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Arbeiten nach Sonnenuntergang: Die Nachtökonomie in Baden-Württemberg

Auftraggeber

Ministerium für Wirtschaft, Arbeit und Tourismus des Landes Baden-Württemberg

Jahr

2025

Partner

Kordula Kunert Kulturmanagement


Von Bars und Kneipen über Clubs und Diskotheken bis hin zu Kinos und Musikspielstätten: Die Arbeit nach Sonnenuntergang ist vielfältig. Die Nachtökonomie umfasst all jene Gastronomie- und Kulturbetriebe, die ihren Schwerpunkt in den Abend- und Nachtstunden haben. Dazu zählen Restaurants, Imbisse, Kneipen, Bars, Veranstaltungslocations, Theater, Kinos, Clubs und Diskotheken.

Dieses komplexe Geflecht aus Unterhaltung, Genuss und Kultur macht Städte lebendig, prägt ihre Standortattraktivität, bereichert das soziale Leben und stärkt den gesellschaftlichen Zusammenhalt in einer Region.

Im Auftrag des Ministeriums für Wirtschaft, Arbeit und Tourismus Baden-Württemberg analysierte Prognos gemeinsam mit Kordula Kunert Kulturmanagement die Nachtökonomie in Baden-Württemberg. Ziel der Studie war, die Bedeutung der Nachtökonomie aus verschiedenen Perspektiven zu beleuchten.

Welche Bedeutung hat die Nachtökonomie in Baden-Württemberg?

Der Begriff „Nachtökonomie“ beschreibt in unserer Definition das abendliche und nächtliche Leben sowie die wirtschaftlichen Aktivitäten von Gastronomie- und Kulturbetrieben, die vorwiegend abends oder nachts öffnen. Dieser nachts fluorierende Wirtschaftszweig ist sowohl bedeutsam für die Standortattraktivität und die Bindung von Fachkräften aber auch für die Stärkung des gesellschaftlichen Zusammenhalts.  

Unsere Studie untersuchte die Bedeutung der Nachtökonomie aus verschiedenen Blickwinkeln:  

  • Wirtschaftliche Bedeutung: Die Nachtökonomie in Baden-Württemberg trägt zur Attraktivität und Lebensqualität von Städten und Regionen bei und ist damit ein wichtiger Standortfaktor für das Land Baden-Württemberg. Sie ist darüber hinaus ein dynamischer Wirtschaftsfaktor mit wirtschaftlichen Verflechtungen und Kaufkrafteffekten außerhalb der Nachtökonomie.
  • Soziale und kulturelle Bedeutung: Als Ort der Begegnung hat das Nachtleben eine große Bedeutung für das soziale Zusammenleben und die gesellschaftliche Teilhabe in Baden-Württemberg. Menschen kommen zusammen, knüpfen Kontakte und stärken Freundschaften. Aufklärung und Angebote zur Gesundheitsprävention tragen zu einem sicheren Miteinander bei. Zugleich bietet die Nachtökonomie Räume zum Ausprobieren, was Fachkräftenachwuchs und Professionalisierung fördert.
  • Stadt- und mobilitätspolitische Bedeutung: Nachtkultur und -leben prägen Innenstädte und Ausgehviertel in Baden-Württemberg. Sie beeinflussen damit Stadträume und die Identität von Städten und Regionen. Die Erreichbarkeit von nachtkulturellen Einrichtungen zu den entsprechenden Uhrzeiten ist vielerorts eine Herausforderung, der modellhaft mit innovativen Mobilitätskonzepten begegnet wird. Zudem tragen Initiativen und Programme dazu bei, das Sicherheitsempfinden von Gästen zu erhöhen.
  • Herausforderungen und Trends: Die Nachtökonomie steht vor Herausforderungen wie verändertem Ausgehverhalten, Inflationsdruck, Lärmkonflikten und rechtlichen Hürden. Trends wie die Eventisierung und ein wachsendes Gesundheitsbewusstsein beeinflussen das Konsumverhalten. 

Handlungsempfehlungen zur Stärkung der Nachtökonomie in Baden-Württemberg  

  • Stärkung und Förderung der Nachtökonomie als Wirtschafts- und Innovationsfaktor: Die Nachtökonomie als wichtigen Wirtschafts- und Innovationsfaktor anerkennen und gezielt fördern. Dazu gehört ihre Einbindung in Wirtschaftsförderprogramme, Unternehmens-Sponsoring von Nachtkultur sowie ihre Berücksichtigung in Stadtentwicklungsstrategien und Entscheidungsprozessen.
  • Netzwerkbildung und rechtliche Anpassungen: Interdisziplinäre Netzwerke aufbauen und stärken, um die Zusammenarbeit zwischen Akteuren zu fördern. Gleichzeitig rechtliche Rahmenbedingungen verbessern, etwa durch flexiblere Gesetzesanwendung und Anpassung wirtschaftshemmender Regelungen.  
  • Resilienz und Diversität der Geschäftsmodelle: Die Widerstandsfähigkeit nachtökonomischer Betriebe durch ein vielfältigeres Angebot, neue Einnahmequellen und alternative Monetarisierungsstrategien erhöhen.
  • Gesundheit, Sicherheit und Inklusion: Gesundheitsprävention und Arbeitsschutz in der Nachtökonomie verbessern, Inklusion und Diversität fördern sowie Sicherheit und Konfliktprävention im öffentlichen Raum durch gezielte Maßnahmen stärken.  
  • Anpassung der Infrastruktur und regionale Stärkung: Innovative Mobilitätskonzepte für die Abend- und Nachtstunden entwickeln, damit Gäste gut an ihr Ziel kommen. Auch in ländlichen Regionen die Nachtökonomie stärken, etwa durch alternative Betriebsformen und den Aufbau regionaler Netzwerke. 

Unsere Vorgehensweise

Die Studie kombinierte quantitative Datenanalysen, Interviews mit Expertinnen und Experten sowie partizipative Formate wie Workshops. Ein Fachgremium begleitete den Prozess und diskutierte regelmäßig Zwischenergebnisse. Fünf Regionen wurden detailliert analysiert und beschrieben: Mannheim, Freiburg, Aalen, Heilbronn und Konstanz.  

Die Analyse liefert Erkenntnisse und Empfehlungen zur Bedeutung der Nachtökonomie in Baden-Württemberg und zeigt ihre Potenziale für den Wirtschaftsstandort und dessen Wettbewerbsfähigkeit auf. 

Links und Downloads

Zur Studie (PDF)

Projektteam: Bianca Creutz, Frauke Dornberg, Dr. Anna Heugel, Kamronbek Turgunov

Stand: 16.09.2025

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Bianca Creutz

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Frauke Dornberg

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