alle Projekte

KfW-Studie Globalisierung

Erfolgsmodell der deutschen Wirtschaft auf dem Prüfstand

Auftraggeber

KfW

Jahr

2021


In der Vergangenheit hat die deutsche Wirtschaft stark von der Globalisierung profitiert. In vielen Industriebranchen Deutschlands entfällt über die Hälfte des Umsatzes auf das Ausland, die Mehrheit der Arbeitsplätze ist vom Exportgeschäft abhängig. Doch die Hochphase der Globalisierung ist vorbei. In einer Studie im Auftrag der KfW entwickelte Prognos drei Szenarien, welche die Spannbreite der künftigen Globalisierungsdynamik abbilden und Vorschläge für neue Wachstumsstrategien für die deutschen Unternehmen unterbreiten.

Stand heute: Deutschlands Wirtschaft ist stark globalisiert

Deutschland hat die mit der Globalisierung verbundenen Chancen in der Vergangenheit intensiv genutzt. Die Unternehmen entwickelten stark nachgefragte, auf dem Weltmarkt wettbewerbsfähige Produkte. Dieser Erfolg lässt sich auch beziffern: Das reale Bruttoinlandsprodukt je EinwohnerIn lag globalisierungsbedingt zwischen 1990 und 2018 im Schnitt fast 1.400 Euro höher, als wenn die Globalisierung auf dem Niveau von 1990 stagniert hätte. Die deutsche Volkswirtschaft gehört somit zu den größten Gewinnern der Globalisierung weltweit.

Die Hochphase der Globalisierung ist vorbei

Die Phase der dynamischen Globalisierung der Weltwirtschaft ist jedoch auf absehbare Zeit vorbei. Unsicherheiten durch geopolitische Konflikte, häufiger auftretende Handelskonflikte oder Ereignisse wie der Brexit dämpfen die Entwicklung des weltweiten Handels. 2020 hat die Covid-19-Pandemie die globalen Liefer- und Wertschöpfungsketten abrupt und massiv gestört. Die Folgen dürften auch in den kommenden Jahren spürbar bleiben.

Drei Zukunftsszenarien mit unterschiedlichen Wachstumsprognosen

Prognos entwickelte drei Szenarien möglicher Entwicklungen der Globalisierung bis 2030, um deren Wirkung auf die Wirtschaft abschätzen zu können. Im Referenzszenario, das als das wahrscheinlichste erscheint, wird angenommen, dass die Globalisierung stagniert. Im Szenario Deglobalisierung wird die in den frühen 2000er-Jahren erfolgte Globalisierung teilweise rückabgewickelt. Im Szenario Globalisierungsschub hingegen nimmt die Globalisierung in den nächsten Jahren wieder Fahrt auf.

Um die ökonomischen Auswirkungen der unterschiedlichen Globalisierungsdynamiken messbar zu machen, wurden die drei Szenarien in das makroökonomische Prognosemodell VIEW überführt und operationalisiert. Im Deglobalisierungsszenario liegt die durchschnittliche jährliche Wachstumsrate zwischen 2018 und 2030 um 0,2 Prozentpunkte niedriger als im Referenzszenario. Eine höhere Globalisierungsdynamik – wie im dritten Szenario unterstellt – würde das deutsche Wirtschaftswachstum hingegen im Schnitt jährlich um 0,2 Prozentpunkte nach oben treiben.

Die deutsche Wirtschaft muss ihr bisheriges Erfolgsmodell anpassen

Länder und Unternehmen weltweit müssen sich in den kommenden Jahren wohl auf eine Weltwirtschaft ohne nennenswerte Globalisierungsdynamik einstellen. Das gilt insbesondere für Deutschland mit seiner stark exportorientierten Wirtschaft. Das Auslandsgeschäft dürfte in den kommenden Jahren schwieriger sein als in der Vergangenheit. Die deutschen Unternehmen können nur dann wachsen, wenn sie neue Wachstumsstrategien finden.

Anpassung des deutschen Erfolgsmodells an die künftige Entwicklung

Zur Erschließung zukünftiger Wachstumspotenziale könnte sich für viele Unternehmen ein verstärkter Blick ins Inland lohnen. So sorgt die Verknappung des Arbeitskräfteangebots in Folge des demografischen Wandels in den kommenden Jahren zu einem Anstieg der Reallöhne und folglich zu höheren privaten Konsumausgaben. Der demografische Wandel wird insbesondere im Tourismus und Gesundheitssektor sowie bei Produkten für die ältere Generation die Nachfrage erhöhen. Neue digitale Produkte und Dienstleistungen sowie umweltverträgliche Produkte versprechen ein weiteres Wachstumspotenzial. Auch im Geschäftskundenbereich wird die Digitalisierung ein Wachstumsmotor sein.

„In einigen Marktsegmenten bietet aber auch der Export nach wie vor Potenziale“, so Prognos-Projektleiter Johann Weiß. „Auch hier gehört der digitale Wandel zu den wichtigsten Treibern der künftigen Importnachfrage. Hybride Geschäftsmodelle und Produkte, die klassische Industriegüter mit digitalen Leistungen verbinden, dürften sich besonders dynamisch entwickeln.“

Auch in Entwicklungs- und Schwellenländern, die bisher nicht im Fokus des deutschen Exporthandels standen, könnte sich die Importnachfrage erhöhen. Zwar sind Geschäfte in diesen Ländern schwieriger als auf den traditionellen deutschen Auslandsmärkten. Dennoch kann auch dort ein erfolgreicher Einstieg ins Geschäft gelingen. Schließlich galten in der Vergangenheit Auslandsmärkte wie China oder Mittelosteuropa ebenfalls als schwierige Absatzregionen, die schließlich erfolgreich erschlossen wurden.

Zur Studie (Website KfW)

Autorinnen und Autoren: Jakob Ambros, Dr. Michael Böhmer, Dr. Georg Klose, Philipp Kreuzer, Jan Limbers, Dr. Andreas Sachs, Dr. Jan Trenczek, Heidrun Weinelt, Johann Weiß, Eva Willer

Haben Sie Fragen?

Ihr Kontakt bei Prognos

Johann Weiß

Senior Projektleiter

Profil ansehen

Dr. Michael Böhmer

Chefvolkswirt | Leiter Corporate Solutions

Profil ansehen

Unsere Arbeiten zu diesem Thema

GTAI: Evaluation der Bundeszuwendungen

2022
| Projekt

Ziel der Germany Trade and Invest (GTAI) ist die Förderung des deutschen Außenhandels. Prognos hat untersucht, ob sie ihr Budget effektiv einsetzt.

Runder Tisch zur Circular Economy in Städten und Regionen

| Event

Jannis Lambert präsentiert ein Self-Assessment Tool, das Regionen und Städten hilft, spezifische Ziele einer regionalen Circular Economy zu definieren.

Leitbild Sinnstiftung

2023
| Projekt

Könnte Purpose das neue Leitbild in Wirtschaft und Gesellschaft werden? Das haben wir im Rahmen unserer Arbeit für das Zukunftsbüro untersucht und mit anderen Szenarien verglichen.

Innovationen für eine Mobilitäts- und Raumwende in NRW

2023
| Meldung

Zu den zentralen Themen der Green Economy zählen Mobilität und Raumplanung. Hierzu erstellte das Kompetenznetzwerk Umweltwirtschaft.NRW in Zusammenarbeit mit Prognos einen Innovationsradar.

Evaluation der Ergänzenden unabhängigen Teilhabeberatung (EUTB)

2023
| Projekt

Über fünf Jahre evaluierte Prognos mit dem infas Institut für angewandte Sozialwissenschaft und Prof. Dr. Gudrun Wansing das Beratungsangebot für Menschen mit Behinderung und ihre Angehörigen.

Zukunft der Kultur- und Kreativwirtschaft im Ländlichen Raum Baden-Württembergs

Event

Auf einer Dialogveranstaltung in Offenburg präsentieren Dr. Olaf Arndt und Dr. Anna Heugel aktuelle Zahlen zur Kultur- und Kreativwirtschaftsbranche in Baden-Württemberg.

Zukunft der Automobilindustrie im Saarland

laufend
| Projekt

Die Automobilwirtschaft befindet sich weltweit in einem fundamentalen Wandel. Wie trifft diese Transformation die Saarwirtschaft?

Tagung der bayerischen AuslandsrepräsentantInnen

| Event

Dr. Michael Böhmer ist zu Gast und referiert zur Frage „Drohen der Globalisierung und dem Geschäftsmodell Deutschlands das Aus?“.

Arbeitswelt-Bericht 2023

2023
| Projekt

Welche Auswirkungen hat die digitale und ökologische Transformation auf die Arbeitswelt? Mit dieser und weiteren Fragen beschäftigt sich der zweite Arbeitswelt-Bericht.

Ressourceneffizienz in Bayern

laufend
| Projekt

Der Ressourcenverbrauch der bayerischen Wirtschaft muss stärker als bisher reduziert werden. Informationen über den Status-Quo und Ansatzpunkte für Einsparungen soll eine Studie von Prognos liefern.

Über Prognos

Wir geben Orientierung.

Prognos ist eines der ältesten Wirtschaftsforschungsunternehmen Europas. An der Universität Basel gegründet, forschen Prognos-Expertinnen und -Experten seit 1959 für verschiedenste Auftraggeber aus dem öffentlichen und privaten Sektor – politisch unabhängig, wissenschaftlich fundiert.

Mehr erfahren