Status quo des Energieverbrauches im Wärme- und Kältebereich
Bei der Bewertung des Energieverbrauches wird in drei Bereiche unterschieden: „Wohngebäude“ (private Haushalte), „Dienstleistungen“ (Gewerbe, Handel und Dienstleistung) und „Industrie“. Auf diese drei Sektoren entfielen 2018 rund 80 % des Endenergiebedarfes in Deutschland. Der höchste Anteil wird hierbei für Raumwärme verwendet, wovon 81 % durch fossile Brennstoffe, 13 % durch erneuerbare Energien und der Rest (6 %) durch Strom erzeugt wurden. Bei der Fernwärme bzw. -kälte betrug der Anteil erneuerbarer Energien 20 %, 72 % der Nettowärmeerzeugung erfolgte über KWK-Anlagen. Der Anteil von Abwärme aus industriellen Prozessen lag bei 1,7 %.
Prognos erarbeitete die Studie „Comprehensive assessment for heating and cooling“ gemeinsam mit dem Institut für Ressourceneffizienz und Energiestrategien (IREES), dem Institut für Energie- und Umweltforschung (ifeu) sowie dem Fraunhofer Institut für System- und Innovationsforschung (ISI). Hierbei übernahm Prognos insbesondere die Analyse des wirtschaftlichen Potenzials sowie die Erstellung alternativer Szenarien.
Szenarien für den künftigen Energieverbrauch
Folgt man dem Nationalen Energie- und Klimaschutzplan für Deutschland bis zum Jahr 2050, so wird sich der Endenergieverbrauch für Wärme und Kälte im Zeitraum von 2018 bis 2030 um 17 % und bis 2050 um 41 % reduzieren. Prognos entwickelte zu diesem Referenzszenario alternative Szenarien. Zunächst wurden auf Gemeindeebene mögliche Fernwärmepotenziale identifiziert und dann der optimale Energieträgermix für eine effiziente Fernwärmeversorgung bestimmt.
„Die Ergebnisse zeigen, dass die alternativen Szenarien im Vergleich zum Referenzszenario zu geringeren Treibhausgasemissionen und geringeren Kosten führen“, so Prognos-Expertin Nora Langreder. Hierbei wurde vorausgesetzt, dass lokal verfügbare Wärmequellen wie Solarenergie, Geothermie und Abwärme stärker eingesetzt werden als in der Referenz. Ein Drittel der betrachteten Gemeinden sei potenziell im Jahr 2030 in der Lage 40 bis 100 % erneuerbare Wärmeenergie und Abwärme zu nutzen. So könnten 2,35 Mio. Tonnen CO2 sowie gesamtwirtschaftlich betrachtet 790 Mio. Euro bei den Wärmeentstehungskosten eingespart werden.
Vorgeschlagene Strategien und Maßnahmen
Aus den gewonnenen Erkenntnissen wurden folgende potenzielle Strategien und Maßnahmen abgeleitet:
- Bundesprogramm für effiziente Wärmenetze (BEW)
- Abwärmenutzungsverordnung bzw. Verpflichtung zur Nutzung wirtschaftlicher industrieller Abwärmepotenziale
- Kommunale Wärmeplanung
- Haushaltsunabhängige Finanzierung von Förderprogrammen (Modernisierungsumlage)
Hintergrund
Alle fünf Jahre sind die EU-Mitgliedsstaaten verpflichtet, im Rahmen der europäischen Energieeffizienz-Richtlinie aus dem Jahr 2012 der EU-Kommission eine umfassende Bewertung zur Effizienz der Wärme- und Kälteversorgung vorzulegen. In diesem Bericht wird der Status quo im Wärme- und Kältebereich detailliert analysiert und das wirtschaftliche Potenzial für die Umstellung auf eine effiziente Wärme- und Kälteversorgung aus erneuerbarer Energie ermittelt. Zudem werden Strategien und Maßnahmen zur besseren Umsetzung der Ziele der Richtlinie aufgezeigt.
Zum Endbericht (Website UBA, PDF)
Vorabveröffentlichung einiger Ergebnisse (Website EU Kommission, PDF)
Weitere Infos (Website EU Kommission, EN)
Autorinnen und Autoren: Nora Langreder, Nils Thamling, Malek Sahnoun
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Ihr Kontakt bei Prognos
Nora Langreder
Projektleiterin
Nils Thamling
Prinzipal
Malek Sahnoun
Berater