nicht bekannt), weshalb eine methodische Annährung erforderlich ist. Lebenshaltungskosten wurden für die Untersuchung anhand der regionalen Wohnkosten approximiert. Diese sind in zweierlei Hinsicht als Vereinfachung geeignet: Erstens entfällt mit rund 30 Prozent ein großer Ausgabenanteil der privaten Haushalte auf das „Wohnen“. 

Zweitens zeigen eine Studie von Weinand und Auer (2019) sowie aktuell eine Untersuchung von Goecke et al. (2023), dass sich regionale Preise besonders im Bereich der Wohnkosten und weniger im Bereich von Gütern und Dienstleistungen unterscheiden. Das Preisniveau wurde approximiert über die Verteilung der Angebotsmieten von Empirica (2023).

6. Was ist ein Rentenzahlbetrag?

Der Rentenzahlbetrag ist der durchschnittliche monatliche Eurobetrag der von der Gesetzlichen Rentenversicherung gezahlten Renten (hier: nur Altersrenten im Rentenbestand 2021, ohne Zahlungen an Rentnerinnen und Rentner im Ausland), nach Abzug der Eigenbeiträge zur Kranken- und Pflegeversicherung. Es handelt sich somit um einen Nettobetrag, allerdings vor Abzug eventuell zu zahlender Steuern. 

Der Rentenzahlbetrag in Deutschland beträgt in der hier gewählten Abgrenzung im Durchschnitt 1.036 Euro. Der Rentenzahlbetrag ist beispielsweise in Cottbus mit 1.258 Euro besonders hoch bzw. überdurchschnittlich hoch. Im Eifelkreis Bitburg-Prüm liegt er hingegen mit 831 Euro unter dem Durchschnitt.
 

7. Warum sind die Rentenzahlbeträge im Durchschnitt in Ostdeutschland höher?

Der Rentenzahlbetrag hängt wesentlich von der Höhe der im Erwerbsleben geleisteten Einzahlung sowie der Dauer der Einzahlungen ab. In Ostdeutschland haben die Menschen im Schnitt länger gearbeitet und damit mehr in die Gesetzliche Rentenversicherung eingezahlt als im Westen. Zudem ist im Osten die Erwerbstätigkeit von Frauen im Vergleich zum Westen deutlich höher. Dies erklärt die im Durchschnitt höheren Rentenzahlbeträge im Osten.

8. Wie wurde die Rentenkaufkraft berechnet?

Die Rentenkaufkraft ergibt sich aus den jeweiligen regionalen Rentenzahlbeträgen und dem regionalen Preisniveau. Dabei gilt: je höher das regionale Preisniveau, desto geringer die Kaufkraft und umgekehrt. Um die Rentenkaufkraft zu bestimmen, werden die regionalen Rentenzahlbeträge also mit dem regionalen Preisindex „gewichtet“.

9. Warum werden lediglich Rentenzahlbeträge berücksichtigt? Was ist mit anderen Einkommensarten und Vermögen?

Die Studie gibt Auskunft über die durchschnittliche Kaufkraft von Renten und legt dabei den Fokus auf die gesetzliche Rente (Rentenzahlbeträge). Die gesetzliche Rente ist für viele Menschen die Haupteinkommensquelle im Ruhestand. Über 60 Prozent der Alterseinkommen beziehen Menschen im Ruhestand aus dieser Quelle. Die übrigen knapp 40 Prozent stammen u. a. aus betrieblicher und privater Altersvorsorge (siehe BMAS 2023). Im Einzelfall kann die Zusammensetzung der Alterseinkünfte eines Haushalts deutlich vom Durchschnitt abweichen.

Hingegen zeichnet die Studie kein umfassendes Bild aller Alterseinkünfte. Betriebsrenten, Riesterrenten oder z. B. Lebensversicherungen sind nicht Teil der Untersuchung. Auch Vermögen und Erbschaften, selbstgenutztes Wohneigentum oder Mieteinnahmen und Kapitaleinkünfte werden nicht berücksichtigt. Umfassende und belastbare Daten auf regionaler Ebene sind hierfür nicht verfügbar. Ebenso verzichtet die Studie darauf, die Haushaltskonstellation zu berücksichtigen, etwa ob Menschen allein leben oder in einer anderen Konstellation. All diese Faktoren haben selbstverständlich Einfluss auf die individuelle Einkommenssituation der Haushalte, sie sind aber nicht Untersuchungsgegenstand der Studie. 

Die Daten und Karten in der Studie beziehen sich auf jeweilige Durchschnittswerte, eine Berücksichtigung der individuellen Einkommens- und Haushaltssituation ist in diesem Rahmen nicht möglich. Die „individuelle Kaufkraft im Ruhestand“ inklusive aller Einkünfte der Haushalte (z. B. zwei Rentenbeziehende im Haushalt und weitere Alterseinkommen etwa aus privater und betrieblicher Altersvorsorge) kann aber stets ermittelt werden, indem die Summe aller Einkünfte in Bezug zum jeweiligen Preisniveau der Wohnregion gesetzt wird.

10. Die Studie nutzt die regionalen Angebotsmieten für die Analyse der Kaufkraft. Greift das nicht viel zu kurz?

Nein, die Forschung zeigt, dass die Wohnkosten, angenähert durch die Angebotsmieten, ein sehr geeigneter Indikator sind, um das Muster der regionalen Preise aus aufwändigen und detaillierten Analysen zu treffen. Die jüngst vom IW Köln und BBSR (Goecke et al. 2023) veröffentlichte Studie bestätigt die hohe Korrelation von Wohnkosten und anderen Preisen eindrücklich. Die Abweichungen bei genauerer Erhebung der Preise sind für den illustrativen Charakter der Studie vernachlässigbar. Tatsächlich schwanken die Preise in Deutschland ohne die Berücksichtigung der Wohnkosten nur um maximal sechs Prozent, inklusive Wohnkosten um rund 40 Prozent. 

Da die Studie von IW Köln und BBSR zum Zeitpunkt der Erstellung der Studie noch nicht verfügbar war, wurde der beschriebene methodische Ansatz gewählt. Die Ergebnisse und Kernaussagen der Studie gelten mit beiden Datengrundlagen gleichermaßen.

Dabei ist wichtig zu betonen, dass die Studie keine Aussage über Wohnkosten oder Mietbelastungen von Rentnerinnen und Rentner macht und machen will, sondern lediglich das allgemeine Preisniveau der Kreise und kreisfreien Städte nachbildet.

11. Was ist mit Beamtinnen und Beamten, Selbständigen und anderen Personengruppen, die keine gesetzliche Rente beziehen?

Auch Personengruppen, die keine gesetzliche Rente beziehen, sind unabhängig von ihren Einkommensquellen vom Preisniveau in ihrer Wohnregion betroffen, da sie ihren Lebensunterhalt dort finanzieren müssen. Die Studie ist damit auch für nicht GRV-Versicherte anschaulich.

12. Was kann ich für meine Region und meine Altersvorsorge daraus ableiten?

Allgemein zeigt sich, dass eine langjährige, sozialversicherungspflichtige Erwerbstätigkeit der Schlüssel für auskömmliche Alterseinkommen ist. Darüber hinaus macht die Analyse aber deutlich, dass es nicht unbedingt die wirtschaftlich stärksten und damit einkommensstärksten Regionen sind, in denen Menschen im Alter über hohe Renten verfügen und damit weniger Vorsorgebedarf haben. Im Gegenteil, zumeist sind es genau diese Regionen, in denen das Preisniveau verhältnismäßig hoch und damit die Kaufkraft der Rente eingeschränkt ist. Entsprechend ist gerade dort zu prüfen, ob ausreichend hohe Zusatzvorsorge betrieben wird, um die gesetzliche Rente aufzustocken.

13. Auf welchen Daten basiert die Studie?

Die Studie basiert auf den Daten der Deutschen Rentenversicherung Bund (Forschungsdatenzentrum der Rentenversicherung (FDZ-RV) 2023: Regionalfiles Aktiv Versicherte und Rentengeschehen) für die durchschnittlichen Rentenzahlbeträge auf Kreisebene sowie auf den Daten zu Angebotsmieten von Empirica (Empirica 2023: empirica Immobilienpreisindex (Basis: VALUE Marktdaten).