Graue Kinoleinwände, leere Bühnen, verlassene Theatersäle – die Realität in Zeiten von Corona. Bereits 2020 verzeichneten die elf Teilmärkte der bayerischen Kultur- und Kreativwirtschaft (KuK) in Summe einen Umsatzverlust von schätzungsweise 14% bzw. 5,7 Mrd. Euro im Vergleich zu 2019.
Die fehlenden Einnahmen variieren zwischen den Teilmärkten jedoch sehr stark. Während die Software/Games-Branche mit einem Rückgang von 1 Prozent auf nahezu vergleichbarem Umsatzniveau zu 2019 liegt, sind die Umsätze im Bereich der Darstellenden Künste mit einem Umsatzverlust von 85 Prozent fast komplett weggebrochen. Insbesondere die veranstaltungsbezogenen und produktionsintensiven Teilmärkte der KuK sind besonders stark betroffen. Neben den Darstellenden Künsten sind hier der Kunstmarkt (-46 Prozent), die Musikwirtschaft (-45 Prozent) und die Filmwirtschaft (-43 Prozent) zu nennen. Gerade hier treffen stark betroffene Teilmärkte auf fragile Erwerbstätigenstrukturen: „In diesen Teilmärkten sind besonders viele Soloselbständige und Freiberuflerinnen und Freiberufler beschäftigt, die die Folgen der Krise am stärksten zu spüren bekommen“ betont Kathleen Freitag, Projektleiterin.
Auch in 2021 wird die KuK in Bayern empfindliche Umsatzverluste verzeichnen müssen. Die Szenarioanalysen schätzen Umsatzverluste von 2,4 Mrd. bzw. 7,0 Mrd. Euro, in Abhängigkeit davon, wie lange die Lockdown-Phasen anhalten werden.
Umdenken in der Krise
Die Branche richtet den Blick nach vorne. Wie kann die Zukunft der bayerischen KuK aussehen, sobald die Corona-Beschränkungen für Wirtschaft und Gesellschaft aufgehoben werden?
Trotz deutlicher Corona-Betroffenheit zeigt die bayerische KuK auch während der Krise vielversprechende Perspektiven auf. Akteurinnen und Akteure entwickeln und verbreiten neue Kooperations- und Präsentationstools, neue virtuelle Formate und neue Geschäftsmodelle im Digitalen. Darüber hinaus entfalten Cross-Innovationen bspw. mit dem Bildungsbereich direkte gesamtwirtschaftliche Effekte und werden in der Pandemie intensiv genutzt. Die Gestaltung und Begleitung von Veränderungsprozessen ist bei Kundinnen und Kunden sowie Kooperationspartnerinnen und -partnern der KuK nachgefragt. Gleichzeitig wird die hohe Wertschätzung der KuK u. a. auch an der großen Resonanz für „Support your local artist/dealer“-Initiativen in Bayern deutlich, die langfristige Chancen für ein standortgebundenes Marketing eröffnen.
Vorgehen und Methode
Die vorliegende Studie analysiert die Betroffenheit der bayerischen Kultur- und Kreativwirtschaft von der Corona-Pandemie für die Jahre 2020 und 2021. Zunächst wird rückblickend für 2020 evaluiert, welche Auswirkungen die getroffenen Eindämmungsmaßnahmen für die bayerische KuK und ihre Teilmärkte hatten. Darauffolgend wird die Betroffenheit der KuK 2021 mittels einer Szenarioanalyse unter drei verschiedenen Annahmen von Pandemie- und Lockdown-Verläufen geschätzt. Ziel hierbei ist es, eine Vorstellung besonders betroffener Beschäftigungsgruppen und der vermutlichen Umsatzausfälle zu ermitteln. Abschließend werden Perspektiven für die KuK nach der Corona-Krise aufgezeigt: Dabei geht es zum einen darum, zentrale Herausforderungen für das Wiederanlaufen der bayerischen KuK 2021 zu beschreiben. Zum anderen werden zentrale Chancen, die sich durch die Transformation der KuK ergeben, anhand von Best Practice Beispielen in den Blick genommen.
Zur Studie (PDF) Website Bayern-Kreativ
Autorinnen & Autoren: Kathleen Freitag, Roman Bartuli, Olaf Arndt, Bianca Creutz, Tobias Theel, Bernhard Wankmüller
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Kathleen Freitag
Senior Projektleiterin