Wege aus der Teilzeit(falle): Mit geeigneten Maßnahmen zu mehr Arbeitskräften

Auftraggeber

Sächsisches Staatsministerium der Justiz und für Demokratie, Europa und Gleichstellung (SMJusDEG)

Jahr

2024


Teilzeitarbeit ist weit verbreitet und gleichzeitig eine gesellschaftliche Herausforderung: Sie bringt finanzielle Nachteile, fördert Altersarmut, erschwert den beruflichen Aufstieg und verschärft den Fachkräftemangel. Vielerorts sind Teilzeitbeschäftigte in erster Linie Frauen – von denen viele gerne mehr arbeiten würden, wenn die Bedingungen dafür besser wären.

Das Sächsische Staatsministerium der Justiz und für Demokratie, Europa und Gleichstellung hat uns beauftragt, die Situation für Sachsen zu analysieren und Empfehlungen zu erarbeiten. Unsere Studie zeigt: Unter verbesserten Rahmenbedingungen könnten bis zu 73.000 zusätzliche Vollzeitäquivalente entstehen.

Ungenutztes Arbeitskräftepotenzial in Sachsen

Das sind die Kernergebnisse unserer Untersuchung:

  • Frauen in Sachsen arbeiten seltener in Teilzeit als im Bundesdurchschnitt (40 vs. 46 Prozent); der Anteil der Männer entspricht dem Bundesdurchschnitt (10 Prozent). 
  • Als Grund für Teilzeitbeschäftigung nennen Frauen meist die Familie, Männer gesundheitliche Einschränkungen. Die Work-Life-Balance spielt bei vielen Befragten eine Rolle.
  • Ein Fünftel der Befragten möchte aktuell die Arbeitszeit erhöhen, im Durchschnitt um sieben Stunden pro Woche. 
  • Ein Drittel würde mehr arbeiten, wenn ihre Arbeit weniger belastend wäre.
  • Zwei Drittel wären zu höheren Stundenzahlen bereit, wenn Arbeitgeber dies anböten.
  • Unter den aktuellen Rahmenbedingungen könnten in Sachsen bis zu 13.000 zusätzliche Vollzeitäquivalente entstehen, unter optimierten bis zu 73.000.

To-Dos für Wirtschaft, Politik und Gesellschaft

Um diese Potenziale auszuschöpfen, empfehlen wir unter anderem folgende Maßnahmen zur Verbesserung der Rahmenbedingungen:

  • Stärkere Anerkennung von Sorgearbeit (auch monetär)
  • Bessere Kommunikation zu den Nachteilen der Teilzeit vonseiten der Wirtschaft und öffentlicher Stellen
  • Abschaffung der Steuerfreiheit von Minijobs und Reform des Ehegattensplittings
  • Verbesserungen in der Kinderbetreuung (Betriebskitas, flexible Betreuung, beitragsfreie Kitas)
  • Förderung von Weiterbildung und Umschulung
  • Familienfreundliche Unternehmenskultur (Homeoffice, Gleitzeit)
  • Förderung positiver männlicher Rollenvorbilder und gerechte Aufteilung von Sorgearbeit
  • Betriebliche Gesundheitsförderung

Unsere Vorgehensweise

Im Studiendesign haben wir eine qualitative Analyse auf Grundlage von Fokusgruppengesprächen und einer quantitativen repräsentativen Umfrage unter 500 Teilzeitbeschäftigten in Sachsen mit einem Mutiplikatorinnen- und Multiplikatorenworkshop kombiniert. 

Links und Downloads

Zur Studie (PDF, Webseite SMJusDEG)

Projektteam: Denise Brosda, Sören Mohr, Dr. Claire Samtleben, Evelyn Stoll  

Stand: 27.11.2024

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Sören Mohr

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