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Die wirtschaftliche Bedeutung der
Klimaanpassung in der Metropole Ruhr

Auftraggeber

Regionalverband Ruhr

Jahr

2024


Der Umgang mit dem Klimawandel steht auf zwei Säulen: Neben klassischen Klimaschutzmaßnahmen wie der Treibhausgasreduktion gilt es, sich künftig auch an die nicht mehr umkehrbaren Folgen des Klimawandels anzupassen. Dafür braucht es innovative Produkte und Dienstleistungen. Die Her- bzw. Bereitstellung dieser wird unter dem Begriff Klimaanpassungswirtschaft zusammengefasst.

Prognos untersuchte für den Regionalverband Ruhr (RVR) die Bedeutung des Wirtschaftszweigs Klimaanpassung in der Metropole Ruhr und welche Kosten durch Klimawandelfolgen in der Region zu erwarten sind.

Teilmarkt „Energieeffiziente und resiliente Gebäude“ dominiert die Klimaanpassungswirtschaft

Die Klimaanpassungswirtschaft umfasst alle wirtschaftlichen Aktivitäten, die darauf abzielen, die negativen Auswirkungen des Klimawandels abzumildern und Gesellschaften, Unternehmen und Ökosysteme widerstandsfähiger gegen klimatische Veränderungen zu machen.

Für den RVR erarbeitete Prognos eine Studie zur wirtschaftlichen Bedeutung der Klimaanpassung in der Metropole Ruhr. Auf Grundlage des envigos-Modells wurde die Klimaanpassungswirtschaft in der Region als Querschnittsbranche abgegrenzt und eingeordnet.

Die Untersuchung zeigt, dass die Klimaanpassungsbranche ein bedeutender Wirtschaftszweig in der Metropole Ruhr ist.

  • Im Jahr 2023 erwirtschafteten Unternehmen der Klimaanpassungswirtschaft in der Metropole Ruhr eine Wertschöpfung von 3,9 Milliarden Euro. Seit 2010 stieg die Wertschöpfung um 4,2 Prozent. Die höchste Wertschöpfung mit dem stärksten absoluten und relativen Wachstum generiert der Teilmarkt „Energieeffiziente und resiliente Gebäude“. 
  • In der Klimaanpassungswirtschaft arbeiten in der Metropole Ruhr 44.000 Erwerbstätige. Davon sind die meisten Erwerbstätigen im Teilmarkt „Energieeffiziente und resiliente Gebäude“ beschäftigt. 
  • Die Klimaanpassungswirtschaft der Metropolregion Ruhr macht einen Anteil von 25 Prozent an der gesamten Klimaanpassungswirtschaft Nordrhein-Westfalens aus.

Hitzetage verursachen in der Metropole Ruhr Kosten von bis zu 591 Millionen Euro pro Jahr

In einem zweiten Schritt ermittelte das Projektteam szenarisch, welche Kosten durch Klimawandelfolgen in der Metropole Ruhr zu erwarten sind.

Kosten durch hitzebedingte Produktionsausfälle

Steigende und länger anhaltende Hitzeperioden verringern die Produktivität der Arbeitskräfte. Laut unseren Berechnungen können bei 28 Hitzetagen im Jahr Kosten von bis zu 313 Millionen Euro entstehen. Bei bis zu 53 Hitzetagen könnten sich diese Kosten auf bis zu 591 Millionen Euro erhöhen, wobei der Großteil im produzierenden Gewerbe anfällt.

Niedrigwasser auf Rhein und Ruhr

Mit dem fortschreitenden Klimawandel werden Niedrigwasserereignisse an Europas wichtigster Wasserstraße deutlich wahrscheinlicher, intensiver und länger anhalten. In einem Jahr mit einem extremen Niedrigwasser könnten bei einem ungebremsten Klimawandel bis zu 145 Millionen Euro Verluste an der industriellen Produktion im Ruhrgebiet auftreten.

Zusätzliche Kosten im Gesundheitssystem durch Hitze

Ein Hitzetag sorgt in Deutschland für bis zu 19.000 zusätzliche Hospitalisierungen, je nach Betrachtungsweise. Überträgt man diese Zahlen auf die Bevölkerungs- und Altersstruktur der Metropole Ruhr, ergeben sich pro Hitzetag bis zu 1.160 zusätzliche Krankenhauseinweisungen. Dies kann je nach Modell Kosten von bis zu 40 Millionen Euro pro Jahr verursachen.

Unsere Vorgehensweise

Die Abgrenzung der Klimaanpassungswirtschaft erfolgte mithilfe unseres envigos-Modells. In diesem Modell werden allen Wirtschaftszweigen Anteile zugewiesen, die ihre klimaanpassungsrelevanten Aktivitäten darstellen. Auf Basis dieser Anteile kann durch die Verschneidung mit Beschäftigten- und Wertschöpfungsstatistiken eine Querschnittsbranche sichtbar gemacht werden.

Für die Ermittlung der Kosten des Klimawandels beruft sich die Studie auf die klimatologische Modellierung der Metropole Ruhr in den Jahren 2071 bis 2100 unter verschiedenen Klimawandelszenarien (RCP. 2.6 – leichter Klimawandel; RCP 8.5 – starker Klimawandel).

Die dort ermittelten klimatischen Kenntage (bspw. Hitzetage mit über 30 Grad) wurden mit Informationen aus der bestehenden Literatur zu Kosten des Klimawandels verschnitten: So beträgt bspw. die Produktivität einer Person an einem Tag mit 30 Grad nur 90 Prozent. Durch Anwendung dieses Verhältnisses auf die Beschäftigten- und Lohnstrukturen der Metropole Ruhr kann so ein hitzebedingter Verlust berechnet werden.

Für die Berechnung der Kosten eines Niedrigwassers wurde eine Regressionsanalyse vergangener Pegelstände des Rheins mit den zu diesem Zeitpunkt jeweils gehandelten Gütermengen durchgeführt. So konnte der Rückgang der Gütermengen in einem spezifischen Niedrigwasserszenario ermittelt werden. Dieser Rückgang der Transporte in die Region wurde anschließend im regionalwirtschaftlichen Modell REGINA in Rückgänge von Produktionswert, Wertschöpfung und Erwerbstätigenzahlen für 27 Branchen umgerechnet.

Projektteam: Lukas Eiserbeck, Oliver Lühr, Robert Norpoth

Stand: 19.09.2024

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