Für den Normenkontrollrat Baden-Württemberg haben wir uns mit der Frage beschäftigt, wie vermeidbare Bürokratiebelastungen im bau- und brandschutzrechtlichen Verwaltungsvollzug vermieden werden können, um zusätzliche Kostenbelastungen des vorbeugenden Brandschutzes zu reduzieren ohne das hohe und erforderliche Niveau an Brandschutz-Standards zu gefährden. Das Ergebnis ist ein Empfehlungsbericht mit 22 konkreten Handlungsvorschlägen. Die Empfehlungen wurden im Rahmen von Interviews, Fachgesprächen und Workshops mit über 100 Teilnehmenden entwickelt und erörtert. Die wichtigsten Schlussfolgerungen in Kürze 1. DIE KOMPLEXITÄT IM BAULICHEN BRANDSCHUTZ HAT DEUTLICH ZUGENOMMEN. Neuartige und innovative Gestaltungs- und Nutzungskonzepte sowie die zunehmende technische Gebäudeausstattung haben dazu geführt, dass der vorbeugende Brandschutz fachlich immer anspruchsvoller geworden ist. Dies gilt vor allem für Sonderbauten, wie Schulen, Kindertagesstätten und Krankenhäuser. 2. BRANDSCHUTZ IST NICHT ÜBERALL EIN PROBLEM, KANN ABER IN EINZELFÄLLEN DIE KOSTEN EXTREM STEIGERN. Bei den meisten Bauvorhaben läuft die brandschutzrechtliche Genehmigung ohne Probleme ab und die Kosten bewegen sich im Rahmen der Kalkulation. Ein- und Zweifamilienhäuser sind mehrheitlich unproblematisch. Der Anteil der Brandschutzkosten an den Gesamtkosten des Bauvorhabens bewegt sich bei 1 % bis 2 %. In Einzelfällen, insbesondere bei Sonderbauten, Umbauten im Bestand und komplexeren Bauvorhaben, kann der Anteil der Brandschutzkosten aber auch 10 % oder mehr betragen. 3. DIE BAUKOSTEN BEI BRANDSCHUTZANFORDERUNGEN KÖNNEN NUR MITHILFE EINES GESAMTPAKETS VON MASSNAHMEN GESENKT WERDEN. Es wird vorgeschlagen, dass das Baugenehmigungsverfahren und die Brandschutzprüfung optimiert werden, Vorschriften verschlankt und ihre Anwendung vereinfacht werden, Regelungslücken geschlossen werden, ein umfassendes Informationssystem eingeführt wird und einschlägige Aus- und Weiterbildungsmaßnahmen etabliert werden. Bauverfahren und Brandschutzprüfung optimieren 4. VERPFLICHTENDE STELLUNGNAHME DES STADT- UND KREISBRANDMEISTERS BEI SONDERBAUTEN UND KOMPLEXEN BAUVORHABEN, ZU DER SICH DER BAUHERR FACHLICH ÄUSSERN KANN Bei Sonderbauten wie zum Beispiel Produktionshallen, Schulen, Kindertagesstätten oder Gemeindehallen sowie bei komplexen Umbauten im Bestand führen die gestiegenen technischen Anforderungen an den Brandschutz zu einer Überforderung insbesondere der kleineren der 207 Baurechtsbehörden in Baden-Württemberg. Sachgerechte Entscheidungen werden begünstigt, wenn die Baurechtsbehörde bei Sonderbauten und komplexen Umbauten im Bestand immer die Stellungnahme des Stadt- bzw. Kreisbrandmeisters zum Brandschutz einholt und diese dem Bauherren rechtzeitig vor der Entscheidung zur Verfügung stellen, damit er sich dazu fachlich äußern kann. 5. VERPFLICHTENDE AUFTAKTBESPRECHUNGEN DER BAU-RECHTSBEHÖRDE MIT DEM BAUHERREN UND ABSTIMMUNGSGESPRÄCHE MIT BETEILIGTEN FACHBEHÖRDEN Es sollte sichergestellt werden, dass Baurechtsbehörden bei Sonderbauten sowie Umbauten im Bestand mit dem Bauherren eine Auftaktbesprechung durchführen, zu der er die dafür erforderlichen Unterlagen vorzulegen hat. Gleichermaßen gehört es zu einem professionellen Projektmanagement und sollte angeordnet werden, dass bei Sonderbauten und komplexeren Bauvorhaben von der Baurechtsbehörde ein runder Tisch für eine Abstimmung mit Fachbehörden, die an dem Verfahren zu beteiligen sind, einberufen wird. 6. FACHKOMMISSION FÜR VORBEUGENDEN BRANDSCHUTZ AUF LANDESEBENE EINRICHTEN Aufgrund der rechtlichen und technischen Komplexität des vorbeugenden Brandschutzes sollte bei der obersten Bauaufsicht eine Fachkommission eingerichtet werden, die bei der Schließung von Regelungslücken begleitet, Konfliktfälle bei grundsätzlichen technischen oder rechtlichen Fragestellungen löst und Praxisleitfäden erarbeitet. Sie nimmt keine Stellung zu konkreten Einzelfällen, die bei Baurechtsbehörden anhängig sind. 7. BAUGENEHMIGUNGSVERFAHREN DIGITALISIEREN UND PROJEKTMANAGEMENT KONSEQUENT PROFESSIONALISIEREN Die Digitalisierung beschleunigt das Verfahren und verbessert die Qualität. Wenn ergänzend ein Projektmanagementtool eingesetzt wird, kann erreicht werden, dass eine an Fristen orientierte Projektsteuerung stattfindet, die für alle Verfahrensbeteiligten mehr Transparenz und eine verbesserte Kommunikationsstruktur ermöglicht. Vorschriften verschlanken und ihre Anwendung vereinfachen 8. DAS VERFAHREN DER DIN-NORMEN GRUNDLEGEND VERBESSERN Für den Bau gibt es ca. 3.700 technische Normen mit Empfehlungscharakter. Aufgrund der hohen Fachlichkeit werden sie von Baurechtsbehörden in der Regel als Bauauflage übernommen und von Gerichten als Stand der Technik mit haftungsrechtlicher Relevanz gewertet. Deshalb ist notwendig, dass Beschäftigte der öffentlichen Verwaltung an den Normungsausschüssen des DIN e.V. teilnehmen, die technischen Normen kostenfrei zur Verfügung gestellt werden und bei der Überarbeitung von technischen Normen ein frühzeitiges Beteiligungsverfahren eröffnet wird. 9. INHALTE DER AUSFÜHRUNGSVERORDNUNG DER LANDESBAUORDNUNG MIT DER VERWALTUNGSVORSCHRIFT TECHNISCHE BAUBESTIMMUNGEN ZUSAMMENFÜHREN Es ist eine besondere und unnötige Erschwernis für die am Bau Beteiligten, dass in Baden-Württemberg Inhalte des vorbeugenden Brandschutzes doppelt geregelt sind. Dies sollte zügig überwunden werden, um eine Vereinfachung zu erreichen. Regelungslücken schließen 10. UM BAUKOSTEN BEI SONDERBAUTEN SOWIE BEI HOLZBAUTEN ZU SENKEN, SOLLTEN REGELUNGSLÜCKEN GESCHLOSSEN WERDEN Die fehlenden Regelungen bei Sonderbauten für Hochhäuser, Kindertageseinrichtungen, Schulen und Krankenhäuser sowie bei Holzbauten führen zu Rechtsunsicherheit bei allen am Bau Beteiligten und zu einer Gutachteritis. Bessere Informationssysteme und ständige Qualifizierung 11. BEIM WIRTSCHAFTSMINISTERIUM EINE INFORMATIONSPLATTFORM ZUM BRANDSCHUTZ EINRICHTEN UND EINEN REGELMÄSSIGEN ERFAHRUNGSAUSTAUSCH MIT DEN BAURECHTSBEHÖRDEN DURCHFÜHREN Es fehlt auf Landesebene eine zentrale Plattform, auf der alle wichtigen Rechtsgrundlagen, Hinweispapiere, Auslegungshilfen sowie Best-Practice-Beispiele eingesehen werden können. Ebenso sollte sichergestellt werden, dass es mindestens einmal im Jahr einen Erfahrungsaustausch des Wirtschaftsministeriums als oberste Bauaufsicht mit den Regierungspräsidien und den Baurechtsbehörden der Stadt- und Landkreise sowie den Regierungspräsidien mit den jeweiligen unteren Baurechtsbehörden gibt. 12. DEN VORBEUGENDEN BRANDSCHUTZ ZUM AUS- UND WEITERBILDUNGSINHALT MACHEN Die Lehrpläne für die grundständige Ausbildung für Architekten und Bauingenieure sollten überarbeitet und Inhalte des vorbeugenden Brandschutzes aufgenommen werden. Außerdem sollte der vorbeugende Brandschutz Bestandteil der einschlägigen Weiterbildungsseminare werden. Zum Hintergrund Die Landesregierung hat im September 2017 ein umfassendes Regierungsprogramm zur Entbürokratisierung verabschiedet. Dazu wurde ein unabhängiger Normenkontrollrat eingerichtet. Ihm gehören Dr. Gisela Meister-Scheufelen (Vorsitzende), Bernhard Bauer (stellvertretener Vorsitzender), Dr. h.c. Rudolf Böhmler, Prof. Dr. Gisela Färber, Claus Munkwitz und Bürgermeisterin Gerda Stuchlik an. Direkt zur Studie (PDF, Website Normenkontrollrat BW) Autor: Tobias Koch Unsere Arbeiten zu diesem Thema Branchenmonitoring der Kultur- und Kreativwirtschaft laufend | Projekt Die Kultur- und Kreativwirtschaftsbranche wird in einem regelmäßigen Monitoring analysiert. Die Bundesregierung hat für das Jahr 2024 erstmalig Prognos mit diesem Branchenbericht beauftragt. Mehr dazu Begleitforschung: Nicht-chemischer Pflanzenschutz im Gartenbau laufend | Projekt Das Bundeslandwirtschaftsministerium unterstützt umweltschonende Innovationen im Gartenbau. Prognos wurde mit der Begleitforschung sowie der Evaluation der Förderinitiative beauftragt. Mehr dazu Neuausrichtung europäischer Strukturfonds laufend | Projekt Unter Einbeziehung relevanter Stakeholder entwickeln Prognos und Partner Schlussfolgerungen für die Weiterentwicklung der europäischen Strukturförderung nach 2027. 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Am 30.04. präsentiert Markus Hoch Zwischenergebnisse unserer Studie zum Wandel der Arbeitswelt in Dortmund. Mehr dazu Schulung zum unternehmerischen Entdeckungsprozess (EDP) und zur Leitung intelligenter Spezialisierungsstrategien (S3) 15. - 19. April 2024 | Event Dr. Jan-Philipp Kramer beteiligt sich als Speaker am Eröffnungspanel zum Thema "Die Rolle des Entrepreneurial Discovery Process (EDP) bei der intelligenten Spezialisierung" und gibt in zwei Vorträgen Input zur Positionierung des Entrepreneurial Discovery Process in der Politik und zu EDP-bezogener Kommunikation. Mehr dazu Entwicklung einer gruppenübergreifenden Rohstoffstrategie laufend | Projekt Unser Kunde aus dem Einzelhandel beauftragte uns mit der Entwicklung eines konzernweiten Rohstoffkonzeptes. Wir begleiteten das Unternehmen von der Konzeption bis zum Go-Live des interaktiven Web-Tools. 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Mai 2024 | Event Die European Cluster Conference 2024 bringt die zentralen Akteurinnen und Akteure der europäischen Clusterwirtschaft an einen Ort. Das Prognos-Team rund um EU-Chef Dr. Jan-Philipp Kramer liefert sowohl im Rahmen der Arbeiten für die European Cluster Collaboration Platform als auch für das Kompetenzzentrum NRW.innovativ Input. Mehr dazu Deutsche Biotechnologietage 16. - 17. April 2024 | Event Michael Astor wird am zweiten Veranstaltungstag an einer Diskussionsrunde mit Prof. Dr. Carsten Schulz von der Uni Kiel sowie dem innovationspolitischen Sprecher der CDU/CSU Fraktion, Thomas Jarzombek, zum Thema Innovationen im Gesundheitsbereich teilnehmen. Mehr dazu Anschlussevaluation der Familienleistungen in NRW 2024 | Projekt Familien finden Hilfe und Unterstützung bei Familienbildung, -beratung und -pflege. Welche Bedeutung dabei digitale Angebote haben, untersuchte Prognos für das Familienministerium NRW. 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März 2024 | Event Bianca Creutz wird als Speakerin auf dem German Creative Economy Summit – dem Branchentreff der Kultur- und Kreativwirtschaft – ihre Expertise zur sozialen Absicherung und fairen Honoraren in der Branche einbringen. Mehr dazu Dossier: Social Entrepreneurship in der Kultur- und Kreativwirtschaft 2024 | Aus dem Projekt Das Themendossier zeigt, wie Social Entrepreneurship und Kultur- und Kreativwirtschaft Hand in Hand gehen. Es werden Potenziale, Erfolge und Herausforderungen dargestellt. Mehr dazu Zukunftsforum – Nachhaltige Arbeit in der beschleunigten Transformation 1. Februar 2024 | Event Auf dem Zukunftsforum 2024 diskutieren Expertinnen und Experten zum Thema „Nachhaltige Arbeit in der beschleunigten Transformation“. Als Leitung der Geschäftsstelle organisiert Prognos die Veranstaltung und begleitet sie inhaltlich. Mehr dazu Deutschlands Innovationsführer 2023 | Projekt Im Auftrag des F.A.Z.-Instituts ermitteln wir jährlich die Innovationsführer in Deutschland. 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Juli 2023 | Event Das Projektteam stellt wesentliche Erkenntnisse des Dossiers vor und beantwortet die Fragen der Teilnehmenden. Mehr dazu Kultur- und Kreativwirtschaft gestaltet wichtige Zukunftsthemen mit 2023 | Projekt Die Kreativwirtschaft weist einen hohen Anteil innovativer Unternehmen auf. Prognos analysierte die Rolle der Branche am Innovationsgeschehen der deutschen Wirtschaft. Mehr dazu Tech Days 2023 26. - 27. Juni 2023 | Event Dr. Georg Klose präsentiert ein Modell, das auf Basis von Künstlicher Intelligenz Lieferengpässe voraussagen kann. Mehr dazu Bürokratiekosten im europäischen Vergleich 2023 | Projekt In welchem Land wird EU-Recht am schlankesten umgesetzt? Unsere Studie vergleicht die bürokratische Belastung von Unternehmen und entwickelt erste Vorschläge. Mehr dazu Open Data Science Conference 14. - 15. Juni 2023 | Event Unsere KI-Expertinnen und -Experten informieren sich zu den neuesten Entwicklungen in der Data Science Branche. 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