Implikationen der Digitalisierung für Lebensfelder wie Arbeit, Gesundheit und Mobilität – das ist das Thema der Kurzstudie „Gesellschaft 5.0“. Capgemini und Prognos haben sie gemeinsam erstellt.
Welche Herausforderungen werden sich in den Lebensfeldern Arbeit, Mobilität, Migration und Integration sowie Gesundheit und Alter in den kommenden 10 bis 15 Jahren stellen – besonders unter dem Einfluss der Digitalisierung? Und wie kann die Digitalisierung ausgestaltet werden, um diese Herausforderungen zu meistern?
Antworten auf diese Fragen bietet die Kurzstudie „Gesellschaft 5.0“. Capgemini und Prognos haben sie gemeinsam erstellt. Auf dem Kongress „Digitaler Staat 2018“ wurde sie am Dienstag, 20. März, vorgestellt und diskutiert.
Ein Ergebnis der Studie: Die Implikationen der Digitalisierung beispielsweise auf den Arbeitsmarkt werden erheblich sein. Digitalisierung schafft nicht zwangsläufig weniger Arbeit – sondern andere. „Digitalisierung bietet Möglichkeiten für alle“, sagt Prognos-Geschäftsführer Christian Böllhoff. „Allerdings müssen alle vorbereitet und mitgenommen werden, auch mit Hilfe eines funktionierenden lebenslangen Bildungskonzepts und innovativen Weiterbildungsmodellen, sonst droht eine Spaltung der Gesellschaft in Onliner und Nonliner.“
Im Zusammenspiel mit den anderen großen Einflussfaktoren – der Globalisierung, der Demografie und dem Klimawandel – prägt und beschleunigt die Digitalisierung wirtschaftliche und gesellschaftliche Veränderungen. Denn die technologischen Errungenschaften, insbesondere auf dem Gebiet der Informations- und Kommunikationstechnologien, schaffen nicht nur die Voraussetzungen für den digitalen Wandel. Sie sind gleichsam die Antriebskräfte der als Globalisierung bezeichneten weltweiten ökonomischen, sozialen und politischen Vernetzung.
„Digitalisierung ist eine unausweichliche Chance“, erklärt Dr. Michael Schulte von Capgemini. „Erkennen wir die Möglichkeiten und den konkreten Nutzen der Digitalisierung, sind wir auch bereit, den Aufwand zur Risikominimierung zu tragen.“
Wie soll das Zusammenleben in einer Gesellschaft 5.0 aussehen und was kann oder muss die Politik tun, um dieses gezielt zu gestalten? Wie kann sichergestellt werden, dass niemand von den Errungenschaften der Digitalisierung ausgegrenzt wird und der Zusammenhalt der Gesellschaft gewährleistet ist?
Zu diesen Fragen stellt die Kurzstudie sieben Thesen auf:
Gesellschaft 5.0: Sieben Thesen
- Soziale Teilhabe braucht digitale Teilhabe: Die Entwicklungen in den einzelnen Lebensfeldern machen deutlich, wie weitreichend und umfänglich die Digitalisierung in alle Bereiche des gesellschaftlichen Lebens vordringt. In einer zunehmend digitalisierten Welt ist in der Folge soziale Teilhabe ohne digitale Teilhabe nicht mehr möglich.
- Physische Infrastruktur schaffen: Für die zukünftige Teilhabe aller Menschen an der Gesellschaft 5.0 ist der physische Zugang zum Internet eine grundlegende Voraussetzung. Der Ausbau der digitalen und physischen Infrastruktur bleibt eine Daueraufgabe – der Nachholbedarf Deutschlands ist enorm.
- Digitale Kompetenzen vermitteln: Eine entsprechende Digitalkompetenz sowie eine gewisse Offenheit gegenüber neuen Entwicklungen sind notwendig, um die Errungenschaften der Digitalisierung souverän zu nutzen. Der Prozess der Digitalisierung kann nur dann gesamtgesellschaftlich erfolgreich verlaufen, wenn weitgehend alle Bürgerinnen und Bürger die dafür notwendigen Kompetenzen erwerben.
- Datensouveränität sichern: Die Chancen der Digitalisierung können nur dann gehoben werden, wenn die Bürgerinnen und Bürger nicht die Macht über ihre eigenen Daten verlieren. Es bedarf eines gesellschaftlichen Konsens darüber, wie weit Automatisierung und Überwachung in unseren Alltag Einzug halten sollten sowie eines Austauschs über wichtige rechtliche, technische und standarisierungsbezogene Rahmenbedingungen.
- Sozialstaat braucht Update: Die Anforderungen an den Sozialstaat steigen: das lohnzentrierte Beitragssystem muss auf den Prüfstand gestellt, die Finanzierung von Weiterbildungsphasen im Erwerbsverlauf muss sichergestellt , Sozialsysteme müssen besser international vernetzt, digitale Gesundheitsanwendungen müssen integriert und Umverteilungsmechanismen müssen angepasst werden.
- Digitale Verwaltung vorantreiben: Um die staatliche Unterstützung möglichst zielgenau zu organisieren und möglichst viele Menschen zu erreichen, braucht es innovative Verwaltungssysteme und -abläufe. Die Verwaltung muss in einer neuen Rolle als Gestalter nicht nur auf Veränderungen reagieren, sondern sie proaktiv steuern.
- Schneller Wandel, langer Weg: Die größte Herausforderung auf dem Weg in die Gesellschaft 5.0 wird sein, Schritt zu halten mit der Schnelligkeit der Veränderungen und dabei trotzdem sorgsam abzuwägen, welcher Ordnungsrahmen für die jeweiligen neuen technischen und virtuellen Lösungen nötig ist, damit alle von den Errungenschaften einer innovativen, neuen Welt profitieren.
Zum Hintergrund
Digitalisierung beschränkte sich bis vor wenigen Jahren auf spezielle technische Applikationen für Pioniere. Auf „IT“ reduziert wurde sie vor allem als Unterstützungsleistung gesehen, um Vorhaben oder Prozesse zu beschleunigen. Heute ist die Digitalisierung das große Zukunftsthema.
Was ist eine „Gesellschaft 5.0“?
Unter der Überschrift „Society 5.0“ hat sich Japan ein Regierungsprogramm gegeben, das die Haltung gegenüber der Digitalisierung grundlegend umkehrt: Digitalisierung wird als Chance begriffen, aktuelle und künftige Herausforderungen von Wirtschaft und Gesellschaft zu bestehen, und muss dementsprechend gemäß den daraus resultierenden Anforderungen gestaltet werden.
Zur Studie "Gesellschaft 5.0" (PDF)
Zur Studienseite von Capgemini mit weiteren Grafiken
Autorinnen & Autoren: Sven Altenburg, Oliver Ehrentraut, Lisa Krämer, Claudia Münch, Ante Pivac, Michael Astor, Felizitas Janzen (Prognos AG); Sabine Bogner, Julia Henningsen, Eva-Charlotte Proll, Sabine Reuss, Ann-Sophie Rudolph, Petra Wolf, Antje Specht, Shibashis Ganguly (Capgemini)
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Ihr Kontakt bei Prognos
Dr. Oliver Ehrentraut
Leiter der volkswirtschaftlichen Abteilung, Partner, Direktor
Sven Altenburg
Bereichsleitung Mobilität & Transport, Prinzipal