Kosten und Nutzen innovativer Arzneimittel

Auftraggeber

Verband Forschender Arzneimittelhersteller e. V. (vfa)

Jahr

2025


Die demografische Entwicklung führt zu mehr älteren Menschen, die häufiger medizinische Versorgung und mehr Medikamente benötigen. Gleichzeitig sinkt die Zahl der Erwerbstätigen, die mit ihren Beiträgen die gesetzliche Krankenversicherung (GKV) finanzieren. Diese Veränderungen stellen das Gesundheitssystem vor große Herausforderungen und sind regelmäßig Gegenstand gesundheitspolitischer Diskussionen über Kosteneinsparungen. 

Die Diskussion zu innovativen Arzneimitteln ist geprägt von zwei Dimensionen: Einerseits ermöglichen Innovationen im Bereich der Arzneimittel vielen Menschen ein besseres oder längeres Leben und machen Hoffnung auf die Heilung bestimmter Krankheiten. Andererseits generieren sie hohe Kosten und werden daher als Gefahr für die Finanzierbarkeit der ohnehin steigenden Gesundheitsausgaben in der alternden Gesellschaft gesehen. Was fehlt, ist ein gesamtheitlicher Blick, der die Entwicklung von Arzneimitteln, ihren gesellschaftlichen Nutzen und ihre Kosten zusammenbringt. 

Unsere Studie im Auftrag des Verbands Forschender Arzneimittelhersteller e. V. (vfa) hat zum Ziel, die öffentliche Diskussion um diesen gesamtheitlichen Blick zu ergänzen. Sie beleuchtet die Themenbereiche Innovation, Arzneimittelmarkt sowie den wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Nutzen von Arzneimitteln. 

Wie entstehen Arzneimittelinnovationen?

Die Studie stellt die Prozesse und Risiken der Entwicklung neuer Arzneimittel dar: 

  • Die Arzneimittelforschung entwickelt sich kontinuierlich weiter und nutzt neue Technologien wie Bio-, Gentechnologie und Künstliche Intelligenz. Die Pharmaindustrie zählt in Deutschland zu den fortschrittlichsten Forschungsfeldern.
  • Die Entwicklung neuer Arzneimittel ist teuer, komplex und mit hohen Risiken verbunden. Aus etwa 5.000-10.000 Substanzen in der Forschung schaffen es nur acht Wirkstoffe in klinische Studien, wovon wiederum lediglich einer als Medikament auf dem Markt zugelassen wird.
  • Innovative Arzneimittel genießen Patentschutz und können in der Anfangsphase geschützt vertrieben werden. Diese Planungssicherheit ermöglicht es den pharmazeutischen Unternehmen, langfristige Innovationsentscheidungen zu treffen.
  • Nach Ablauf des Patentschutzes können im Wettbewerb alternative Produkte entstehen, sogenannte Generika und Biosimilars. Doch ohne Originalpräparat gibt es keine Innovation.
  • Trotz der hohen Kosten und der langen Entwicklungszeiten entwickelt die pharmazeutische Industrie jährlich 30-40 neue Wirkstoffe für bessere und breitere Therapien.

Wie entwickelt sich der Arzneimittelmarkt?

Der Arzneimittelmarkt befindet sich im Spannungsfeld von Innovation und gesellschaftlichem Wandel: Nur eine ganzheitliche Betrachtung, die sowohl die gesellschaftlichen Veränderungen als auch die Innovationsprozesse einbezieht, ermöglicht eine nachhaltige Finanzierung und Versorgung im Gesundheitssystem.

  • Der gesundheitliche Nutzen innovativer Arzneimittel bleibt nach Ablauf des Patentschutzes bestehen.
  • Der Anteil patentgeschützter Arzneimittel an der insgesamt verordneten Menge im GKV-Arzneimittelmarkt ist rückläufig, da das Angebot an Medikamenten stetig wächst.
  • Der Generikawettbewerb nach Patentablauf senkt die Kosten und ermöglicht damit Spielräume für Innovationen.
  • Die eingeführten Regulierungsmaßnahmen (u.a. mit dem Arzneimittelmarktneuordnungsgesetz AMNOG) begrenzen die Arzneimittelausgaben. Die Kosten der GKV für Arzneimittel entwickeln sich im Einklang mit anderen Leistungsbereichen und nicht über Mengeneffekte und Inflation hinaus.
  • Hauptfaktoren für steigende Ausgaben sind die älter werdende Bevölkerung, die Zunahme bestimmter Erkrankungen sowie neue Arzneimittel, die erweiterte Behandlungsmöglichkeiten und längere Therapien ermöglichen. 

Welchen wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Nutzen haben Arzneimittel? 

  • Die pharmazeutische Industrie zeichnet sich durch eine hohe Innovationskraft, qualifizierte Fachkräfte, wachsende Beschäftigung und hohe Exporte aus und ist damit eine Schlüsselindustrie der deutschen Wirtschaft.
  • Innovative Arzneimittel erhöhen die Lebenserwartung. Zudem können sie durch bessere Therapiemöglichkeiten und einen längeren Verbleib in der Erwerbstätigkeit finanzielle und psychosoziale Belastungen reduzieren, die zu einer Einschränkung der Lebensqualität führen.
  • Innovative Arzneimittel reduzieren Fehlzeiten, erhöhen die Leistungsfähigkeit und verzögern den Eintritt in die Erwerbsminderung.
  • Den hohen Ausgaben für innovative Arzneimittel stehen Einsparungen (durch Prävention) gegenüber. 

Unsere Vorgehensweise

Um die öffentliche Diskussion um innovative Arzneimittel um einen gesamtheitlichen Blick zu ergänzen, haben wir Ergebnisse aus vorliegenden Analysen und Studien zu den Bereichen Innovation, Arzneimittelmarkt und sozio-ökonomischer Nutzen durch Arzneimittel zusammengetragen und eingeordnet. Anschauliche Fallbeispiele konkreter Entwicklungen flankieren die Studie. 

Links und Downloads

Zur Studie (PDF)

Zur Pressemitteilung des vfa

Projektteam: Jakob Ambros, Dr. Oliver Ehrentraut, Eva Willer, Miriam Lovis, Frederick Vierhub-Lorenz

Stand: 22.09.2025

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Dr. Oliver Ehrentraut

Partner, Direktor, Leitung der volkswirtschaftlichen Abteilung

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Jakob Ambros

Projekleiter

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