Wie gelingt der Ausbau der Fernwärme?

 

Auftraggeber

Agora Think Tanks gGmbh

Jahr

2024

Partner

GEF Ingenieur AG


Wärmenetze sind ein wichtiger Baustein auf dem Weg zur Klimaneutralität. Im Szenario Klimaneutrales Deutschland 2045, das Prognos und seine Partner im Auftrag von Agora Think Tanks und Agora Verkehrswende erstellt haben, verdoppelt sich der Fernwärmeverbrauch in Gebäuden bis 2045. Zudem wird sich die Zahl der Gebäude, die mit Fernwärme versorgt werden müssen, bis dahin verdreifachen. Um die Klimaschutzziele bis 2045 zu erreichen, muss die Fernwärme ausgebaut und die bestehende, fossil geprägte Fernwärmeerzeugung auf erneuerbare Energien umgestellt werden. 

Vor diesem Hintergrund untersuchten wir für Agora Think Tanks gemeinsam mit GEF Ingenieur, welche wirtschaftlichen Herausforderungen dem Fernwärmeausbau aktuell noch entgegenstehen.

Die Studie analysiert anhand von drei beispielhaften Fernwärmesystemen, welche Rahmenbedingungen für den Ausbau und die erfolgreiche Transformation der Fernwärme förderlich sind. Aus den Ergebnissen werden Empfehlungen für Politikinstrumente abgeleitet.   

Herausforderungen beim Ausbau der Fernwärme

Die Finanzierung des Netzausbaus ist nicht sichergestellt: Zum Erreichen der Klimaschutzziele ist eine Verdreifachung der Trassenlängen für Fernwärme bis 2045 im Vergleich zum Jahr 2023 notwendig. Die notwendigen Investitionen in Höhe von ca. 106 Milliarden Euro sind für viele Energieversorgungsunternehmen eine große Herausforderung. Viele Fernwärmeunternehmen haben keinen ausreichenden Zugang zu Fremdkapital.   

Die Bezahlbarkeit der Fernwärme und der Verbraucherschutz sind ebenfalls entscheidend für den erfolgreichen Ausbau der Fernwärme. 

So kann der Ausbau finanziert werden

Für Wärmeversorgungsunternehmen werden unter anderem folgende Förderinstrumente untersucht:

  • Reduktion der Strombezugskosten für die Erzeugung von Fernwärme aus erneuerbaren Energien: Reduktion der Stromsteuer für systemdienlich betriebene Großwärmepumpen um 2 Cent/kWh auf das EU-Minimum sowie Prüfung der Möglichkeit für ein Netzentgeltsystem mit zeitvariablen lokalen Arbeitspreisen und geringeren Leistungspreisen als Hauptanreiz für flexiblen Verbrauch
  • Verlängerung der Bundesförderung für effiziente Wärmenetze (BEW) in ihrer jetzigen Form über 2028 hinaus und gezielte Anpassung des Kraft-Wärme-Kopplungs-Gesetzes (KWKG), um Investitionen in erneuerbare und systemdienliche Fernwärme weiter zu unterstützen
  • Adressierung der Förderung von Wasserstoff-KWK-Anlagen über Strommarktmechanismen wie beispielsweise Contract for Difference (CfD)
  • Eine Reform der Wärmelieferverordnung, in der die Preisreferenz auf Basis einer Wärmeversorgung ermittelt wird, die den Anforderungen des Gebäudeenergiegesetzes entspricht

Diese Maßnahmen könnten einen wirtschaftlichen Rahmen für Fernwärmeversorger schaffen und gleichzeitig den Preisanstieg für Kundinnen und Kunden dämpfen. 

Schnelles Handeln ist wirtschaftlicher

Ein zügiger Ausbau der Fernwärme könnte zu höheren Anschlussraten auf Kundenseite führen und somit die Wirtschaftlichkeit verbessern. Geht der Ausbau langsam voran, könnten sich Haushalte für andere Heizungsarten entscheiden. Dies würde die Kosten für die verbleibenden Haushalte erhöhen, was insbesondere für einkommensschwache und Miethaushalte ohne Wechselmöglichkeiten ein Risiko darstellt. Der Netzausbau für neue Anschlussgebiete hängt daher stark von einer zügigen Verbesserung der Rahmenbedingungen ab.

Unsere Vorgehensweise 

Die Wirtschaftlichkeitsberechnungen der Studie basieren auf dem Szenario Klimaneutrales Deutschland 2045.

In Zusammenarbeit mit der Fernwärmebranche, Sozialverbänden, Akteuren aus Finanzierung und Politik haben wir auf Basis dieses Szenarios drei typisierte Fallbeispiele entwickelt. Für die Berechnung der Wirtschaftlichkeit wurden mittels eines Fernwärme-Dispatch-Modells relevante Betriebsdaten bestimmt. Im nächsten Schritt erfolgte die Wirtschaftlichkeitsberechnung der Fernwärmenetze anhand einer dynamischen Investitionsrechnung, mit der die Effekte unterschiedlicher Politikinstrumente auf die Wirtschaftlichkeit analysiert wurden. 

Links und Downloads

Zur Studie (Webseite Agora)

Mehr über das Szenario Klimaneutrales Deutschland 2045

Projektteam: Mohammad Alkasabreh, Elias Althoff, Silvia Dominkovic, Dr. Noha Saad, Malek Sahnoun, Nils Thamling, Minh Phuong Vu

Stand: 18.09.2024

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