Die Kreislaufwirtschaft hat eine deutlich größere Bedeutung für die deutsche Volkswirtschaft als bisher angenommen. Das ist das Ergebnis einer Prognos-Studie im Auftrag des BDE Bundesverband der Deutschen Entsorgungs-, Wasser- und Rohstoffwirtschaft e. V. und weiterer Partner.
Laut der Studie mit dem Titel „Branchenbild der deutschen Kreislaufwirtschaft“ erzielen 11.000 Unternehmen der Branche rund 70 Milliarden € Umsatz pro Jahr bei einer Bruttowertschöpfung von fast 25 Milliarden Euro. Mehr als 250.000 Beschäftigte arbeiten in der Kreislaufwirtschaft. Damit sind genauso viele Menschen in der Kreislaufwirtschaft beschäftigt wie in der Energieversorgung und fast viermal so viele Personen wie in der Wasser- und Abwasserwirtschaft.
Eine Zukunftsbranche
Die Untersuchung belegt, dass es in der Kreislaufwirtschaft längst nicht mehr nur um Müllabfuhr und Städtereinigung geht. Unter erstmaliger Berücksichtigung aller Wertschöpfungsstufen wird die Kreislaufwirtschaft als komplexer Wirtschaftszweig mit einem breiten Dienstleistungsspektrum betrachtet, der auch den Maschinen- und Anlagenbau sowie den Großhandel mit Altmaterialien. Der Maschinen- und Anlagenbaus hat beispielsweise einem überdurchschnittlichen Weltmarktanteil von 10 % und erzielte einen Außenhandelsüberschuss von 2,67 Mrd. € im Jahr 2014.
Kreislaufwirtschaft bedeutet gelebte Ressourceneffizienz. So werden bereits 80 bis 90 Prozent Pappe, Papier und Kartonage recycelt. Die Gesamtverwertungsquote liegt bei 96 Prozent. Die Sortierreste gehen überwiegend in energieerzeugende Müllverbrennungsanlagen oder Ersatzbrennstoffkraftwerke. Auch für die Energiewende leistete die Kreislaufwirtschaft einen wichtigen Beitrag: So werden circa 3 Prozent des Stroms in Deutschland (19 Millionen Megawattstunden pro Jahr) aus Abfällen erzeugt.
Damit ist sie auch ein Aushängeschild für die Green Economy in Deutschland.
Die Kreislaufwirtschaft ist eine Zukunftsbranche mit bundesweiter Präsenz – während die westdeutschen Flächenländer auf Grund ihrer Größe und der Vielzahl von Unternehmen eine starke Stellung hinsichtlich des Gesamtmarktes aufweisen, wachsen kleinere Märkte in Ost und West teils schneller und weisen höhere Spezialisierung auf.
Eine Vorreiterrolle beim Wissenstransfer
Die deutsche Kreislaufwirtschaft kann als Impuls- und Ideengeber für andere Staaten gesehen werden und betont ihre zentrale Rolle bei der Bewältigung der Herausforderungen, die sich aus globalen Zukunftsaufgaben ergeben. Die Unternehmen der Kreislaufwirtschaft übernehmen eine Vorreiterrolle beim Wissenstransfer in andere EU-Länder und andere Teile der Welt. Sie spielen eine zentrale Rolle bei der Ressourcenschonung, der Energiewende und beim Klimaschutz. Um in diesen Bereichen in ganz Europa Erfolge zu erzielen, ist es allerdings dringend notwendig, den Anteil der Deponierung von unbehandelten Abfällen europaweit deutlich zu reduzieren. Laut der Studie könnten in Europa allein durch eine konsequente Kreislaufwirtschaftspolitik bis zum Jahr 2030 mehr als 10 Prozent der europäischen CO2-Reduktionsziele erreicht werden.
Zum Branchenbild der deutschen Kreislaufwirtschaft (PDF)
Autorinnen und Autoren:
Holger Alwast, Dr. Bärbel Birnstengel, Arno Häusler, Dr. Jochen Hoffmeister, Jannis Lambert, Oliver Lühr, Nadja Schütz
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