Etwa 2,2 Millionen minderjährige Kinder wachsen in Deutschland in Haushalten mit einem alleinerziehenden Elternteil auf. Mit Förderung des nordrhein-westfälischen Ministeriums für Kinder, Familie, Flüchtlinge und Integration beauftragte der Verband alleinerziehender Mütter und Väter – Landesverband Nordrhein-Westfalen e. V. Prognos, eine Studie über die Lebenssituation von Alleinerziehenden in Nordrhein-Westfalen durchzuführen. Zur besseren Einordnung der Ergebnisse wurden auch Besonderheiten und Abweichungen zur Situation in Deutschland insgesamt dargestellt.
In fast jeder fünften Familie in Nordrhein-Westfalen lebt ein Elternteil allein mit minderjährigen Kindern zusammen, 88 Prozent davon sind alleinerziehende Mütter. Über ein Drittel (35 %) der Alleinerziehenden sind jedoch in einer festen Partnerschaft. Die meisten Kinder von Alleinerziehenden sind im schulpflichtigen Alter.
Viele Alleinerziehende fühlen sich im Alltag stark belastet. Studien belegen, dass sie einem erhöhten Risiko körperlicher und psychischer Beeinträchtigungen ausgesetzt sind. In die Arbeitswelt sind die meisten Alleinerziehenden gut integriert. Alleinerziehende Mütter arbeiten häufiger und mehr Stunden als Mütter in Paarfamilien. Sie arbeiten jedoch unter herausfordernden Bedingungen, da sie häufiger als Mütter aus Paarfamilien befristet beschäftigt sind oder öfter an Wochenenden und Feiertagen oder im Schichtdienst arbeiten.
Die meisten Alleinerziehenden haben gute berufliche Qualifikationen, allerdings hat auch fast ein Drittel der alleinerziehenden Mütter in NRW keinen beruflichen Abschluss und somit geringere Chancen auf dem Arbeitsmarkt. Das hat zur Folge, dass sie oft in Jobs für Geringqualifizierte arbeiten. Hinzu kommt, dass 38 Prozent der Alleinerziehenden nicht in ihrem erlernten Beruf arbeiten.
Trotz der hohen Beschäftigungsquote und der höheren Arbeitsstundenzahl leben Alleinerziehende daher häufiger als Paarfamilien in angespannten finanziellen Situationen. Ihre Armutsgefährdungsquote in Nordrhein-Westfalen liegt bei 48 Prozent. Die nicht in der Familie lebenden Elternteile zahlen den Kindesunterhalt selten oder oft in zu geringer Höhe, wodurch viele Alleinerziehende von staatlichen Leistungen abhängig sind.
Hintergrund:
Die Studie basiert im Wesentlichen auf den Daten öffentlicher Statistiken. Das heißt, dass hier nur Mütter und Väter betrachtet werden, die ohne Ehe- oder Lebenspartner mit Kindern in einem Haushalt zusammenleben. Die Beziehung zum Elternteil, der nicht im Haushalt lebt, wird ausgeblendet. Die Situation solcher „getrennt erziehenden“ Eltern ist vergleichsweise wenig erforscht und bedarf weiterer wissenschaftlicher Untersuchungen.
Direkt zur Studie (PDF, vamv-nrw.de)
Zum Verband allein erziehender Mütter und Väter – Landesverband Nordrhein-Westfalen e. V.
Autorinnen und Autoren:
Jan Braukmann, Evelyn Stoll, Dr. David Juncke