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Telematikinfrastruktur in der Pflege nutzen

Auftraggeber

GKV-Spitzenverband

Jahr

2025

Partner

HeuRika


Die Digitalisierung im Gesundheitswesen voranzubringen ist eine zentrale und drängende Aufgabe der kommenden Jahre. Die Telematikinfrastruktur (TI) soll das digitale Netz des Gesundheitssystems werden und den sicheren Datenaustausch zwischen Patientinnen und Patienten, Arztpraxen, Pflegeeinrichtungen, Krankenhäusern, Apotheken und Krankenversicherungen fördern. Arztpraxen müssen bereits seit 2019 an die TI angeschlossen sein, Krankenhäuser seit 2022 und Pflegeeinrichtungen seit dem 1. Juli 2025.

Der GKV-Spitzenverband hat diese Anbindung an die Telematikinfrastruktur im Rahmen eines Modellprogramms mit stationären und ambulanten Pflegeeinrichtungen vorab erprobt (A-Projekte). Darüber hinaus wurden in dem Modellprogramm zwei Projektkonsortien (B-Projekte) gefördert, um digitale Anwendungen im Zusammenhang mit der Telematikinfrastruktur zu testen. Ziel war es, den Informationsaustausch von ambulanten und stationären Pflegeeinrichtungen mit anderen Akteuren aus dem Gesundheitswesen dauerhaft zu verbessern. 

Im Auftrag des GKV-Spitzenverbands haben wir die beiden Konsortien der B-Projekte wissenschaftlich begleitet. 

Digitaler Austausch von Vitalwerten und Medikationsplänen

Das Projekt „Docs & Care Network“ hatte es sich zur Aufgabe gemacht die medizinisch-pflegerische Versorgung von Patientinnen und Patienten zu verbessern, indem eine digitale und (teil-)automatisierte Kommunikationsstruktur zwischen einem Pflegedienst und einer Hausarztpraxis geschaffen wurde. 

Unsere Evaluation zeigt: Dies ist gelungen. Die beteiligten Einrichtungen haben den digitalen Austausch von Vitalwerten und Medikationsplänen über die Telematikinfrastruktur eingeführt, erprobt und wollen ihn auch beibehalten. Diese digitalen Anwendungen können damit auch auf andere Einrichtungen übertragen werden.

Regionales Versorgungsnetz der ambulanten und stationären Pflege

Das Projekt zur „Implementierung der Telematikinfrastruktur in einem regionalen Versorgungsnetz der ambulanten und stationären Pflege“ wollte drei verschiedene Anwendungen erproben. 

Die Evaluation zeigt, dass nur eine der drei Anwendungen im Projektzeitraum von April 2022 bis April 2024 technisch umgesetzt und in einem Pretest erprobt werden konnte: der Überleitungsbogen für pflegerische Informationsobjekte (PIO). Im Verlauf des Projekts stellte sich die fehlende Schnittstelle zur Primärsoftware als problematisch heraus, da die Mitarbeitenden die Datensätze manuell in den PIO-Überleitungsbogen eintragen und diesen als PDF versenden mussten. Zudem empfanden die Mitarbeitenden der Pflegeeinrichtungen den umgesetzten Überleitungsbogen als zu komplex und umfangreich, weshalb sie ihn als ungeeignet für den Pflegealltag bewerteten. Diese Erkenntnisse können nun dazu beitragen, den PIO-Überleitungsbogen zu überarbeiten und seine Nutzbarkeit in der Gesundheitsversorgung zu verbessern.

Nicht alle digitalen Lösungen führen zu Verbesserungen – auf die Umsetzung kommt es an

Die Ergebnisse der wissenschaftlichen Begleitung verdeutlichen: Neue digitale Anwendungen können Nutzen stiften, sie führen jedoch nicht immer zu den erhofften Verbesserungen und manchmal können Projektideen auch nicht umgesetzt werden. Aus der Untersuchung lassen sich folgende Empfehlungen für künftige Digitalisierungsprojekte im Rahmen der Telematikinfrastruktur ableiten:

  • Digitale Interventionen brauchen Zeit: Neben ausreichenden Pufferzeiten, insbesondere für die technische Konzeption und Vorbereitung, sollten auch Projektrisiken mitgedacht und technische Optionen als Alternativen vorgesehen werden, um Pfadabhängigkeiten zu vermeiden. Dadurch lässt sich während der Projektdurchführung flexibler auf Entwicklungen reagieren und auch die Abhängigkeit von externen Akteuren verringern.
  • Einbindung der (externen) Akteure: Die potenziellen Nutzerinnen und Nutzer einer digitalen Anwendung müssen in der Lage sein, damit Daten zu versenden, zu empfangen und zu verarbeiten. Sie sollten daher in die technische Konzeption und Umsetzung eingebunden werden. Eine zentrale Herausforderung dabei: andere Akteure aus dem Gesundheitswesen für die Nutzung pflegerelevanter digitaler Anwendungen zu motivieren, die dafür nötigen technischen Rahmenbedingungen zu schaffen. Wenn eine Anwendung in die Primärsoftwaresysteme integriert und dort genutzt werden soll, sollte die IT frühzeitig einbezogen werden.
  • Übertragbarkeit: Softwarebasierte Lösungen, wie sie im Projekt „Docs & Care Network“ implementiert wurden, fördern die Übertragbarkeit auf andere Einrichtungen.

Unsere Vorgehensweise

Im Rahmen eines Monitorings haben wir den Fortschritt der beiden Projekte kontinuierlich verfolgt. Es fanden Dokumentenanalysen sowie quartalsweise Gespräche mit den Projektverantwortlichen statt. Als wissenschaftliche Begleitung analysierten wir die organisatorischen und technischen Rahmenbedingungen der Erprobungen, die Nutzung der Anwendungen, deren Praktikabilität sowie deren Mehrwert für die Beteiligten und die Übertragbarkeit auf andere Pflegeeinrichtungen. Zur Datenerhebung haben wir Online-Befragungen, Fachgespräche und Fokusgruppen durchgeführt.
 

Links und Downloads

Zur Studie (PDF, Webseite GKV) 

Mehr zu unserer Arbeit im Themenbereich Gesundheit, Pflege & Inklusion

Projektteam: Dr. Oliver Ehrentraut, Emily Kraus, Charlotte Lederer, Laura Sulzer

Stand: 09.07.2025

Haben Sie Fragen?

Ihr Kontakt bei Prognos

Laura Sulzer

Senior Projektleiterin

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Dr. Oliver Ehrentraut

Partner, Direktor, Leitung der volkswirtschaftlichen Abteilung

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