Neue Beschaffungsmärkte für die deutsche Wirtschaft – Update 2024

Auftraggeber

vbw – Vereinigung der Bayerischen Wirtschaft e. V.

Jahr

2024


53 Prozent ihrer Vorprodukte bezogen deutsche Unternehmen im Jahr 2023 aus EU-Ländern. Mit einem Anteil von neun Prozent bleibt China der wichtigste einzelne Beschaffungsmarkt für deutsche Industrieunternehmen. Die Unternehmen spüren jedoch zunehmend die Risiken, die mit einer zu großen Abhängigkeit von einzelnen Lieferländern verbunden sind. Neben der Effizienz wird daher auch die Resilienz der Lieferketten immer wichtiger. Indem die Unternehmen neue Beschaffungsmärkte erschließen, können sie die Risiken in ihren Lieferketten minimieren.

Für die vbw – Vereinigung der Bayerischen Wirtschaft haben wir potenzielle neue Beschaffungsmärkte für deutsche und bayerische Schlüsselbranchen analysiert. Die Vorgängerstudie aus dem Jahr 2023 erhielt dadurch ein Update.

Neue Beschaffungsmärkte mit Potenzial

Die Analyse des weltweiten Angebots an Vorprodukten zeigt, dass es in fast allen Vorproduktkategorien auch jenseits der aktuellen deutschen Beschaffungsmärkte alternative Lieferländer gibt.

Besonders vielsprechend präsentiert sich die Region Ostasien:

  • Insbesondere Südkorea und Japan bieten eine sehr breite Produktpalette an Vorleistungen an, die die deutsche und bayerische Industrie vom Weltmarkt bezieht.
  • Zudem haben beide Länder ein Freihandelsabkommen mit der EU abgeschlossen und verfügen über gute institutionelle Rahmenbedingungen.

Ergebnisse zu den nordamerikanischen Beschaffungsmärkten:

  • Mexiko und Kanada bieten in mehreren für Deutschland wichtigen Warengruppen Vorleistungen an und haben zudem ein Freihandelsabkommen mit der EU.
  • Beim Bezug von Vorprodukten aus den USA können Zölle und nichttarifäre Handelshemmnisse die Einfuhr erschweren, da ein Freihandelsabkommen fehlt. Für die USA sprechen aber die Größe des Marktes und die breite Palette an verschiedenen Produkten.

Zu den asiatischen Schwellenländern:

  • Sie bestechen durch eine hohe Wachstumsdynamik und eine starke Wettbewerbsposition in den Bereichen elektrische Ausrüstungen sowie Datenverarbeitungsgeräte, Elektronik, Optik.
  • Neben ausgewählten ASEAN-Staaten wie Indonesien, Malaysia, Singapur, Thailand und Vietnam ist insbesondere Indien ein attraktiver Beschaffungsmarkt für deutsche Unternehmen.
  • Gebremst wird der Handel mit diesen Ländern häufig durch Handelshemmnisse, da nur in wenigen Fällen Freihandelsabkommen in Kraft sind.

Factsheets für neun Warengruppen

Die aktuellen deutschen Beschaffungsmärkte unterscheiden sich teilweise sehr deutlich bei den einzelnen Warengruppen. Auch innerhalb einer Warengruppe gibt es in den einzelnen Produktkategorien sehr unterschiedliche Beschaffungsstrukturen. Das gilt auch für die potenziellen alternativen Lieferländer: Die Länder haben sich häufig auf die Produktion von bestimmten Vorprodukten spezialisiert, es gibt daher nicht „den einen“ Potenzialmarkt für eine Warengruppe.

Im Rahmen der Studie erstellte Factsheets für neun Warengruppen geben einen ersten Überblick, welche neuen Beschaffungsmärkte sich in den einzelnen Produktkategorien anbieten könnten.

Unsere Vorgehensweise

Die Analyse der Beschaffungsmärkte konzentriert sich auf neun Warengruppen, die zum industriellen Kern von Deutschland und Bayern gehören. Diese Branchen beziehen den überwiegenden Teil ihrer Vorleistungen aus dem Ausland und verarbeiten diese dann weiter. Im Einzelnen sind das: 

  • Chemische Erzeugnisse
  • Pharmazeutische Erzeugnisse
  • Metalle
  • Metallerzeugnisse
  • Datenverarbeitungsgeräte, Elektronik, Optik
  • Elektrische Ausrüstungen
  • Maschinen
  • Kraftwagen und -teile
  • Gummi- und Kunststoffwaren

Für jede Warengruppe wird auf Basis einer Außenhandelsdatenanalyse quantifiziert, wo in den einzelnen Produktkategorien die aktuellen und wo die derzeit noch unzureichend erschlossenen Beschaffungsmärkte liegen. Zusätzlich haben wir mithilfe eines Ampelsystems bewertet, inwiefern diese Beschaffungsmärkte ein geopolitisches Risiko aufweisen und wie gut der Marktzugang für deutsche Unternehmen ist.

Links und Downloads

Zur Studie (PDF, Webseite vbw)

Zur Zusammenfassung der Vorgängerstudie

Projektteam: Philipp Kreuzer, Johann Weiß

Stand: 29.11.2024

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