Arbeiten trotz Rente: Ein Baustein für mehr Wachstum

 

Auftraggeber

Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft (INSM)

Jahr

2024


Deutschlands Bevölkerung altert. Auf mehr Rentnerinnen und Rentner kommen immer weniger Erwerbstätige. Bereits heute fehlen vielerorts Fachkräfte und Arbeitgeber versuchen händeringend, offene Stellen zu besetzen. Dabei fällt der Blick auch auf Menschen, die bereits eine Rente beziehen. Welche volkswirtschaftlichen Effekte hat es, wenn Menschen, die eine Rente beziehen, zusätzlich arbeiten? Diese Frage haben wir im Auftrag der Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft (INSM) untersucht.  

Drei Szenarien zum wirtschaftlichen Potenzial einer höheren Erwerbsbeteiligung

Um das wirtschaftliche Potenzial einer höheren Erwerbsbeteiligung zu ermitteln, bildeten wir drei Szenarien für das Jahr 2025:

  • Szenario „Chance“: In diesem Szenario gehen wir davon aus, dass bis 2025 300.000 zusätzliche Rentnerinnen und Rentner erwerbstätig sind. 
  • Moderates Szenario: Das Szenario zeigt die volkswirtschaftlichen Wirkungen, wenn 150.000 Rentnerinnen und Rentner zusätzlich einer Arbeit nachgehen. 
  • Pessimistisches Szenario: Dieses Szenario beruht auf der Annahme, dass es 50.000 zusätzliche Erwerbstätige gibt. 

Arbeiten im Alter als Baustein für mehr Wachstum

Unsere Studie zeigt: Zusätzliche Erwerbstätigkeit im Rentenalter hat positive wirtschaftliche Auswirkungen. Unter den getroffenen Annahmen steigen volkswirtschaftliche Kennzahlen wie Wertschöpfung und Wachstum, wenn mehr Rentnerinnen und Rentner erwerbstätig sind. 

  • Wertschöpfung: In den Szenarien werden zusätzliche Rentnerinnen und Rentner zur (Wieder-)Aufnahme einer Erwerbstätigkeit motiviert. Die zusätzliche Erwerbstätigkeit führt zu Wertschöpfung in Höhe von 3,6 Mrd. Euro im pessimistischen Szenario bis 18,2 Mrd. Euro im Szenario „Chance“.
  • Fiskalische Effekte: Aufgrund der zusätzlichen Beschäftigung und der erwirtschafteten Wertschöpfung ergeben sich Steuermehreinnahmen (direkte und indirekte Steuern) sowie zusätzliche Sozialbeiträge. In der Summe betragen diese Effekte im pessimistischen Szenario 1,3 Mrd. Euro, im optimistischen Fall 5,2 Mrd. Euro. 
  • Beschäftigungseffekte: Die zusätzlich erwerbstätigen Rentnerinnen und Rentner verfügen über mehr Einkommen, ihr Konsum steigt. Auch die Unternehmen sichern indirekt Arbeitsplätze in vor- und nachgelagerten Bereichen. Beides hat positive Auswirkungen auf die Beschäftigung: Die zusätzlichen Beschäftigungseffekte liegen je nach Szenario bei knapp 20.000 bis 60.000 Personen. 

Keine Aussage zur Wirkung der „Aktivrente“ möglich

Die Studienergebnisse lassen keine direkten Rückschlüsse auf die Wirkungen der sogenannten Aktivrente zu. Die Aktivrente ist ein politischer Reformvorschlag, der einen Steuerfreibetrag für erwerbstätige Rentnerinnen und Rentner vorsieht. Die Aktivrente soll älteren Menschen ein steuerfreies Weiterarbeiten in der Rente bis zu einer Grenze von 2.000 Euro im Monat ermöglichen. Da es die Aktivrente (noch) nicht gibt, lässt sich nicht sagen, wie sie sich auf die Erwerbsbeteiligung älterer Menschen auswirkt.  

Unsere Vorgehensweise

Grundlage unserer Berechnungen sind Menschen im Rentenbezug in der Altersgruppe 65-69 Jahre. Die Erwerbsquote dieser Altersgruppe liegt laut Statistischem Bundesamt aktuell bei 16,7 Prozent (751.000 Erwerbstätige). Darauf basierend bildeten wir drei „Was-wäre-wenn“-Szenarien für das Jahr 2025 (vgl. oben), die die Erwerbsquote rechnerisch um bis zu 40 Prozent erhöhen. 

Die gesamtwirtschaftlichen Effekte berechneten wir mit einer Input-Output-Analyse. Zu den wirtschaftlichen Rahmenbedingungen nutzten wir Daten und Informationen aus dem Prognos Economic Outlook (PEO) und für die Steuerzahlungen der älteren Erwerbstätigen verwendeten wir das SOEP-basierte Mikrosimulationsmodell.  

Links und Downloads

Zur Studie (PDF, Webseite INSM)

Projektteam: Dr. Oliver Ehrentraut, Dr. Stefan Moog, Hauke Toborg

Stand: 25.11.2024
 

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Ihr Kontakt bei Prognos

Dr. Oliver Ehrentraut

Partner, Direktor, Leitung der volkswirtschaftlichen Abteilung

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