Zentrale Erkenntnis der simultanen Betrachtung des Pflegearbeitsmarkts und der Finanzierungseite ist, dass die finanziellen Mittel, die für das Aufrechterhalten des aktuellen Versorgungsniveaus notwendig sind, aufgrund des zukünftigen Ungleichgewichts (Pflegekräftemangel) nicht in geplanter Form abgerufen werden können. Rechnerisch stehen daher im System (im Jahr 2030) insgesamt rund 14 Milliarden Euro zur Verfügung, deren Verwendung es neu zu denken gilt, um zu vermeiden, dass sich die Betreuungssituation dramatisch verschlechtert.
Vor diesem Hintergrund zeigt die Studie Lösungswege auf. Mithilfe volkswirtschaftlicher Modelle wurde ermittelt, inwieweit eine Entlastung auf dem Pflegearbeitsmarkt durch Reformen auf der Angebots- als auch auf der Nachfrageseite erreichbar ist. Beim angebotsseitigen Ansatz stellt die Verlängerung der Berufsverweildauer in der Pflege den entscheidenden Hebel dar. Insgesamt kann die Arbeitskräftelücke durch den Ansatz „Vorfahrt für Pflege“ um 60.000 bis 170.000 VZÄ reduziert werden.
Beim nachfrageseitigen Ansatz werden zwei Maßnahmenpakete parallel eingeführt. Zum einen wird die Implementierung des optimalen Pflegemix der Zukunft modelliert und zum anderen wird bestimmt, welche Entlastungseffekte ein stärkerer altersgerechter Umbau von Wohnungen im Hinblick auf den Bedarf an professionellen Pflegekräften leisten kann. Insgesamt sinkt die Arbeitskräftelücke durch den kombinierten Lösungsansatz „Pflege optimal gestalten“ bis zum Jahr 2030 um 238.000 VZÄ. Sofern die maximalen Szenarien gleichzeitig greifen, kann die Lücke auf dem Arbeitsmarkt von 517.000 auf 109.000 VZÄ reduziert werden.
Zur Studie (PDF, 36 Seiten fes.de)
Autorinnen und Autoren:
Oliver Ehrentraut, Tobias Hackmann, Lisa Krämer, Sabrina Schmutz
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Dr. Oliver Ehrentraut
Leiter der volkswirtschaftlichen Abteilung, Partner, Direktor