Zukunft der
Weltwirtschaftsordnung

Auftraggeber

vbw – Vereinigung der Bayerischen Wirtschaft e. V.

Jahr

2025


Die außenwirtschaftlichen Rahmenbedingungen für die deutschen Unternehmen haben sich deutlich verschlechtert. Denn die Zustimmung zum globalen regelbasierten Freihandel sinkt rapide. Zahlreiche Länder wie etwa die USA und China rufen nach Alternativen und höhlen damit die Fundamente der Weltwirtschaftsordnung aus.

Das führt zu Risiken für deutsche und bayerische Unternehmen, denn diese sind eng in die Weltwirtschaft eingebunden. Besonders groß sind die Verflechtungen mit den USA und China: So gehen rund 20 Prozent der bayerischen Exporte und 46 Prozent der bayerischen Direktinvestitionen im Ausland in die USA oder nach China.

Vor diesem Hintergrund haben wir für die vbw – Vereinigung der Bayerischen Wirtschaft in verschiedenen Szenarien untersucht, wie sich die Weltwirtschaft künftig entwickeln könnte und welche Gestaltungsmöglichkeiten die EU hat.

Szenarien für neue Weltwirtschaftsordnung 

Die bisherige Weltwirtschaftsordnung funktioniert nicht mehr: Die westliche Staatengemeinschaft hat weltwirtschaftlich an Bedeutung verloren. Zugleich haben sich die geopolitischen Rivalitäten verschärft. Aufgrund dieser beiden Faktoren wird die Weltwirtschaft in Zukunft eine andere Struktur haben. Die Studie entwirft dafür drei Szenarien, die unterschiedliche Folgen auf die deutsche und bayerische Wirtschaft haben: 

  1. Die EU ist offen und schließt mit neutralen Staaten mehr Freihandelsabkommen ab: Damit kann der außenwirtschaftliche Schock, den das Ende der bisherigen Welthandelsordnung verursacht, begrenzt werden.
  2. Die EU ist protektionistisch und schottet sich ab: In der Folge erodiert eine wichtige Geschäftsgrundlage vieler deutscher und bayerischer Unternehmen.
  3. Es kommt zu einer geopolitischen Eskalation mit einem Handelsbruch zwischen dem Westen und China: Die Entflechtung globaler Wirtschaftsräume führt zu erheblichen wirtschaftlichen Verwerfungen.

EU kann Binnenmarkt stärken und Freihandelsabkommen fördern

Die EU kann – trotz ihres begrenzten geopolitischen Einflusses – ihre außenwirtschaftlichen Beziehungen durchaus selbst in die Hand nehmen. Zwar werden die Beziehungen der EU zu den USA wie auch zu China in den kommenden Jahren abnehmen. Dennoch ist die EU ein attraktiver Partner für Volkswirtschaften, die nach wie vor ein großes Interesse an einer regelbasierten, möglichst liberalisierten wirtschaftlichen Zusammenarbeit haben und sich im geopolitischen Konflikt zwischen den USA und China möglichst neutral positionieren wollen. 

So kann die EU mit Ländern wie Kanada, Japan, Südkorea, Indien und Australien oder Ländergruppen wie den ASEAN-Staaten, der Mercosur-Gruppe oder den Golfstaaten Freihandelsabkommen abschließen oder bestehende Abkommen ausweiten. Außerdem kann sie den eigenen Binnenmarkt vertiefen, indem sie die verbliebenen Handelshemmnisse im Warenbereich und die noch zahlreichen Barrieren beim Dienstleistungshandel beseitigt.

Zukunft wird instabiler

Wie die künftige Weltwirtschaftsordnung aussehen wird, ist noch unklar. Drei Rahmenbedingungen dürften aber in allen Szenarien gelten:

  • Der globale Ordnungsrahmen wird deutlich instabiler sein als bisher. Das behindert massiv die mittel- und langfristige Planbarkeit für Unternehmen und führt zu einem deutlichen Anstieg von Handelshemmnissen.
  • Machtpolitisch schwächere Länder werden Nachteile in Kauf nehmen müssen. Die Leitplanken der künftigen Weltwirtschaftsordnung werden von den USA und China gesetzt, die beide ohne Rücksicht auf Dritte ihre eigenen wirtschaftlichen und geopolitischen Interessen durchsetzen.
  • Landesverteidigung und unternehmerische Resilienzmaßnahmen gewinnen an Bedeutung im Vergleich zum heutigen Status quo.

Unsere Vorgehensweise

Die Studie beleuchtet zunächst die aktuelle Diskussion über alternative Strukturen der Weltwirtschaft sowie die zentralen Treiber dieser Entwicklung. 

Anschließend skizzieren verschiedene Szenarien die mögliche Bandbreite, in der sich solche alternativen Ordnungsmodelle ausprägen könnten. 

Darauf aufbauend zeigt die Studie exemplarisch, welche Auswirkungen die jeweils unterstellten Veränderungen auf die deutsche Volkswirtschaft haben dürften – und welche Strategien Akteuren in Europa, Deutschland und Bayern offenstehen, um sich in einer künftig deutlich volatileren Welt möglichst zukunftssicher und selbstbestimmt aufzustellen.

Links und Downloads

Zur Studie (PDF, Webseite vbw)

Projektteam: Silvia Golm, Philipp Kreuzer, Johann Weiß 

Stand: 07.05.2025

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Johann Weiß

Senior Projektleiter

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Dr. Michael Böhmer

Managing Partner | Chefvolkswirt

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