Erdgas als Brücke
zur Klimaneutralität
in Deutschland

 

Auftraggeber

Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW)

Jahr

2023


Gas galt als Brücke zur Klimaneutralität. Der Angriffskrieg Russlands auf die Ukraine und die dadurch ausgelöste Gaskrise erfordern ein Umdenken. Für die Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) ist unser Energieteam der Frage nachgegangen, wie sich die Rolle von Gas angesichts der neuen geopolitischen Lage verändert hat.

Die Antwort: Die Lücke, die durch den Wegfall von Gas entsteht, kann durch einen noch schnelleren Ausbau erneuerbarer Energien und anderer grüner Technologien wie Wärmepumpen gefüllt werden.

Klimaneutralität braucht einen schnelleren Ausbau grüner Technologien

Die Brückenfunktion von Erdgas bezieht sich auf die Rolle von Erdgas als Übergangslösung von fossilen Brennstoffen zu erneuerbaren Energieträgern. Die Notwendigkeit, als Übergangslösung zu fungieren, ergibt sich insbesondere daraus, dass der Ausstieg aus der Kernenergie und der Kohleverstromung bereits zeitlich festgelegt ist und mittelfristig umgesetzt werden muss.
Die Gaskrise hat deutlich gemacht, dass eine stärkere Diversifizierung der Gasbezugsquellen und eine schnellstmögliche Umstellung auf erneuerbare Energieträger erforderlich ist.

Dieser angepasste Pfad erfordert einen sehr ambitionierten Ausbau grüner Technologien, insbesondere bei der Nutzung erneuerbarer Energien zur Stromerzeugung und bei Wärmepumpen im Gebäudesektor. Die Bundesregierung hat dazu verschiedene Gesetze und Maßnahmen beschlossen, um die Energiewende mit Blick auf das Treibhausgasminderungsziel 2030 zu beschleunigen.

Große Herausforderungen auf dem Weg zur Klimaneutralität

Notwendig sind noch einfachere Genehmigungsverfahren, eine angepasste Finanzierung grüner Technologien, die Verfügbarkeit von Rohstoffen und Produktionskapazitäten sowie die Adressierung des Fachkräftemangels, um die Energiewende zu beschleunigen und anzutreiben.

Blick in das Krisenjahr 2022

Im Jahr 2022 konnte ein Anstieg der THG-Emissionen in Deutschland vermieden werden und die Klimaziele bis 2030 können weiterhin erreicht werden.

Dagegen sind die THG-Emissionen weltweit insgesamt gestiegen. Andererseits haben die Investitionen in grüne Technologien weltweit stark zugenommen. Langfristig scheint die Gaskrise als Beschleuniger der globalen Dekarbonisierung zu wirken, da die Dringlichkeit der Diversifizierung zunimmt.

Unsere Vorgehensweise

Der erste Teil der Studie vergleicht Klimaneutralitätsszenarien, die vor Beginn der Gaskrise entwickelt wurden, mit Szenarien, die nach Beginn der Gaskrise entwickelt wurden.

Im Weiteren wurden Berechnungen zur deutschen und europäischen Gasversorgung auf Basis historischer Gasflussdaten der ENTSOG durchgeführt. Mit Hilfe unseres Gasbilanzierungstools wird die historische Entwicklung der Gasflüsse in die Zukunft fortgeschrieben. Dabei werden die in Deutschland geplanten LNG-Importterminals hinzugerechnet. Darüber hinaus wurden dort, wo aufgrund erwartbarer Ereignisse Änderungen notwendig waren, entsprechende Annahmen getroffen (z. B. wird erwartet, dass das Gasangebot aus Norwegen ab 2030 sinkt). Daraus ergibt sich die zukünftige Angebotssituation für Deutschland und Europa bis 2050. Dem Gasangebot wird die Bandbreite der Gasnachfrage gegenübergestellt, die sich aus den Klimaneutralitätsszenarien (u. a. Big Five) ergibt. Daraus lässt sich ableiten, wie die zukünftige Versorgungssituation in Deutschland und Europa aussehen wird und ob ggf. mehr Kapazitäten zur Verfügung stehen als benötigt werden.

Die Gaspreisszenarien basieren auf der Auswertung von Fundamentaldaten der LNG-Bereitstellung (Verflüssigung, Transport, Regasifizierung) sowie auf szenariobasierten Berechnungen der weltweiten Gasnachfrage.

Zur Ermittlung der THG-Bilanz und der Erreichbarkeit der Klimaziele wurde das Prognos Strommarktmodell verwendet. In diesem wurde die veränderte Stromerzeugung aufgrund der geänderten gesetzlichen Rahmenbedingungen zum Ausbau der erneuerbaren Energien ab 2022 berücksichtigt.

Links und Downloads

Weitere Infos auf der Webseite der KfW

Zur Studie (PDF)

Projektteam: Moritz Bornemann, Jens Hobohm, Sebastian Lübbers, Ravi Srikandam, Aurel Wünsch

Stand: 24.11.2023

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