Gebäudestrategie Klimaneutralität

 

Auftraggeber

Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz

Jahr

2023


Herausforderungen für den Gebäudesektor

Bis 2045 soll Deutschland und damit auch der Gebäudesektor klimaneutral werden – so sieht es das Bundesklimaschutzgesetz vor. Mit der Eröffnungsbilanz Klimaschutz hatte das BMWK im Januar 2022 die Erarbeitung einer Gebäudestrategie Klimaneutralität angekündigt. Mit dieser soll das optimale Zusammenspiel der Politikinstrumente zu Energieeffizienz im Gebäudesektor und Wärmeerzeugung aus erneuerbaren Energien sichergestellt werden.

Zur wissenschaftlichen Unterstützung der Strategieentwicklung hat ein Konsortium aus neun renommierten Forschungsinstituten ein Hintergrundpapier erarbeitet. Dieses bündelt wissenschaftliche Erkenntnisse zur Klimaneutralität des Gebäudesektors, identifiziert insgesamt zwölf Handlungsbereiche und hinterlegt diese mit konkreten Empfehlungen und Maßnahmen.

Prognos hat das Gesamtprojekt koordiniert und als Teil des wissenschaftlichen Konsortiums maßgeblich am Zielbild, dem Zielszenario sowie einzelnen Maßnahmenbündeln gearbeitet.

Wie kann der Gebäudebestand bis 2045 klimaneutral werden?

Eine zentrale Grundlage für die Arbeiten bildete die Analyse vorhandener wissenschaftlicher Studien und Transformationspfade zur Klimaneutralität Deutschlands und des Gebäudesektors. Die Analyse umfasst u. a. die Szenarien der fünf großen Studien, die als „Big 5“ der Klimaneutralitäts-Szenarien bekannt sind:

  • „Klimaneutrales Deutschland 2045“ der Stiftung Klimaneutralität, Agora Energiewende und Agora Verkehrswende
  • „Klimapfade 2.0 – Ein Wirtschaftsprogramm für Klima und Zukunft“ des BDI
  • dena-Leitstudie „Aufbruch Klimaneutralität“
  • „Langfristszenarien für die Transformation des Energiesystems in Deutschland“ des Bundesministeriums für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK)
  • „Deutschland auf dem Weg zur Klimaneutralität 2045“ des vom Bundesministerium für Wirtschaft und Forschung (BMBF) geförderten Kopernikus-Projekts Ariadne

Darüber hinaus haben wir laufend aktuelle wissenschaftliche Erkenntnisse der Systementwicklungsstrategie des BMWK (Website BMWK) in die Arbeiten integriert. 

Klimaneutraler Gebäudebestand ist mit verfügbaren Technologien erreichbar

Auf Basis dieser Auswertungen haben wir und unsere Partner ein qualitatives Zielbild entwickelt, mit dem der Gebäudesektor Klimaneutralität bis 2045 erreichen kann. Die zentrale Erkenntnis dieses Prozesses: Der Handlungsdruck ist groß und der Spielraum bei der Umsetzung mittlerweile recht klein – insbesondere für Zwischenziele 2030. Grund hierfür sind zu geringe THG-Einsparungen in den vergangenen Jahren.

Die Auswertung macht klar:

  • Klimaneutralität 2045 im Gebäudesektor ist mit heute verfügbaren Technologien weiterhin erreichbar
  • Aufgrund der langen Investitionszyklen im Gebäudebestand braucht es hierfür bereits heute vorausschauende Politikinstrumente und klare Regelungen, die Investitionssicherheit für die Akteure des Gebäudesektors schaffen
  • Gleichzeitig müssen die Regelungen die sozialverträgliche Umsetzbarkeit der notwendigen Maßnahmen gewährleisten
  • Aufgrund der fortgeschrittenen Zeit bedarf es hierfür sehr ambitionierte, teils disruptive und gut aufeinander abgestimmte Politikmaßnahmen in allen identifizierten Handlungsbereichen
  • Die Transformation der Energiewirtschaft muss weiter konsequent vorangebracht werden, um die Verfügbarkeit THG-neutraler Energieträger für die Wärmeversorgung sicherzustellen

Vorausschauende, verlässliche Politikinstrumente und klare Regelungen

Aus dem Zielbild konnten insgesamt zwölf Handlungsbereiche für einen klimaneutralen Gebäudebestand abgeleitet werden. Für diese Handlungsbereiche hat das Konsortium Bündel von Politikinstrumenten entwickelt und in ihrer Wirkung bewertet. Mit Hilfe der Prognos-Energiesystemmodelle haben wir das Zielbild darüber hinaus konkretisiert und in Zielgrößen für die zentralen Handlungsbereiche und Politikinstrumente übersetzt.

Aufgrund des mittlerweile recht kurzen Zeithorizonts bis 2030 und 2045 kommt das Projektteam zu dem Schluss, dass in allen untersuchten Handlungsbereichen akuter Handlungsbedarf besteht:

  • Rollout Wärmepumpe
  • Zielkonforme Gebäudehüllen
  • Rationeller Neubau
  • Anschluss an Wärmenetze
  • Begrenzung des Biomasseeinsatzes
  • THG-neutraler Strom am Gebäude
  • Flächensparendes und energiesparendes Verhalten
  • Ausbau von Wärmespeicherung
  • Ausstieg verbleibender fossiler Wärmeerzeuger
  • Wärmeplanung
  • Energieverbrauch Anlagentechnik reduzieren
  • Transformation sozialverträglich gestalten

Das Hintergrundpapier ist das Ergebnis der wissenschaftlichen strategischen Beratung zum klimaneutralen Gebäudebestand für das BMWK und skizziert den aus wissenschaftlicher Perspektive notwendigen Handlungsbedarf aus Sicht der beteiligten Forschungsinstitute.

Links und Downloads

Hintergrundpapier zur Gebäudestrategie Klimaneutralität 2045 (Website BMWK)

Hintergrundpapier zur Energieeffizienzstrategie Gebäude (2015)

Projektteam: Andreas Kemmler, Paurnima Kulkarni, Dominik Rau (PL), Noha Saad, Malek Sahnoun, Nils Thamling (PL)

Stand: 15.3.2023

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