Nutzen von Corona-Tests für die Schweizer Wirtschaft und das Gesundheitswesen

Auftraggeber

Roche Diagnostics AG (Schweiz)

Jahr

2022


Fragestellung und Ziel

Die Schweizer Wirtschaft ist im Jahr 2020 aufgrund der Corona-Pandemie erstmals seit der Finanz- und Wirtschaftskrise 2009 geschrumpft. Der Rückgang lag bei 2,5 Prozent. Allerdings erholte sich die Schweizer Wirtschaft schnell, sodass bereits im zweiten Quartal 2021 das Niveau des Bruttoinlandsprodukts (BIP) vor Ausbruch der Corona-Pandemie erreicht wurde.

Welchen Einfluss der Einsatz von Corona-Tests auf diesen vergleichsweisen geringen BIP-Rückgang, aber auch auf das Gesundheitswesen und die Gesellschaft in der Schweiz hatte, untersuchte Prognos im Auftrag von Roche Diagnostics. Durch den Einsatz von Corona-Tests können Infektionsketten durchbrochen und damit die Ausbreitung des Virus eingedämmt werden. Das hatte bereits unsere Vorgängerstudie für Deutschland gezeigt.

Unsere Vorgehensweise

Diese Studie quantifiziert, wie stark Corona-Tests zur Stützung der Wirtschaft und des Gesundheitssystems beigetragen haben. Grundlage für die Berechnungen sind aus der Literatur abgeleitete Wirkungsgrößen von Testungen auf das landesweite Infektionsgeschehen. Dieser Zusammenhang leitet sich von Faktoren wie Zeitraum, Region und Testsetting ab. Daher führten wir Berechnungen für drei Effektstärken durch: geringer, mittlerer und hoher Effekt.

Durch kontrafaktische Rechnungen quantifizierten wir anschließend die Wirkung von Corona-Tests:

  • Wie hätte sich das BIP in der Schweiz entwickelt, wären keine Testungen durchgeführt worden?
  • Wie hoch wäre die die Zahl der Infizierten, Hospitalisierten und Toten gewesen, wenn es keine Testungen gegeben hätte?

Für die Berechnungen betrachten wir den Zeitraum von Anfang April 2020 bis Ende Juni 2022, da uns für diesen Zeitraum alle relevanten Daten vorlagen.

Kernergebnisse

In der Berechnung „mittlerer Effekt“ gehen wir von einer Reduktion des Infektionsgeschehens von 40 Prozent durch Testungen auf das Corona-Virus aus. Damit konnten zwischen April 2020 und Juni 2022 rund 2,5 Millionen Infektionen vermieden und alternative Maßnahmen zur Eindämmung des Infektionsgeschehens wie Betriebsschließungen oder Veranstaltungsverbote verhindert werden. Außerdem ließ sich so ein Rückgang des Schweizer BIP um 21 Milliarden Schweizer Franken abwenden (rund 1,3 Prozent des gesamten BIP in diesem Zeitraum). Zugleich konnten schätzungsweise 9.000 Todesfälle und 35.000 Hospitalisierungen vermieden werden. Das sparte Kosten für stationäre Behandlungen von rund 0,8 Milliarden Schweizer Franken.

In der Berechnung „geringer Effekt“ gehen wir von einer Reduktion des Infektionsgeschehens um 20 Prozent, in der Berechnung „hoher Effekt“ um 70 Prozent aus. Der gesamtwirtschaftliche Nutzen von Testungen zwischen April 2020 und Juni 2022 (gemessen als der vermiedene Rückgang des BIP) beträgt bei einem geringen Effekt gut 7 Milliarden Schweizer Franken, bei einem hohen Effekt rund 24,5 Milliarden Schweizer Franken. Die Zahl der verhinderten Infektionen reicht von 0,9 Millionen (geringer Effekt) bis 8,7 Millionen (hoher Effekt). Dadurch konnten Kosten für stationäre Behandlungen zwischen 0,3 Milliarden Schweizer Franken (geringer Effekt) und 3 Milliarden Schweizer Franken (hoher Effekt) vermieden werden.

Links und Downloads

Zur Studie (PDF)

Zur Untersuchung für Deutschland

Projektteam: Dr. Andreas Sachs, Eva Willer, Jan-Felix Czichon

Stand: 05.12.2022

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Dr. Andreas Sachs

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Eva Willer

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