alle Projekte

Möglichkeiten und Grenzen ausgewählter Reformvorschläge

Zukunft der gesetzlichen Rentenversicherung

Auftraggeber

Hans-Böckler-Stiftung

Jahr

2017

Als PDF anzeigen

Für die umlagefinanzierten Sozialsysteme und ihre finanzielle Nachhaltigkeit sind die Entwicklungen von Bevölkerung und Erwerbstätigkeit die zentralen Bestimmungsgrößen. Dies gilt aufgrund der langfristigen Wirkungen insbesondere für die gesetzliche Rentenversicherung (GRV). Die Untersuchung im Auftrag der Hans-Böckler-Stiftung macht deutlich: Die im Zuge der demografischen Entwicklung entstehenden Belastungen für das Rentensystem lassen sich nicht wegreformieren.

Sie können lediglich in anderer Art und Weise über Zeit und Personen sowie Finanzierungssysteme (Umlage und Kapitaldeckung) verteilt werden.

Reformen konnten Anstieg des Beitragssatzes deckeln

Der Gesetzgeber hat seit der Jahrtausendwende mit mehreren Reformschritten reagiert. So konnte ein allzu deutlicher Anstieg des Beitragssatzes zur Rentenversicherung verhindert werden. Mit der Riester-Rente, dem Nachhaltigkeitsfaktor und der „Rente mit 67“ steigt der Rentenbeitrag bis 2050 „nur“ auf 24,4 Prozent. Ohne diese Maßnahmen wäre ein Anstieg auf knapp 29 Prozent zu erwarten gewesen.

Die Entlastung des Beitragssatzes geht mit einer Absenkung des Leistungsniveaus einher. Das Nettorentenniveau vor Steuern sinkt von heutigen 48 Prozent auf voraussichtlich 41 Prozent in 2050. Ohne die Reformen würde das Rentenniveau lediglich um 1,5 Punkte schrumpfen. Da die GRV für die Mehrheit der Rentnerinnen und Rentner auch weiterhin die wichtigste Einkommensquelle sein wird, wird die Absenkung des Rentenniveaus vielfach kritisiert. Eine Vielzahl von Vorschlägen zielt daher auf eine Stabilisierung des Leistungsniveaus und damit letztlich auf eine „Rücknahme“ der Rentenreformen seit der Jahrtausendwende ab.

Studie untersucht Rentenreformen

Konkret werden in der Studie eine Aufstockung der Nachhaltigkeitsrücklage, der Aufbau einer Demografiereserve, die Einführung einer Erwerbstätigenversicherung, eine Verbreiterung der Bemessungsgrundlage, Leistungsverbesserungen bei der Erwerbsminderungsrente sowie eine Stabilisierung des Leistungsniveaus durch Aussetzung des Altersvorsorgeanteils („Riester-Treppe“) und des Nachhaltigkeitsfaktors untersucht.

Quantitativ sind vor allem Veränderungen an der Rentenanpassungsformel mit spürbaren Auswirkungen verbunden: Eine Weiterentwicklung der GRV in Richtung einer Erwerbstätigenversicherung hat im hier betrachteten Zeitraum stabilisierende Wirkungen. Durch die Einbeziehung zusätzlicher (junger) Beitragszahler „gewinnt“ das Umlageverfahren zunächst. Die Rentenansprüche dieser Beitragszahler beeinflussen die Rentenausgaben hingegen erst jenseits von 2050.

Rentensystem bleibt unter Druck

Da sich die demografischen Rahmenbedingungen nicht grundsätzlich verändert haben, bleibt das Umlageverfahren in allen Reformoptionen mittel- und langfristig unter Druck. Erneute Eingriffe in die Rentenanpassungsformel können zwar das Rentenniveau stabilisieren, bürden nachkommenden Generationen allerdings erhebliche Lasten auf. Die Berechnungen in der Studie zeigen die notwendigen finanziellen Ausgleichsmechanismen, die das Leistungsniveau der GRV dauerhaft bei etwa 48 Prozent stabilisieren können. Die Kosten dafür äußern sich in Form eines auf 26 Prozent steigenden Beitragssatzes sowie spürbar steigenden steuerlichen Zuschüssen zur Rentenversicherung.

Zur Studie "Zukunft der gesetzlichen Rentenversicherung" (PDF)

Zur Studie bei der Hans-Böckler-Stiftung

Autoren:

Dr. Oliver Ehrentraut, Dr. Stefan Moog

Haben Sie Fragen?

Ihr Kontakt bei Prognos

Dr. Oliver Ehrentraut

Leiter der volkswirtschaftlichen Abteilung, Partner, Direktor

Profil ansehen

Dr. Stefan Moog

Senior Experte

Profil ansehen

Unsere Arbeiten zu diesem Thema

Rente mit 63 – Quo vadis?

2023
| Projekt

Die Rente mit 63 ist sehr beliebt. Allein 2021 nutzen mehr als 270.000 Menschen die Möglichkeit des vorgezogenen Renteneintritts. Das zeigt unsere Studie für die INSM.

Sozialkonferenz: Die Situation Alleinerziehender in Deutschland und NRW

| Event

Am 28. März referiert Evelyn Stoll auf der ersten Sozialkonferenz der Stadt Oberhausen zur Situation Alleinerziehender in Deutschland und NRW.

Evaluation der Unabhängigen Patientenberatung Deutschland

2022
| Projekt

Die Unabhängige Patientenberatung Deutschland berät und informiert zu gesundheitlichen Fragen. Wir haben ihre Arbeit unter die Lupe genommen.

Inflation – Mehrbelastung und Entlastung von Familienhaushalten

2023
| Projekt

Berechnungen zu inflationsbedingten Mehrausgaben privater Haushalte und Wirken des Entlastungspaket der Bundesregierung.

Patientenfürsprache in deutschen Krankenhäusern auf dem Prüfstand

2022
| Projekt

Patientenfürsprache ist ein ehrenamtliches Beratungsangebot für Menschen im Krankenhaus. Prognos untersuchte erstmals den Status quo der Patientenfürsprache in deutschen Krankenhäusern.

Zweiter Sozialbericht des Freistaates Sachsen

2022
| Projekt

Prognos hat für das Sächsische Ministerium für Soziales und Gesellschaftlichen Zusammenhalt die soziale Lage im Freistaat Sachsen analysiert.

Workshop: Internationale Erfahrungen bei der Evaluation von Mindestlöhnen

| Event

Gwendolyn Huschik nimmt am internationalen Workshop der Mindestlohnkommission teil.

AXA bAV Symposium: Demografische Entwicklung in Deutschland

| Event

Dr. Oliver Ehrentraut referiert zum Thema „Demografische Entwicklung“.

Kein Generationenkonflikt: Jung und Alt suchen vor allem Sicherheit.

2022
| Projekt

Studie vergleicht „Boomer“ und Generation Z: Hohes Sicherheitsbedürfnis bei Jung wie Alt.

Folgen des Mindestlohns für die Saisonbeschäftigung

2022
| Projekt

Seit 2015 gibt es den gesetzlichen Mindestlohn in Deutschland. Dessen Folgen für Saisonbeschäftigung untersuchte Prognos im Auftrag der Mindestlohnkommission.

Über Prognos

Wir geben Orientierung.

Prognos ist eines der ältesten Wirtschaftsforschungsunternehmen Europas. An der Universität Basel gegründet, forschen Prognos-Expertinnen und -Experten seit 1959 für verschiedenste Auftraggeber aus dem öffentlichen und privaten Sektor – politisch unabhängig, wissenschaftlich fundiert.

Mehr erfahren