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Auswirkungen der Frührente in Deutschland

Rente mit 63 – Quo vadis?

Auftraggeber

Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft (INSM)

Jahr

2023


Die Rente mit 63 ist sehr beliebt. Seit Juli 2014 können Menschen, die mindestens 45 Jahre lang in die gesetzliche Rentenversicherung eingezahlt haben, mit 63 Jahren abschlagsfrei in Rente gehen. Im Jahr 2021 haben rund 30 Prozent der Neurentnerinnen und Neurentner diese Möglichkeit genutzt. Die Prognos-Kurzstudie zeigt die Folgen der Rente mit 63 und untersucht die Potenziale, wenn diese Rente für besonders langjährig Versicherte abgeschafft würde.

Frührente verschärft den Fachkräftemangel

  • Rund 200.000 Arbeitskräfte haben sich durch die Rente mit 63 im Jahr 2022 vorzeitig vom Arbeitsmarkt zurückgezogen.
  • In den letzten zehn Jahren hätten bei einem Verzicht auf die Rente mit 63 (rein rechnerisch) etwa zehn Prozent der offenen Stellen vermieden werden können.

Szenario Beibehaltung: Folgen für Rentenfinanzen

  • Fast 140 Milliarden Euro müssen Beitragszahlerinnen und Beitragszahler bis 2035 zusätzlich bezahlen, um die Kosten der Rente mit 63 auszugleichen.
  • Der Beitragssatz zur gesetzlichen Rentenversicherung steigt auf 22,7 Prozent im Jahr 2045 von aktuell 18,6 Prozent (2022). Dies zeigt das Referenzszenario.
  • Gleichzeitig sinkt das Rentenniveau.
  • Rentnerinnen und Rentner insgesamt profitieren davon, wenn die Rente mit 63 abgeschafft wird: Die Durchschnittsrente steigt.
  • Zudem würde der Bundeshaushalt durch eine Rente mit 67 ohne Ausnahmen entlastet werden. Der Bund müsste dann weniger an die Rentenversicherung überweisen.

Szenario Abschaffung: Potenziale der Rente mit 67 ab dem kommenden Jahr

  • stabiler Beitragssatz von 18,6 Prozent bis Ende des Jahrzehnts
  • Beitragszahlerinnen und -zahler würden bereits 2025 um rund acht Milliarden Euro entlastet
  • Steigerung des Rentenniveaus

Vorgehensweise und Methodik

Zunächst analysierten wir die Auswirkungen der vergangenen Rentenreformen auf die Erwerbsbeteiligung Älterer. Außerdem schätzten wir den Effekt der Rente mit 63 auf den Arbeitsmarkt im Zeitraum 2014 bis 2022 ab.

Im nächsten Schritt berechneten wir die Auswirkungen einer Abschaffung der Rente mit 63 auf die langfristige Finanzentwicklung der gesetzlichen Rentenversicherung sowie den Arbeitsmarkt. Die Folgen für die Rentenfinanzen simulierten wir mit unserem Sozialversicherungsmodell OCCUR.
Wir betrachteten dabei zwei Szenarien: zum einen die sofortige Umsetzung der Rente mit 67 ohne Ausnahmen ab Januar 2024, zum anderen die sukzessive Abschaffung der Ausnahmen für besonders langjährig Versicherte bis 2031. Als Referenzszenario dient der rechtliche Status quo.

Weitere Maßnahmen, um Rentenlücke zu schließen

Das Rentenniveau liegt derzeit bei 48,1 Prozent des letzten Bruttoeinkommens und wird in den kommenden Jahren deutlich sinken. Die Politik steht vor der schwierigen Aufgabe, die im demografischen Wandel immer größer werdende Lücke zu schließen. Weitere Maßnahmen, um sie zu verringern, wären:

  • Erhöhung des Renteneintrittsalters
  • flexibles Renteneintrittsalter
  • Erhöhung der Rentenbeiträge
  • Förderung der Beschäftigung im Alter (z. B. flexible Arbeitszeitmodelle, Umschulungsprogramme, altersgerechte Arbeitsbedingungen – Bekämpfung von Altersdiskriminierung oder die Förderung von altersgemischten Teams)
  • Förderung von Weiterbildung und lebenslangem Lernen
  • Förderung der Geschlechtergerechtigkeit
  • Stärkung der privaten Altersvorsorge
  • Förderung von betrieblicher Altersvorsorge
  • Einbezug von Beamtinnen und Beamten in die gesetzliche Rentenversicherung

Links & Downloads

Studie: Rente mit 63 – Quo vadis? (PDF)

Weitere Studien zum Thema

Sozialbeiträge im Fokus

Altersvorsorgebedarf im Zeitverlauf

Verlässlicher Generationenvertrag

Zukunft der gesetzlichen Rentenversicherung

Einbezug von BeamtInnen in die gesetzliche Rentenversicherung

Auswirkungen des gesetzlichen Mindestlohns auf die Rentenentwicklung

Ansprechperson für Presseanfragen

Florian von Hennet
Pressesprecher Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft INSM
Tel.: 030-27877 174
E-Mail: hennet@insm.de

Ansprechperson für inhaltliche Anfragen

Dr. Stefan Moog (Projektleitung)
Telefon: +49 761 7661164-812
E-Mail: stefan.moog@prognos.com

Projektteam: Dr. Stefan Moog, Dr. Oliver Ehrentraut, Leilah Dismond

Stand: 30.5.2023

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