Die bis zum Jahr 2025 zu erwartenden Nachwuchskräfte in Kindertageseinrichtungen in Mecklenburg-Vorpommern reichen voraussichtlich aus,
- um die bis dahin altersbedingt und vorzeitig ausscheidenden Fachkräfte zu kompensieren
- und um den Personalmehrbedarf infolge eines erhöhten Platzbedarfes zu decken.
Für den zusätzlichen Personalbedarf, der durch die bundesweite Einführung des Rechtsanspruches auf Ganztagsförderung im Grundschulalter und mögliche Qualitätsverbesserungen in den Kindertageseinrichtungen entstehen könnte, sind jedoch zusätzliche Fachkräfte erforderlich.
Das ergab unsere Fachkräfteanalyse im Auftrag des Ministeriums für Soziales, Integration und Gleichstellung Mecklenburg-Vorpommern.
Personalpotenzial und mögliche Maßnahmen
Auf Basis der Bestandsaufnahme und der Berechnung des künftigen Fachkräftebedarfes entwickelte Prognos verschiedene Lösungsansätze, wie der zusätzliche Bedarf an Fachkräften gedeckt werden kann. Ein wichtiger Beitrag dazu ist das steigende Bewusstsein der Träger für Arbeitgeberattraktivität und die steigende Tarifbindung in Mecklenburg-Vorpommern. Hier können kleinere Träger vor allem im ländlichen Raum noch aufholen. Neben einer angemessenen Bezahlung spielen aber auch die Rahmenbedingungen eine große Rolle. Verbesserung ist vor allem mit Blick auf die gültigen Personalschlüssel möglich. Knappe Personalschlüssel bei den örtlichen Trägern der Jugendhilfe führen dazu, dass Personalausfälle durch Krankheit, Urlaub oder Fortbildung die mittelbare Arbeitszeit reduzieren und für Leitungsaufgaben zu wenig Zeit zur Verfügung steht. Für die Fachkräfte stellt das eine große Belastung dar, da sie eigenen fachlichen Ansprüchen dadurch oft nicht gerecht werden können. Ein Potenzial zur Verbesserung der Fachkräftesituation bergen auch die unterschiedlichen Arbeitszeitpräferenzen der Fachkräfte. Der Großteil der Fachkräfte arbeitet in Teilzeit – gerade junge Fachkräfte bevorzugen jedoch Vollzeitstellen.
Im Bereich der Ausbildung erweist sich die frühzeitige Bindung angehender Fachkräfte an die Träger als erfolgreich für die Fachkräftegewinnung. Damit alle Träger von dieser Strategie profitieren können, muss die Anziehungskraft von ländlichen Regionen für Auszubildende gesteigert werden. Fachschulen, die in den größeren Städten verortet sind, können dazu die Potenziale der Digitalisierung nutzen. Durch eine Anpassung der Ausbildungsbedingungen kann die Attraktivität der Kindertagesförderung in Mecklenburg-Vorpommern auch für Quereinsteigerinnen und Quereinsteiger gesteigert werden.
Vorgehensweise
Die Fachkräfteanalyse umfasste drei Teile:
- Im quantitativen Analyseteil wurde die aktuelle Fachkräftesituation in den Kindertageseinrichtungen und der Kindertagespflege mittels sekundärstatistischer Analysen und einer standardisierten landesweiten Online-Befragung untersucht. Befragt wurden Träger, Leitungen und das pädagogische Personal der Einrichtungen sowie die Kindertagespflegepersonen. Zudem wurde die Entwicklung von Personalbedarf und -angebot in der Kindertagesförderung bis zum Jahr 2030 in verschiedenen Szenarien quantifiziert.
- Im qualitativen Teil wurden die Erkenntnisse der quantitativen Analysen eingeordnet und vertieft. Dazu wurden Fachgespräche und Fokusgruppen mit mehr als 60 relevanten Akteurinnen und Akteuren der Kindertagesförderung durchgeführt.
- Die Ergebnisse der quantitativen und qualitativen Untersuchungen wurden im Rahmen einer SWOT-Analyse (Stärken-Schwächen-Chancen-Risiken-Analyse) zusammengeführt. Im Vordergrund stand die Frage, welche Handlungsansätze zur Gewinnung und Bindung von Fachkräften beitragen können.
Zur Fachkräfteanalyse Kindertagesförderung Mecklenburg-Vorpommern (PDF)
Autorinnen und Autoren: Dr. Dagmar Weßler-Poßberg, Gwendoly Huschik, Claudia Münch, Johanna Okroi, Ulrich Weuthen
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Dr. Dagmar Weßler-Poßberg
Vize-Direktorin, Themenfeldleitung Gesellschaftspolitik
Gwendolyn Huschik
Projektleiterin
Claudia Münch
Prinzipal
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