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Zukunft von Wertvorstellungen der Menschen in unserem Land

Auftraggeber

BMBF

Jahr

2020

Partner

Z_punkt


Die moderne Gesellschaft zeichnet sich durch unterschiedliche Lebensstile und eine Vielzahl von Werten aus. Diese prägen das Handeln von Individuen, sozialen Gruppen und Gesellschaften. Das Zukunftsbüro der Strategischen Vorausschau (Foresight III) des BMBF, bestehend aus Prognos und Z_punkt, blickt in die Zukunft der Wertvorstellung in Deutschland.

Die Erhebungen machen deutlich, dass die Befragten der Wunsch nach einer solidarischen und gerechten Gesellschaft prägt. Im privaten Umfeld scheint eine Umsetzung dieser Werte, auch durch ein verstärktes ehrenamtliches Engagement, möglich. Auf gesellschaftlicher Ebene zeichnen sich Brüche ab, die diesen Wunsch beeinträchtigen können. Hierzu gehören anhaltende Einkommensunterschiede, zunehmender Egoismus und Leistungsorientierung sowie ein Auseinanderdriften der Wertvorstellungen innerhalb Deutschlands, das von über zwei Dritteln der befragten Personen konstatiert wird. 60 Prozent vermuten zudem einen abnehmenden Zusammenhalt in der Gesellschaft.

Wertebeeinflussende Faktoren

Bildung, Einkommen und politisches Interesse haben einen großen Einfluss auf die Bewertung von gesellschaftlichen, politischen und technologischen Entwicklungen. Die Abhängigkeit von den genannten Faktoren sowie ein Auseinanderklaffen von individuell Gewünschtem und gesellschaftlich Wahrgenommenem bestimmen, ob den Entwicklungen mit Vertrauen oder Misstrauen begegnet wird. Werte werden überwiegend durch das private Umfeld sowie die Ausbildung und Arbeitswelt geprägt. Soziale Medien scheinen noch keine wertebeeinflussende Kraft zu haben – auch aus Sicht der Jugendlichen nehmen sie in der Fokusgruppe noch eine untergeordnete Rolle ein.

Mögliche Zukunftsszenarien

Gemeinsam mit Expertinnen und Experten wurden sechs unterschiedliche Zukunftsszenarien entwickelt, die zur weiteren Diskussion anregen sollen:

  • Der europäische Weg – selbstbewusste, gemeinsam agierende EU-Partner
  • Wettbewerbsmodus – wettbewerbs- und leistungsorientiert
  • Rückkehr der Blöcke – Deutschland sucht gegenüber den geopolitischen Blöcken nach seiner Identität und folgt einem Trend der Relokalisierung
  • Tempounterschiede – eine sozial start ausdifferenzierte Gesellschaft mit deutlichem regionalem Gefälle, einer handlungsschwachen Politik und einer hohen Durchdringung von digitalen Technologien
  • Das Bonus-System – soziales Engagement wird (digital) über ein Punktesystem erfasst und belohnt, aber auch eine Tendenz zu Desintegration und Spaltung
  • Die ökologische Regionalisierung – der Klimawandel schafft neue ökonomische Leitbilder, soziale Innovationen und Dezentralisierung, führt aber auch zu Wohlstandseinbußen

Alle Szenarien sind plausibilisierte alternative Beschreibungen möglicher Zukünfte und führen zu unterschiedlichen Werteausprägungen.

Erhebungsmethode

Die Studie wurde zwischen Juli 2019 und Dezember 2019 durchgeführt, das heißt vor der COVID-19-Pandemie im Frühjahr 2020. Die vorliegenden Studienergebnisse liefern somit eine gute Grundlage, um unter anderem die Auswirkungen durch die Pandemie mit den Ergebnissen vor der Pandemie zu vergleichen. Eine Aktualisierung der Studie ist für das Frühjahr 2021 geplant.

Die Studie basiert auf einem breiten Methodenrepertoire: In vertiefenden Interviews mit Expertinnen und Experten wurde frühzeitig eine Kontextualisierung der Literaturanalyse angestrebt. Das Institut für Demoskopie Allensbach führte eine repräsentative Umfrage durch, um spezifische Fragen mit aktueller Empirie zu untermauern. Darüber hinaus wurde mit Jugendlichen in einer Fokusgruppe diskutiert, um deren Meinungsbild zu erfassen, sowie das Internetnutzungsverhalten von Bevölkerungsgruppen mit unterschiedlichen Wertvorstellungen untersucht.

Die Studie zeigt, dass gesellschaftliche Phänomene durch ganz unterschiedliche Faktoren hervorgebracht werden können. Insbesondere die Szenarien skizzieren auch mögliche Ausprägungen vieler Entwicklungen, die in der COVID-19-Pandemie diskutiert wurden.

Zur Studie (PDF)

Weiterführende Links:

Studie auf Englisch (Webseite BMBF)

Pressemitteilung des BMBF

Weitere Infos auf vorausschau.de

Unsere Arbeit im Rahmen des Zukunftsbüros

Häufige Fragen zum Vorausschau-Prozess und der Methodik

Was ist Vorausschau und wie unterscheidet es sich von einer Prognose?

Vorausschau beschreibt den zukünftigen Möglichkeitsraum, Prognosen machen konkrete Vorhersagen.

Mit der strategischen Vorausschau sollen auf Basis unterschiedlicher Methoden (qualitativ und quantitativ) mögliche Zukünfte beschrieben und analysiert werden. Die Kernfrage lautet: Wie könnte die Zukunft aussehen? Bei einer Prognose wird dagegen ausgehend von aktuellen Rahmenbedingungen ein fix antizipierter Zustand der Zukunft beschrieben: Wie wird die Zukunft aussehen? Die Vorausschau ist langfristig angelegt und fragt z.B., wie sich technologische oder klimatische Veränderungen auf unser alltägliches Leben auswirken können.

Was ist in diesem Zusammenhang ein Szenario, und wie unterscheidet es sich von Szenarien in anderen Forschungsarbeiten?

Szenarien beschreiben mögliche Zukünfte, die sowohl heute bereits erkennbare Entwicklungspfade aufgreifen als auch disruptive (= sprunghafte) Ereignisse und mögliche Trendbrüche berücksichtigen. Die Entwicklung von Szenarien stützt sich auf eine etablierte und anerkannte Methode und findet als Instrument der Politik- und Strategieberatung ein wichtiges Einsatzfeld. Die Szenarien stützen sich auf einen expertenbasierten, qualitativen Ansatz, der sich auf vorab identifizierte Schlüsselfaktoren stützt. Im Selbstverständnis der strategischen Vorausschau sollen die Szenarien einen breiten Raum von möglichen Realitäten beschreiben.

Was wird durch Szenarien erreicht?

Mit Szenarien sollen Impulse gesetzt werden für den öffentlichen Diskurs zu ausgewählten Zukunftsthemen.

Die in der strategischen Vorausschau des BMBF entwickelten Szenarien sind explorativ angelegt und beschreiben eine breite Palette möglicher zukünftiger (gesellschaftlicher) Realitäten. Sie dienen vor allem dazu, sich mit unterschiedlichen denkbaren Welten auseinanderzusetzen und diese hinsichtlich ihrer gesellschaftlichen, aber auch wirtschaftlichen und politischen Konsequenzen zu prüfen.

Welchen Mehrwert und welche Stärken hat diese Methode?

Gerade die Zuspitzung einzelner Entwicklungslinien oder sozialer Phänomene eröffnen der Politik neue Perspektiven. Dies trägt dazu bei, sich aus den etablierten Pfaden zu lösen und für neue Wege der vorausschauenden Politikgestaltung zu öffnen. Die einzelnen Szenarien werden nicht priorisiert und hinsichtlich ihrer Wünschbarkeit bewertet. Sie sollen in Diskussionen Impulse setzen und einen Beitrag zum gesellschaftlichen Diskurs leisten. Gerade Forschungs- und Bildungspolitik muss den Mut haben, sich mit unterschiedlichen und z.T. auch unbequemen Fragestellungen auseinanderzusetzen.

Was kann und soll die Szenarien-Methodik nicht leisten?

Szenarien sind keine Vorhersage der Zukunft und schließen keine Optionen aus, die ggf. weniger wünschenswert sind. 

Welche Ergebnisse werden erzielt, wo finde ich diese Informationen?

Die Ergebnisse werden regelmäßig auf der Projekt-Website (vorausschau.de) vorgestellt: https://www.vorausschau.de/vorausschau/de/home/home_node.html#WasBringtDieZukunft.

In der ersten Studie zur „Zukunft der Wertvorstellungen der Menschen in unserem Land“ wurden zunächst die wesentlichen Einflussfaktoren für die Entwicklung gesellschaftlicher Werte identifiziert und systematisiert. In einem zweiten Schritt wurden sechs Szenarien entwickelt, die unterschiedliche gesellschaftliche Zukünfte beschreiben. Dabei zeigte sich, dass in diesen Zukünften unterschiedliche Wertegruppen dominieren können. Daraus abgeleitet lassen sich Fragen der Offenheit für den Einsatz von Technologien, der Stärke solidarischer Kräfte in der Gesellschaft oder auch des präferierten Wirtschaftsmodells diskutieren und an den verschiedenen Szenarien spiegeln. Für die Politikgestaltung bedeutet dies, sich bewusst mit unterschiedlichen Entwicklungsoptionen auseinanderzusetzen. 

Haben Sie Fragen?

Ihr Kontakt bei Prognos

Michael Astor

Partner, Direktor

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Dr. Elena Aminova

Projektleiterin

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