Die Erwerbstätigkeit von Frauen, bei denen das jüngste Kind unter 18 Jahre alt ist, ist seit 2006 kontinuierlich gestiegen. Während im Jahr 2006 rund 60 Prozent aller Mütter erwerbstätig waren, lag die Quote 2018 bei 69 Prozent. Der Anstieg der Erwerbstätigenquote ist dabei vor allem auf eine Zunahme der Erwerbstätigkeit von Müttern mit kleinen Kindern zurückzuführen. Allerdings reduzieren Mütter nach wie vor ihre Arbeitszeit infolge der Familiengründung deutlich, was mit negativen Folgen für die berufliche Entwicklung und damit für die individuelle und familiäre Absicherung verknüpft ist. Die Studie „(Existenzsichernde) Erwerbstätigkeit von Müttern“ erstellte Prognos im Auftrag des Kompetenzbüros Wirksame Familienpolitik des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend.
Eigenständige Existenzsicherung von Müttern
Die Studie befasst sich mit der Frage, ob Mütter mit ihrer Erwerbstätigkeit auch die eigene Existenz finanziell absichern können. Das vorgestellte Konzept zur Messung existenzsichernder Beschäftigung stellt dabei zunächst auf das Ziel einer kurzfristigen Existenzsicherung ab. Die so definierte Existenzsicherungsschwelle lag 2018 bei 873 Euro. Ab 28 Stunden Wochenarbeitszeit gelingt es der großen Mehrheit der Mütter, diese Existenzsicherungsschwelle zu überschreiten. Unter 20 Stunden pro Woche reichen hingegen in der Regel nicht zur Existenzsicherung. „Neben dem Erwerbsumfang entscheidet auch die Qualifikation der Mütter darüber, ob das Einkommen für die eigene Existenzsicherung reicht“, erläutert Prognos-Projektleiterin Lisa Krämer. „Gut ausgebildete Mütter bekommen höhere Löhne und daher lohnt es sich unmittelbar, mit einem größeren Stundenpensum in den Beruf zurückzukehren. Für schlecht ausgebildete Frauen ist dies jedoch nicht immer der Fall.“
Realisierte versus existenzsichernde Erwerbstätigkeit
Die Entwicklungen der Erwerbstätigkeit von Müttern wurden anhand aktueller Daten aus dem Mikrozensus und dem sozioökonomischen Panel ermittelt. Neben dem bestehenden Konzept der „realisierten Erwerbstätigkeit“ wurde hierzu das Konzept der „existenzsichernden Beschäftigung“ entwickelt. Die Ergebnisse beider Konzepte wurden nach den Kriterien Erwerbsumfang, Alter des jüngsten Kindes, Familienform, Bildungsabschluss der Mutter sowie Erwerbskonstellationen in Paarfamilien untersucht.
Handlungsempfehlungen
Im letzten Schritt formuliert die Prognos-Studie Handlungsempfehlungen. Um mehr Frauen in Teilzeitbeschäftigung bei der Realisierung ihrer Erwerbswünsche zu unterstützen, sollten beispielsweise das Steuer- und Transfersystem angepasst werden, da dieses trotz aller Reformen zu geringen Anreizen für eine eigenständige Existenzsicherung der Mütter bietet. Zudem gilt es, die Rahmenbedingungen für eine Vereinbarkeit von Familie und Beruf weiter zu verbessern sowie Betreuungsangebote, insbesondere für Grundschulkinder, weiter auszubauen und flexibler zu gestalten. Es ist außerdem unabdingbar, mehr Väterbeteiligung bei der Kindererziehung einzufordern und zu ermöglichen. Denn Mütter könnten früher und umfassender in den Beruf zurückkehren, wenn Väter mehr unbezahlte Arbeit in der Familie übernehmen würden. Hierzu ist es notwendig Frauen (und Männer) frühzeitig über die Bedeutung und Vorteile von Partnerschaftlichkeit in Bezug auf Familie und Beruf zu informieren.
Weitere Infos zum Erfolgsfaktor Familie (Webseite BMFSFJ)
Autorinnen & Autoren: Andreas Heimer, Dr. David Juncke, Lisa Krämer, Dr. Stefan Moog, Johanna Nicodemus, Evelyn Stoll (Kompetenzbüro Wirksame Familienpolitik)
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Ihr Kontakt bei Prognos
Dr. David Juncke
Vize-Direktor, Leitung Familienpolitik
Andreas Heimer
Direktor, Partner