Die Höhe des Sparbetrags, den gesetzlich Versicherte zusätzlich aufbringen müssen, um ein Rentenniveau von 55 Prozent zu erreichen, unterliegt Schwankungen. Es hängt u. a. von der weiteren Entwicklung des Rentenniveaus, den Bedingungen des Kapitalmarkts sowie von der Dauer des Ruhestands ab. Während Rentenniveau und Lebenserwartung gut prognostizierbar sind, ist die Zinsentwicklung nur schwer abzuschätzen. Die Studie arbeitet daher mit drei verschiedenen Zinsszenarien, die der GDV entwickelt hat.
Prognos berechnete für die Jahrgänge 1960, 1975 und 1990 die erforderlichen Sparbeträge zur Sicherung des Lebensstandards. Die Rechnungen erfolgten mithilfe des Prognos-Sozialversicherungsmodells OCCUR.
Wie viel muss ich sparen?
Grundsätzlich müssen jüngere Generationen stärker vorsorgen als ältere Generationen, zeigt die Studie. Zur Schließung der Versorgungslücke zwischen gesetzlicher Rente und einem angestrebten Rentenniveau von 55 Prozent benötigen die Jahrgänge folgende Gesamtsparbeträge:
- 47.000 Euro für Versicherte des Jahrgangs 1960
- 137.000 Euro für Versicherte des Jahrgangs 1975
- 259.000 Euro für Versicherte des Jahrgangs 1990
Im Basisszenario muss der Jahrgang 1960 rund 2,1 Prozent seines Bruttoeinkommens für das Alter zurücklegen, zahlt im Schnitt die geringsten Beiträge zur GRV (19,1 Prozent) und profitiert vom höchsten Rentenniveau (49,4 Prozent). Der Jahrgang 1990 zahlt dagegen im Erwerbsleben erheblich höhere Beiträge an die GRV (22,8 Prozent), erhält nur 43,7 Prozent des Durchschnittseinkommens als Rente und muss rund 3,9 Prozent seines Bruttoeinkommens für die Zusatzvorsorge aufbringen. Die schrittweise Anhebung des Renteneintrittsalters wirkt sich hierbei positiv auf das Rentenniveau aus, dass ansonsten zwischen 1,1 und 1,9 Prozentpunkte niedriger läge.
Bei einer anhaltenden Niedrigzinsphase erhöht sich der Sparbedarf vor allem für die jüngere Generation deutlich. Auch die Unterschiede zwischen den Generationen verstärken sich. Die geringsten Auswirkungen hätte die Niedrigzinsphase auf den Jahrgang 1960, der sich bereits am Ende der Sparphase befindet. Diese Versicherten müssten im Vergleich zum Basisszenario statt 26.000 Euro (ca. 2,1 Prozent des Bruttoeinkommens) nun 30.000 Euro (2,4 Prozent des Bruttoeinkommens) sparen. Der Jahrgang 1975 sollte im Basisszenario mit 81.000 Euro bzw. 4,4 Prozent seines Bruttoeinkommens, in einer anhaltenden Niedrigzinsphase mit 123.000 Euro bzw. 6,7 Prozent des Bruttoeinkommens zusätzlich vorsorgen. Der Jahrgang 1990 wäre von den niedrigen Zinsen am Kapitalmarkt am stärksten betroffen. Diese Versicherten müssten statt 111.000 Euro (3,9 Prozent) fast 233.000 Euro bzw. 8,3 Prozent ihres Bruttoerwerbseinkommens zurücklegen.
Zur Sicherung der langfristigen Finanzierbarkeit der GRV ist eine weitere Anhebung des gesetzlichen Renteneintrittsalters bzw. dessen Koppelung an die Entwicklung der Lebenserwartung sinnvoll. Politik und Tarifparteien müssen die passenden Rahmenbedingungen hierfür weiter verbessern. Auch die Instrumente zur Förderung der zusätzlichen Altersvorsorge gehören regelmäßig auf den Prüfstand.
Hintergrund
Spätestens seit der Riester-Reform im Jahr 2001 müssen Versicherte der GRV zusätzlich für ihren Ruhestand vorsorgen, um einen bestimmten Lebensstandard halten zu können. Infolge des rückläufigen Rentenniveaus und der erwarteten steigenden Lebenserwartung jüngerer Generationen erhöht sich für die Versicherten späterer Jahrgänge diese Sparerfordernis. Die Prognos-Studie „Altersvorsorgebedarf im Zeitverlauf“ berechnet auf Grundlage aktueller gesetzlicher Rahmenbedingungen den erforderlichen Sparbetrag für die Jahrgänge 1960, 1975 und 1990.
Zur Studie (Langfassung, PDF, 25 Seiten)
Präsentation der Ergebnisse (PDF, 10 Seiten)
Zur Pressemittelung des Auftraggebers (Website gdv.de)
Autoren
Dr. Heiko Burret, Dr. Oliver Ehrentraut
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Ihr Kontakt bei Prognos
Dr. Oliver Ehrentraut
Leiter der volkswirtschaftlichen Abteilung, Partner, Direktor