Fragestellung & Ziel
Die Verflechtung zwischen industrieller Produktion und industrienahen Dienstleistungen hat in Deutschland in den letzten drei Jahrzehnten deutlich zugenommen. Ein Grund hierfür ist die zunehmende Ergänzung der Sachgüterproduktion mit Dienstleistungs- und Servicekomponenten, welche die Produktion und den Verkauf der Güter unterstützen. Ein weiterer Grund liegt in der höheren Dienstleistungsintensität, die der technologische Fortschritt beispielsweise durch mehr wartungsintensive Maschinen oder technologische Beratungsleistungen verlangt. Die zunehmende Verflechtung von Industrie und Dienstleistung führt dazu, dass Tätigkeiten in der Statistik nicht mehr klar einzelnen Branchen oder Produktionsbereichen zugeordnet werden können. Die Wirtschaftsklassifikation des Statistischen Bundesamtes, die die Grundlange für die Abgrenzung von Branchen bildet, teilt Unternehmen nach ihrer Haupttätigkeit und der Frage „Was wird produziert?“ einem Wirtschaftszweig zu.
Dieses Vorgehen hat einen Nachteil: Ändern sich Unternehmensstrukturen, indem beispielsweise Prozesse an andere Unternehmen ausgelagert werden, die formal zu anderen Wirtschaftszweigen gehören, ändern sich Branchengewichte und -entwicklungen, ohne dass dies eine real-wirtschaftliche Entsprechung hätte. Zudem bleibt der Zweck der Produktion in dieser Sichtweise unberücksichtigt.
Vor diesem Hintergrund war das Ziel der Studie, eine neue Branchenabgrenzung und -zuordnung zu schaffen, die sich nicht an der Frage „Was wird produziert?“ sondern an der Frage „Wofür wird produziert?“ orientiert.
Vorgehen & Ergebnisse
Für eine neue Klassifikation grenzte das Projektteam sogenannte Querschnittsbranchen ab und speiste die Daten zu Wertschöpfung und Beschäftigung aus der amtlichen Statistik gemäß der Wirtschaftszweigklassifikation 2008 in die neue Abgrenzung ein. Daraus wurden anschließend insgesamt 16 Branchensteckbriefe erstellt. Die Steckbriefe beleuchten vergangene Entwicklungen der Querschnittsbranchen, stellen Prognosen zur zukünftigen Entwicklung an und bewerten sie jeweils vor dem Hintergrund der drei globalen Trends Globalisierung, Klimawandel und Digitalisierung.
Die alternative Branchenabgrenzung zeigt deutlich die eng verflochtene Wirtschaftsstruktur in Deutschland und verdeutlicht die gegenseitige Abhängigkeit von industriellen Produktionsprozessen und industrienahen Dienstleistungen. Im Ergebnis stellt sich die Frage, ob die bestehende Abgrenzung von Branchen gemäß der Klassifikation der Wirtschaftszweige ausreichend und noch zeitgemäß ist, oder ob angesichts zunehmender Verflechtungen von Unternehmen und Branchen alternative Ansätze der Abgrenzung nötig sind.
Projektteam: Dr. Andreas Sachs, Dr. Jan Trenczek, Dr. Michael Böhmer, Jakob Ambros, Johann Weiss, Eva Willer
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Dr. Andreas Sachs
Projektleiter
Dr. Jan Trenczek
Senior Projektleiter