alle Projekte

Finanzierungsoptionen
für ein Wasserstoffnetz
in Österreich

Auftraggeber

Bundesministerium für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie (Österreich)

Jahr

2024

Partner

FINGREEN


Bis 2030 will Österreich ein Wasserstoffstartnetz haben. Die Frage ist nun, wie der Aufbau dieser Infrastruktur finanziert werden kann. Das österreichische Bundesministerium für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie hat Prognos und FINGREEN damit beauftragt, verschiedene mögliche Finanzierungsmodelle zu analysieren.

Die gesamten Investitionskosten für das Wasserstoffnetz bis 2040 werden rund 1,2 Milliarden Euro betragen. Das ergibt sich aus Österreichs Integriertem Netzinfrastrukturplan und weiteren Studien. Der Großteil der Investitionen wird auf die Jahre 2027 bis 2030 entfallen. In diesem Zeitraum soll laut dem Netzinfrastrukturplan ein Parallelstrang von zwei vorhandenen Erdgasleitungen für Wasserstoff umgewidmet werden.

Wasserstoffstartnetz in Österreich ab 2030

In der Studie haben wir zahlreiche Finanzierungsmodelle untersucht und zwei davon als besonders geeignet herausgearbeitet: das Modell einer hohen Investitionsförderung mit einem Pay-back-Mechanismus sowie das Modell der Mindestmenge bzw. des Mindestkorridors.

Bei der Auswahl spielten sowohl organisatorische Elemente im Hinblick auf die Operationalisierung der Modelle eine Rolle als auch finanzielle Elemente, wie die Kosten- und Risikoverteilung zwischen den zentralen Akteuren Netzbetreiber, Netznutzer und Bund.

Modell 1: Hohe Investitionsförderung mit Pay-back

Diese Variante der Investitionsförderung für das Wasserstoffstartnetz ermöglicht eine Rückzahlung der Förderung. Durch die hohe Förderung wird das Anfangsrisiko für die Netzbetreiber reduziert. Gleichzeitig können die Netzbetreiber weitere absolute Gewinne erzielen, falls sie die Förderung zurückzahlen (Pay-back-Regelung).

Die Stärken des Modells „Hohe Investitionsförderung mit Pay-back“:

  • Eine einfache und rasche Umsetzung des Modells ist möglich.
  • Die Netzbetreiber haben einen Anreiz zur Rückzahlung der Förderung: Sie erhöhen damit ihr regulatorisches Anlagevermögen und somit ihre Ertragschancen.
  • Es besteht eine ausgewogene Risikoverteilung zwischen Netzbetreibern und Bund.

Das Modell „Hohe Investitionsförderung mit Pay-back“ hat folgende Schwächen:

  • Bis zur Rückzahlung der Förderungen ist das Finanzierungsmodell für Netzbetreiber weniger interessant.
  • Scheitert der Wasserstoffhochlauf, so wird die hohe Investitionsförderung voraussichtlich nicht oder nur zu einem geringen Teil zurückgezahlt.
  • Es besteht die Gefahr, dass andere Investitionen ausbleiben, falls der Pay-back eine bessere Rendite verspricht.

Modell 2: Mindestmenge/Mengenkorridor

In diesem Modell garantiert der Bund für eine bestimmte Laufzeit eine Mindestmenge an Auslastung. Die Differenz zwischen dem tatsächlichen Hochlauf und der garantierten Menge wird finanziell ausgeglichen.

Die Stärken des Modells „Mindestmenge/Mengenkorridor“ sind:

  • Eine Ausbalancierung des Modells durch eine Variation des Rückzahlungsmodus der Förderungen ist möglich.
  • Bei erfolgreichem Hochlauf kann, je nach Ausgestaltung des Rückzahlungsmodus, ein Teil oder die gesamte ausbezahlte Förderung zurückgezahlt werden.
  • Netzbetreiber sind durch die Mindestmenge vor schlechten Hochlaufszenarien abgesichert.

Die Schwäche des Modells „Mindestmenge/Mengenkorridor“:

  • Sollte es keinen Hochlauf geben, sind die Kosten für den Bund dauerhaft hoch.
  • Daher wird ein einseitiger Ausstiegsmechanismus für den Bund empfohlen. Die Gutachter schlagen eine Einmalzahlung mit 25 Prozent Selbstbehalt für Netzbetreiber vor.

Die Studie hält beide Finanzierungsmodelle in Österreich für machbar. Die genauen Modalitäten der Ausgestaltung sollten in einem Verhandlungsprozess weiter ausgestaltet werden.

Unsere Vorgehensweise

Für die Untersuchung haben wir Modelle aus europäischen Ländern (Deutschland, Niederlande, Belgien und Frankreich) sowie gängige Modelle zur Finanzierung von anderen Infrastrukturen analysiert.

Im Rahmen von Recherchen, Interviews und Workshops wurden diese Finanzierungsoptionen eingegrenzt. Die als vorteilhaft erscheinenden Modelle haben wir anschließend mit einer mathematischen Simulation quantitativ untersucht und qualitativ ausformuliert. Nach weiteren Interviews und einem abschließenden Workshop wurden die Investitionsförderung und die Mindestmenge als vielversprechendste Modelle identifiziert.

Links und Downloads

Zur Studie (Webseite BMWET)

Projektteam: Jens Hobohm, Sven Kreidelmeyer, Saskia Lengning, Ravi Srikandam

Stand: 01.10.2024

Haben Sie Fragen?

Ihr Kontakt bei Prognos

Jens Hobohm

Partner, Direktor

Profil ansehen

Mehr Studien & Projekte zu diesem Thema

More studies & projects on this topic

Volkswirtschaftliche Chancen und Resilienz durch Erneuerbare

2025
| Projekt

Unsere Kurzstudie für VDMA Power Systems und die IG Metall zeigt, welche Chancen im Ausbau erneuerbarer Energien jenseits des Klimaschutzes liegen: Wirtschaftswachstum, Beschäftigung und Resilienz.

Der Wirtschaftsfaktor energetischer Gebäudesanierung

2025
| Projekt

Energetische Gebäudesanierung kann das Wirtschaftswachstum und die Beschäftigungszahlen ankurbeln. Das zeigt unsere Kurzstudie im Auftrag der Deutschen Unternehmensinitiative Energieeffizienz (DENEFF).

Energieperspektiven Schweiz 2060

laufend
| Projekt

Das schweizerische Bundesamt für Energie plant die Energiestrategie bis 2060 neu zu gestalten. Unter der Leitung von Prognos werden verschiedene Szenarien für eine sichere und nachhaltige Energiezukunft der Schweiz entwickelt. Im Fokus steht dabei die Frage, wie der steigende Strombedarf künftig gedeckt werden soll.

Kostenoptimierte Energiewende im Stromsystem

2025
| Projekt

Wie kann die Energiewende aus Kostensicht optimiert werden? Welche Kostenrisiken gibt es? Das haben wir für die Stiftung Klimaneutralität untersucht.

Effizienz von Klima- und Energieförderungen in Österreich

2025
| Projekt

Die Republik Österreich fördert zahlreiche Energieeffizienz-Maßnahmen. Prognos analysierte diese Maßnahmen und erstellte Empfehlungen für die Weiterentwicklung.

Was bedeutet die Wärmewende für private Haushalte?

2025
| Projekt

Neue Heizung und energetische Gebäudesanierung: Wie stark belasten Investitionen in die Wärmewende private Haushalte? Das haben wir für Dezernat Zukunft untersucht.

Sozial gerechter Übergang zur Klimaneutralität in der EU

laufend
| Projekt

Für einen Übergang zu einer klimaneutralen Wirtschaft unterstützt Prognos die Europäische Kommission bei der Umsetzung des European Fair Transition Observatory (EFTO).

Net-Zero in der Industrie: Das Marktpotenzial von klimaneutraler Prozesswärme

2025
| Projekt

Die Dekarbonisierung der Industrie bringt wirtschaftliche Chancen für Deutschland und die EU. Wir haben die Potenziale der industriellen Prozesswärme untersucht.

Klimaverträglichkeitskonzept für Vorpommern-Greifswald

laufend
| Projekt

Im Auftrag des Landkreises Vorpommern-Greifswald entwickelt Prognos ein integriertes Klimaschutz-Vorreiterkonzept, das den Weg zur Klimaneutralität bis 2040 ebnet.

Betrachtung der Wirtschaftlichkeit von Maßnahmen für nachhaltige Mobilität

2024
| Projekt

Für das Verkehrsministerium Baden-Württemberg haben wir berechnet, was klimafreundliche Maßnahmen im Verkehrssektor kosten und wie sie teilweise refinanziert werden können.

Über Prognos

Wir geben Orientierung.

Prognos ist eines der ältesten Wirtschaftsforschungsunternehmen Europas. An der Universität Basel gegründet, forschen Prognos-Expertinnen und -Experten seit 1959 für verschiedenste Auftraggeber aus dem öffentlichen und privaten Sektor – politisch unabhängig, wissenschaftlich fundiert.

Mehr erfahren