Prognos wurde im September 2020 vom Ministerium für Wirtschaft, Arbeit und Energie des Landes Brandenburg beauftragt, ein Gutachten für die Fortschreibung der aktuellen Energiestrategie zu erstellen. Prognos evaluierte zunächst die bisherigen Fortschritte der Energiestrategie 2030. Viele Rahmenbedingungen haben sich seit der letzten Fortschreibung geändert, sodass die Energieversorgung Brandenburgs im neuen Leitszenario bis zum Jahr 2040 einen tiefgreifenden Wandel durchlaufen wird. Prognostizierter Energieverbrauch und künftige Energieversorgung Der Endenergieverbrauch im Land Brandenburg wird sich zwar nicht strukturell ändern, der Anteil erneuerbarer Energien steigt jedoch deutlich an. Die installierte Leistung erneuerbarer Energien zur Stromerzeugung verdoppelt sich bis 2040 auf ca. 22.300 MW. Das Ziel für Windenergie aus der Energiestrategie 2030 (10.500 MW bis 2030) wird voraussichtlich dennoch nicht erreicht. Mit dem im Leitszenario erwarteten Windausbau werden erst im Jahr 2038 zwei Prozent der Landesfläche belegt sein. Eine Ursache für das langsamere Wachstum sind die steigenden Rückbauzahlen für Altanlagen und die Rechtsunsicherheit im Hinblick auf die Regionalplanungen sowie die Installationszahlen des EEG 2021. Die Photovoltaik gewinnt hingegen vor allem wegen der Freiflächenanlagen erheblich an Bedeutung. Der beschlossene Kohlenausstieg wird spätestens bis zum Jahr 2038 vollzogen sein. Es werden ca. 1.400 MW Reservekraftwerke benötigt, die überwiegend zur Leistungsabsicherung eingesetzt werden, um die Energieversorgung auch in wind- und sonnenarmen Zeiten zu sichern. Prognos geht davon aus, dass dies ein oder mehrere Gaskraftwerke sein werden. Diese können perspektivisch auch mit Wasserstoff betrieben werden. Das Einsparziel der Energiestrategie 2030 wird nicht erreicht. Der Endenergieverbrauch könnte aber bis zum Jahr 2040 um 23 Prozent zurückgehen. Industrielle Ansiedlungserfolge oder die TESLA Ausbaustufen dürften den Endenergieverbrauch jedoch weniger stark sinken lassen, als ursprünglich erwartet wurde. Hier ist eine Anpassung des Endenergieziels notwendig. Der Primärenergieverbrauch wird bezogen auf 2018 (2007) bis 2030 um 40 Prozent (40,5 %) zurückgehen. Das Einsparziel der Energiestrategie 2030 wird sicher erreicht, auch der Anteil erneuerbarer Energieträger am Primärenergieverbrauch gemäß Energiestrategie dürfte mit 38 Prozent deutlich überschritten werden (Energiestrategie 2030: 32 %) Veränderungen bei Strombedarf und Beschäftigung Der Strombedarf für die Erzeugung von Wasserstoff, welcher Bestandteil des Umwandlungssektors ist, wurde im Leitszenario für das Jahr 2040 mit rund 6,7 TWh ermittelt. Hiermit können etwa 5 TWhHo Wasserstoff erzeugt werden. Brandenburg bleibt bei diesem Szenario weiterhin Stromexportland, exportiert aber deutlich weniger Strom. Steigt der Strombedarf wie erwartet – vor allem wegen der Produktion von Wasserstoff, aber auch wegen neuer Anwendungen und industrieller Ansiedlungserfolge –, so kann folglich auch weniger Strom in andere Bundesländer exportiert werden. Der Stromexport könnte von 38 TWh (2018) auf 16 TWh (2040) zurückgehen. Durch den Kohlenausstieg geht die Beschäftigung im Braunkohlensektor stark zurück. Der Rückgang um rund 7.100 Beschäftigte kann aber teilweise durch den Ausbau erneuerbarer Energien aufgefangen werden (+4.500 Beschäftigte). Leitziel Klimaneutralität Das bisherige Leitszenario wird aufgrund seines Designs voraussichtlich das Ziel einer klimaneutralen Energieversorgung bis 2050 nicht erreichen. Zu viel Handlungsbedarf entfiele auf die Dekade zwischen 2040 und 2050, die außerhalb des Kernzeitraums dieser Untersuchung liegt. Um tatsächlich Klimaneutralität zu erreichen, genügt es nicht, die Emission von Treibhausgasen auf null zu reduzieren. Auch alle anderen bekannten Einflüsse auf das Klima müssten in die Überlegungen miteinbezogen werden. So müssten Treibhausgasemissionen durch negative Emissionen (natürliche und technische CO2-Senken) ausgeglichen werden. Resümee: Neuausrichtung der Ziele Es stellt sich die Frage, ob die anstehende Revision der Energiestrategie dazu genutzt werden soll, um eine Neuausrichtung der Ziele vorzunehmen. Die strukturellen Änderungen in den nächsten beiden Dekaden erfordern eine aktive Gestaltung der Rahmenbedingungen. Aus Sicht der Prognos AG könnte sich ein strategisches Zielviereck aus Energieeffizienz, Wasserstoff, Energieexport und Klimaschutz anbieten. Studie „Energiestrategie Brandenburg 2040“ (Website MWAE) Autorinnen und Autoren: Hanno Falkenberg, Jens Hobohm, Sebastian Lübbers, Fabian Malik, Stefan Mellahn, Ravi Srikandam Haben Sie Fragen? Ihr Kontakt bei Prognos Jens Hobohm Partner, Direktor Profil ansehen Unsere Arbeiten zu diesem Thema Klimaschutzstrategie: Netzwerktreffen 26. September 2023 | Event Jannis Lambert führt durch den Informationsaustausch über Klimawandel und Klimaanpassung in der Region Südlicher Oberrhein. Mehr dazu N!-Charta Sport Forum 27. September 2023 | Event Mehr Nachhaltigkeit im Sport. Franziska Stader stellt beim N!-Charta Sport Forum die N!-Charta Sport vor. Mehr dazu Lieferketten: Ohne Rohstoffe keine Klimaneutralität 2023 | Projekt Krisen bedrohen immer wieder globale Handelswege. Die Studie von Prognos und Partnern verweist auf Maßnahmen zur Sicherung von strategisch wichtigen Lieferketten. Mehr dazu EZS Green Property Forum 2023 12. September 2023 | Event Energieexpertin Dr. Almut Kirchner beleuchtet in ihrer Keynote zukünftige Entwicklungen im Energiemarkt. Mehr dazu Workshop: Nachhaltige und intelligente Gebäude 12. September 2023 | Event Oliver Lühr, Michelle Reuter und Ferdinand Lube nehmen am 12. KNUW-Workshop „Nachhaltige und intelligente Gebäude“ teil. Mehr dazu Sechs Maßnahmen aus dem Heizungs-Dilemma 2023 | Meldung Der Gebäudesektor wird die Klimaziele bis 2030 mit den derzeitigen Maßnahmen nicht erreichen, stellten die Experten des Klimarats der Bundesregierung jüngst fest. Mehr dazu Verschiedene Förderoptionen: Wirtschaftlichkeit von Wärmepumpen 2023 | Projekt Für den WWF lieferten wir Fallbeispiele zur Frage, ob der Umstieg auf Wärmepumpen in typischen Einfamilienhäusern wirtschaftlich ist und was für einen Einfluss die für 2024 geplanten Förderoptionen haben. Mehr dazu Die Kosten der Verkehrswende laufend | Projekt Bis zum Jahr 2030 sollen die CO2-Emissionen im Sektor Verkehr fast halbiert werden und spätestens im Jahr 2045 soll der Verkehr in Deutschland klimaneutral abgewickelt werden. Für Agora Verkehrswende berechnen wir den zusätzlichen Investitionsbedarf. Mehr dazu Umsetzung des European Green Deal durch EU-Kohäsionspolitik laufend | Projekt Über die C4T-Plattform unterstützt die EU den Übergang zu einem kohlenstofffreien und resilienten Europa in strukturschwachen Regionen. Prognos richtet hierfür unter anderem einen wissenschaftlichen Expertenrat ein. Mehr dazu Dr. Jan Trenczek bei Klausur des Expertenkreises Transformation der Automobilwirtschaft 2023 | Meldung Vor einem Jahr rief Wirtschaftsminister Dr. Robert Habeck den Expertenkreis ins Leben. Prognos leitet die Begleitforschung zur Klimabilanzierung in der automobilen Wertschöpfungskette. Mehr dazu Forum Klimaneutralität 2023 5. September 2023 | Event Marco Wünsch stellt die Ergebnisse der Studie „Souveränität Deutschlands sichern – Resiliente Lieferketten für die Transformation zur Klimaneutralität 2045“, beauftragt von der Stiftung Klimaneutralität, in Berlin vor. Mehr dazu Expertenkreis Transformation der Automobilwirtschaft 20. September 2023 | Event Dr. Jan Trenczek nimmt an der Ergebnispräsentation der Arbeitsgruppe „Dekarbonisierung der automobilen Wertschöpfungsketten“ im BMWK teil. Prognos begleitet die Arbeitsgruppe des Expertenkreises. Mehr dazu N!-Charta Sport Online-Workshop 23. November 2023 | Event Prognos informiert Sportvereine und -verbände über die N!-Charta Sport und erarbeitet erste Umsetzungsideen. Mehr dazu N!-Charta Sport Online-Workshop 28. September 2023 | Event Prognos informiert Sportvereine und -verbände über die N!-Charta Sport und erarbeitet erste Umsetzungsideen. Mehr dazu Nachhaltigkeitscongress 2023 27. September 2023 | Event Dr. Axel Seidel ist Mitdiskutant auf dem Panel Erfolgsfaktoren für das Zielbild nachhaltiges Unternehmen und moderiert ein World Café zum Thema Erfolgsfaktoren für eine gelingende Unternehmenstransformation. Mehr dazu Ökologischer Fußabdruck der Pharmaindustrie in Deutschland laufend | Projekt Für den Verband Forschender Arzneimittelhersteller e. 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Sven Kreidelmeyer schreibt im Schweizer Magazin „Die Volkswirtschaft“ u. a. über die Auswirkungen des freien Wettbewerbs und aktuelle Entwicklungen im europäischen Stromsektor. Mehr dazu Kosten und Umweltwirkungen beim Import von Wasserstoff 2023 | Projekt Wasserstoff ist ein wichtiger Baustein in der Energiewende. Welche Kosten und Umweltauswirkungen der Import von Wasserstoff verursacht, untersuchten Prognos, Öko-Institut und IREES für das BMWK. Mehr dazu Adobe Stock - CleverStock Über Prognos Wir geben Orientierung. Prognos ist eines der ältesten Wirtschaftsforschungsunternehmen Europas. An der Universität Basel gegründet, forschen Prognos-Expertinnen und -Experten seit 1959 für verschiedenste Auftraggeber aus dem öffentlichen und privaten Sektor – politisch unabhängig, wissenschaftlich fundiert. Mehr erfahren