Die wirtschaftlichen Unterschiede zwischen den Mitgliedstaaten und Regionen Europas sind weiterhin ein relevantes Thema für das wirtschaftliche und soziale Wohlergehen des gesamten Kontinents. Daher beauftragte die EU-Kommission diese Studie, um die zugrunde liegenden Trends nationaler und regionaler Ungleichgewichte besser zu verstehen.
Die Studie basiert auf umfangreichen quantitativen Analysen und Simulationsmodellen, Interviews mit Experten und Fallstudien in ausgewählten Mitgliedsstaaten.
Ergebnisse der Studie
Die regionalen Disparitäten sind in vielen europäischen Ländern wieder gestiegen. Die meisten mittel- und osteuropäischen Mitgliedstaaten haben ein Pro-Kopf-BIP von weniger als 75 % des EU-28-Durchschnitts. Auch Südeuropa weist erhebliche Disparitäten gegenüber den führenden Regionen auf. Der Trend ist vor allem seit der Wirtschafts- und Finanzkrise ab 2008 wieder negativ.
Die Gründe hierfür sind vielfältig: Die Erweiterung der EU hat die Konvergenz zwischen den Ländern zwar begünstigt, aber auch die innerstaatlichen Disparitäten verschärft. Der europäische Binnenmarkt und die Einführung des Euro trugen zwar zu einer Annäherung der Länder bei, hatten aber unterschiedliche Auswirkungen auf innerstaatliche Ungleichgewichte; Investitionen flossen hauptsächlich in die großen Städte. Regionale Unterschiede entstanden entweder durch ein unterschiedliches Produktionsniveau zwischen den Regionen oder eine ungleiche Verteilung von Wachstumskapital. Bei einer ähnlichen Industriekultur oder Produktivität waren die Unterschiede in den europäischen Regionen sogar viel geringer.
Vorschläge zur Reduzierung der Disparitäten
Trotz erheblicher Investitionen aus der Kohäsionspolitik der EU und nationaler Anstrengungen sind diese Disparitäten weiterhin tief in den regionalen Strukturen verwurzelt und schwer umkehrbar. Dennoch können nationale Politiken, vor allem wenn sie mit der Kohäsionspolitik der EU koordiniert werden, Ungleichgewichte reduzieren – und die Ungleichgewichte wären ohne diese Politik möglicherweise noch größer. Investitionen in Humankapital, in den Zugang zu Infrastrukturen und in die Verbesserung der Regierungsqualität scheinen hierbei die wirksamsten Instrumente zu sein.
Die Politiken der Mitgliedstaaten sollten vor allem Wachstums- und Transformationsfaktoren fördern, die Produktivität in Sektoren mit geringer Produktivität oder solchen, die ihr Wachstumspotenzial nicht ausschöpfen, verbessern, Maßnahmen zum Ausgleich des Wachstums von Großstädten und weniger wachstumsstarken Regionen ergreifen sowie die Kohäsionspolitik der EU ergänzen und mit ihr koordinieren.
Zur Studie (englisch, PDF, Website der European Commission)
Autorinnen & Autoren: Jan-Philipp Kramer, Paul Jeffrey, Janis Neufeld, Janosch Nellen, Moritz Schrapers, Neysan Khabirpour (Prognos AG); Roberta Capello, Roberto Camagni, Ugo Fratesi, Silvia Cerisola (POLIMI); Nikos Maroulis, Kinscö Izsak, Laurent Laurich (Technopolis Group)
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Dr. Jan-Philipp Kramer
Vize-Direktor, Leiter EU-Services
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