Ganztagsbetreuung für Grundschulkinder: Wo die Länder aktuell stehen

Auftraggeber

Bundesministerium für Bildung, Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMBFSFJ)

Jahr

laufend

Partner

Institut für Theorie und Empirie des Sozialen (ITES)


Kein Grundschulkind soll sich nach der Schule um sich selbst kümmern müssen, wenn dessen Eltern arbeiten gehen. Die Förderung der Vereinbarkeit von Familie und Beruf ist ein wichtiges Ziel des Ganztagsförderungsgesetzes (GaFöG). Mit dem 2021 verabschiedeten Gesetz wollen Bund und Länder den Ausbau eines bedarfsgerechten Bildungs- und Betreuungsangebots für Kinder im Grundschulalter beschleunigen. Das GaFöG sieht eine stufenweise Einführung des Rechtsanspruchs für Kinder im Grundschulalter ab dem Schuljahr 2026/2027 vor. 

Prognos erstellt für das Bundesministerium für Bildung, Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMBFSFJ) den im GaFöG verankerten Bericht zum Ausbaustand der ganztägigen Bildungs- und Betreuungsangebote für Grundschulkinder (GaFöG-Bericht). Dieser wird dem Bundestag jährlich vorgelegt.

Den dritten GaFöG-Bericht hat das BMBFSFJ am 3. Dezember 2025 veröffentlicht.

Direkt zum dritten GaFöG-Bericht (Webmagazin) 

Die Ergebnisse der GaFöG-Berichte im Überblick

GaFöG-Bericht 2025

Der dritte GaFöG-Bericht ist am 3. Dezember 2025 erschienen. Das sind die zentralen Ergebnisse:

Ausbaustand der Ganztagsbetreuung für Kinder im Grundschulalter

  • Im Schuljahr 2023/2024 besuchten etwa 1,9 Millionen Grundschulkinder ein Angebot der ganztägigen Bildung und Betreuung, was einer Zunahme von 69.000 Kindern (+ 3,8 Prozent) gegenüber dem Vorjahr entspricht. Diese positive Entwicklung zeigt, dass immer mehr Familien auf ganztägige Angebote zurückgreifen.
  • Rund 57 Prozent der Kinder im Alter von 6,5 bis 10,5 Jahren besuchten in diesem Schuljahr eine Ganztagsschule oder einen Hort (+ 1 Prozent im Vergleich zum Vorjahr).

Regionale Unterschiede

  • Die Nutzung ganztägiger Bildungsangebote für Kinder im Grundschulalter ist weiterhin von einem starken Ost-West-Gefälle geprägt.
  • Während die ostdeutschen Länder ein konstant hohes Niveau aufweisen, nimmt die Nutzung der Ganztagsangebote in den meisten westdeutschen Ländern nur leicht zu. In Ostdeutschland besuchten im Schuljahr 2023/2024 84 Prozent der Kinder ein solches Angebot, in Westdeutschland 51 Prozent.
  • Die Länder verfolgen unterschiedliche Ausbaustrategien. Während die ostdeutschen Länder tendenziell den qualitativen Ausbau des bestehenden Angebots priorisieren, steht in den westdeutschen Ländern der quantitative Ausbau im Fokus.

Bedarf an ganztägigen Bildungs- und Betreuungsangeboten

  • 65 Prozent der Eltern wünschen eine ganztägige Betreuung ihres Grundschulkinds, was einen Anstieg um einen Prozentpunkt gegenüber dem Vorjahr darstellt.
  • Trotz des Angebotsausbaus finden viele Eltern in den westdeutschen Ländern nicht die gewünschten Betreuungsplätze. Dies deutet darauf hin, dass das Angebot oft nicht mit den Bedürfnissen übereinstimmt, auch hinsichtlich der Ferienbetreuung.

Ausbaubedarf im Ganztag

  • Angesichts der demografischen Entwicklung und des rechtlichen Anspruchs auf Ganztagsbetreuung müssen bis 2026/2027 bundesweit mindestens 166.000 Plätze zusätzlich geschaffen werden.
  • Dieser Ausbaubedarf konzentriert sich hauptsächlich auf westdeutsche Länder.
  • Die ostdeutschen Länder sehen sich hingegen zunehmend mit der Herausforderung konfrontiert, Überkapazitäten durch rückläufige Kinderzahlen zu managen.

Maßnahmen zur Vorbereitung und Umsetzung des Rechtsanspruchs

  • Zur Vorbereitung auf den ab dem Schuljahr 2026/2027 stufenweise in Kraft tretenden Rechtsanspruch haben Bund und Länder ihre gemeinsamen Anstrengungen weiter intensiviert.
  • Der Bund unterstützt den Ausbau mit Finanzhilfen aus dem Sondervermögen „Ausbau ganztägiger Bildungs- und Betreuungsangebote für Kinder im Grundschulalter“ in Höhe von insgesamt 3,5 Milliarden Euro im Zeitraum 2020 bis 2029.
  • Trotz dieser Förderungen ist die Abrufquote der Mittel bislang niedrig, was auf verschiedene bürokratische Hürden, Unsicherheiten in der Bauplanung und Verzögerungen bei Genehmigungen zurückgeführt wird.
  • Während viele Länder die Personalsituation im Ganztag als positiv bewerten, sehen sie einige Länder kritischer und erwarten künftig keine Entspannung. Sowohl hinsichtlich der Menge als auch der Qualifikation des Personals besteht weiterhin Handlungsbedarf.

Themenschwerpunkt Ganztag aus Elternperspektive

  • Die Interviews mit Eltern verdeutlichen, dass ganztägige Bildung und Betreuung als notwendiger Bestandteil des Familienlebens angesehen wird, der die Struktur des Familienalltags verbessert und das kindliche Wohlbefinden fördert.
  • Positive Aspekte wie die Förderung von Selbstständigkeit, sozialen Kompetenzen und die Vereinbarkeit von Familie und Beruf werden hervorgehoben. Jedoch äußern viele Eltern auch den Wunsch nach mehr Flexibilität, zuverlässigeren Betreuungszeiten und einer verbesserten Qualität des Mittagessens in den Einrichtungen.
  • Insgesamt wünschen sich Eltern einen Ganztag, der kindzentriert, verlässlich, bildungsorientiert und inklusiv ausgestaltet ist. Damit soll er den Bedürfnissen der Kinder als auch den Anforderungen des Familienalltags gerecht werden.
     
GaFöG-Bericht 2024

Der zweite GaFöG-Bericht ist am 4. Dezember 2024 erschienen.

Zentrale Ergebnisse:

  • Im Schuljahr 2022/2023 besuchten näherungsweise 1,8 Millionen Kinder im Grundschulalter ein schulisches Ganztagsangebot oder ein Hortangebot. Das sind 130.000 Kinder mehr als im Jahr davor - ein überdurchschnittlicher Anstieg. Insgesamt besuchten im Schuljahr 2022/2023 rund 56 Prozent der Kinder im Grundschulalter eine Ganztagsschule oder eine Tageseinrichtung. Dies entspricht einer Zunahme gegenüber dem Vorjahr um einen Prozentpunkt.
  • Der Ausbau ganztägiger Bildungs- und Betreuungsangebote erfolgte im vergangenen Jahr in den meisten Ländern vorrangig oder ausschließlich im schulischen Bereich. Im Schuljahr 2022/2023 waren in Deutschland 73 Prozent aller Grundschulen ganztägig organisiert. Hortangebote wurden vor allem in den ostdeutschen Ländern ausgebaut.
  • Um den Bedarf an Betreuungsangeboten decken zu können, müssen bis zum Schuljahr 2026/2027 bundesweit mindestens 271.000 Plätze (+15 Prozent) neu geschaffen werden. Der Ausbaubedarf hat sich gegenüber dem ersten GaFöG-Bericht deutlich reduziert.
  • Aus einer Befragung der verantwortlichen Stellen in den Ländern im Mai 2024 geht hervor, dass die Mehrheit der Länder das damalige Angebot an Ganztagsplätzen für Kinder im Grundschulalter als (eher) bedarfsdeckend einschätzt. Die Einschätzungen zur Deckung des prospektiven Platzbedarfs im Schuljahr 2026/2027 fallen nochmals positiver aus.
  • Unterschiede zwischen den Ländern bei der Umsetzung des Investitionsprogramms Ganztagsausbau zeigen sich bei den geförderten Angebotsformen: Westdeutsche Länder fördern mehrheitlich schulische Angebote, während die Hälfte der ostdeutschen Länder bevorzugt Kooperationen zwischen dem schulischen Bereich und der Kinder- und Jugendhilfe fördert.
  • Die Mehrheit der Länder unterstützt den Ausbau des Ganztags auch mit zusätzlichen landeseigenen Mitteln.
  • Leitungen des Ganztags bewerten die berufsübergreifende Zusammenarbeit mit Partnerinnen und Partnern sowie die zunehmend flexibleren und umfassenderen Betreuungszeiten positiv.
  • Hingegen sehen sie die personelle Ausstattung, die Qualifikation des Personals sowie die räumliche Gestaltung des Ganztags als nicht zufriedenstellend an.
GaFöG-Bericht 2023

Der erste GaFöG-Bericht ist am 6. Dezember 2023 erschienen.

Zentrale Ergebnisse:

  • Im Schuljahr 2021/2022 besuchten etwa 1,7 Millionen Kinder im Grundschulalter ein schulisches Ganztagsangebot oder eine Tageseinrichtung mit Schulkindbetreuung (Hortangebote). Dies entsprach rund 55 Prozent aller Kinder im Grundschulalter.
  • Die Bildungs- und Betreuungsangebote für Kinder im Grundschulalter wurden in den letzten Jahren und Jahrzehnten in allen Ländern deutlich ausgebaut. Das Ergebnis ist eine vielfältige Angebotslandschaft.
  • Um unter Berücksichtigung der demografischen Entwicklung, der Betreuungswünsche der Eltern und des stufenweise in Kraft tretenden Rechtsanspruchs ein bedarfsdeckendes Angebot vorhalten zu können, müssen bis zum Schuljahr 2026/2027 bundesweit rund 393.000 Plätze neu geschaffen werden. Dies gilt zumindest dann, wenn sich die elterlichen Bedarfe künftig nicht verändern. Sollte der elterliche Bedarf dagegen steigen, werden bis 2026/2027 rund 545.000 zusätzliche Plätze benötigt. Im Mittel sind das etwa 470.000 zusätzliche Plätze
  • Mit Blick auf die Einführung des Rechtsanspruchs zeigt sich in den Ländern eine große Bandbreite an vorbereitenden Maßnahmen. Die bereitgestellten Finanzhilfen des Bundes haben dabei bislang vorwiegend zum qualitativen Ausbau des Platzangebots beigetragen.
  • Expertinnen und Experten des Ganztags schätzen weiterhin die personelle, finanzielle und räumliche Ausstattung des Ganztags, Fortbildungen für das Personal sowie die Elternmitarbeit als kritisch ein.
  • Länderübergreifend vereinbarte „Leitplanken“ wie die Empfehlungen der Kultusministerkonferenz (KMK) vom 12. Oktober 2023 können für Länder und Kommunen eine orientierende Funktion aufweisen und zur Reduktion unterschiedlicher Ausführungsqualitäten des Ganztags beitragen.

Unsere Vorgehensweise

Der Ausbaustand der ganztägigen Bildungs- und Betreuungsangebote für Kinder im Grundschulalter wird auf Basis der Ganztagsschulstatistik der KMK und der amtlichen Kinder- und Jugendhilfestatistik beleuchtet. Die elterlichen Bedarfe werden anhand der Kinderbetreuungsstudie des Deutschen Jugendinstituts – einer bundesweiten Elternbefragung – dargestellt. Zur Berechnung der zukünftig benötigten Ganztagsplätze erfolgt zudem eine Fortschreibung der Bevölkerung im Grundschulalter bis zum Schuljahr 2029/2030.

Die Maßnahmen des Bundes und der Länder zur Vorbereitung und Umsetzung des Rechtsanspruchs werden im Wesentlichen auf Basis der länderspezifischen Förderrichtlinien und Verwaltungsdaten zu den Investitionsprogrammen des Bundes sowie einer Online-Befragung der Länder dargestellt.

In Kooperation mit ITES werden vor allem qualitative Fragestellungen zur Weiterentwicklung bestehender Ganztagsangebote beantwortet. Hierzu werden Befragungen von Schulleitungen, Eltern und Kindern sowie Fallstudien in Kommunen durchgeführt.

Links und Download

GaFöG-Bericht 2025 (PDF)

GaFöG-Bericht 2024 (PDF)

GaFöG-Bericht 2023 (PDF)

Webmagazin GaFöG-Bericht 2025

Mehr zu unserer Arbeit in diesem Themenbereich

Projektteam: Gwendolyn Huschik, Sören Mohr, Paula Kostrzewa, Dr. Anna Marina Schmidt, Dr. Dagmar Weßler-Poßberg

Stand: 03.12.2025

Neuigkeiten aus dem Projekt

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| Event

Im Rahmen eines Impulsvortrags mit anschließender Diskussion stellt Gwendolyn Huschik den Mentorinnen und Mentoren der Bundesinitiative Lokale Bündnisse für Familie die Ergebnisse des ersten GaFöG-Berichts vor.

Haben Sie Fragen?

Ihr Kontakt bei Prognos

Gwendolyn Huschik

Projektleiterin

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Dr. Dagmar Weßler-Poßberg

Partnerin, Leitung Gesellschaftspolitik

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