Studienvorstellung: Wasserstoffbedarf und Erzeugungspotenzial in Baden-Württemberg
Jens Hobohm und Ravi Srikandam präsentieren erstmalig zentrale Studienergebnisse der Öffentlichkeit.
Wasserstoff (H2) gilt neben Strom als das Schlüsselelement der Energiewende, die eine Klimaneutralität zum Ziel hat. In diesem Zusammenhang muss sich auch der Wirtschaftsstandort Baden-Württemberg ein klares Bild über die künftige Nutzung und Erzeugung von Wasserstoff verschaffen. Im Auftrag der e-mobil – Landesagentur für neue Mobilitätslösungen und Automotive Baden-Württemberg analysierte Prognos in Zusammenarbeit mit Sphera den Wasserstoffbedarf sowie das Erzeugungspotenzial in Baden-Württemberg bis 2035.
Das Projektteam ermittelte, wie viel Wasserstoff aktuell und künftig in Baden-Württemberg benötigt wird, wie viel davon nachhaltig vor Ort erzeugt werden kann und welche Infrastruktur zur Versorgung mit Wasserstoff im Land vorhanden sein muss.
Die Studie beleuchtet unter Beachtung technischer und ökonomischer Randbedingungen möglichst umfassend die Potenziale einer Wasserstoffwirtschaft in Baden-Württemberg. Betrachtet wurden
Daraus leiteten die Autorinnen und Autoren zielgruppenspezifische Handlungsempfehlungen ab.
Zur Ergebnisermittlung nutzte das Team folgende Methoden:
Die Studie kommt zu dem Ergebnis, dass der künftige Wasserstoffbedarf in Baden-Württemberg erheblich sein wird. In einigen Branchen gibt es keine Alternative zum Einsatz von Wasserstoff. Die größten Chancen für die Wasserstoffwirtschaft sieht die baden-württembergische Landesregierung in den Branchen Zement-, Chemie- und Stahlindustrie, im Energiesystem sowie im Flug-, Schiffs-, Schwerlast- und Busverkehr und bei Nutzfahrzeugen. Nur im Bereich Pkw und leichte Nutzfahrzeuge wird Wasserstoff eine kleinere Rolle spielen.
Bis 2025 ist grüner Wasserstoff durch die hohen Produktionskosten noch nicht konkurrenzfähig gegenüber den fossilen Konkurrenzenergieträgern. Dennoch muss die Landesregierung schon jetzt die Rahmenbedingungen zur Nutzung von Wasserstoff in der Industrie schaffen. Förderinstrumente auf Bundesebene, aber auch investitionsfördernde Maßnahmen auf Landesebene sollten die Umstellung unterstützen. Ab 2030 könnte Wasserstoff im Verkehr gegenüber Mineralölprodukten die Preisparität an der Tankstelle erreichen. Im Wärme- und Stromsektor bleibt Wasserstoff gegenüber Erdgas dagegen vergleichsweise teuer.
Um das Ziel Klimaneutralität zu erreichen, steigt auch ohne Elektrolyse der Strombedarf in Baden-Württemberg deutlich an. Erneuerbare Energien müssten wesentlich schneller ausgebaut werden, als dies bisher der Fall ist. Die bisher geplante und verfügbare Elektrolyseleistung bis 2035 reicht bei Weitem nicht aus, um die voraussichtliche Wasserstoffnachfrage zu decken.
Es zeichnet sich daher schon jetzt ab, dass die Bereitstellung von Wasserstoff nicht ohne den Import von Wasserstoff und/oder Strom für die Elektrolyse vor Ort zu bewerkstelligen ist. Um eine Wasserstoffwirtschaft in Baden-Württemberg aufzubauen, wird empfohlen, dass alle relevanten Akteurinnen und Akteure gemeinsam eine Infrastrukturstrategie erarbeiten.
Die Ergebnisse der Studie wurden am 28. April 2022 in den Design Offices in Stuttgart Mitte vorgestellt.
Zur Studie (PDF, e-mobilbw.de)
Unsere Arbeiten zum Thema Wasserstoff
Ravi Srikandam, Jens Hobohm, Sven Kreidelmeyer, Sebastian Lübbers, Elias Althoff
Partner, Direktor
Projektleiter
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