Für den Ausbau der Elektromobilität sind Ladepunkte direkt bei privaten Stellplätzen eine wichtige Voraussetzung. In einer Studie im Auftrag der EnBW untersuchten wir gemeinsam mit dena das Potenzial der privaten Ladeinfrastruktur in Deutschland.
In Gebäuden mit einer oder zwei Wohnungen könnten bis 2030 zwischen acht und zwölf Millionen Ladepunkte geschaffen werden. Bei Gebäuden mit drei oder mehr Wohnungen ermittelte die Studie allerdings nur ein theoretisches Potenzial von 0,45 bis 1,8 Millionen privaten Ladepunkten, weil dort meist die Stellplätze für Fahrzeuge direkt am Haus fehlen. Daher sollte insbesondere in Großstädten mit vielen Mehrfamilienhäusern und einer hohen Kaufkraft die öffentliche Ladeinfrastruktur ausgebaut werden. Das ist die zentrale Empfehlung der Studie, die die Prognos AG und die Deutsche Energie-Agentur (dena) im Auftrag der EnBW Energie Baden-Württemberg AG erstellt haben. Denn neben der Reichweite spielt für die potenziellen Käuferinnen und Käufer von Elektrofahrzeugen die Verfügbarkeit von Ladepunkten eine entscheidende Rolle.
Bedarf an privaten Ladepunkten
Um den Umfang der benötigten Ladeinfrastruktur abschätzen zu können, entwickelte die Studie zunächst ein Szenario für die Marktentwicklung von batterieelektrischen Pkw und Plug-in-Hybriden. Bis 2030 gilt es, den Ladebedarf von sieben bis zehn Millionen Elektrofahrzeugen abzudecken, wenn 85 Prozent aller Ladevorgänge durch private Ladepunkte stattfinden würden. Diesem Szenario wurde ein Modell der in verschiedenen Gebäudetypen potenziell zur Verfügung stehenden Stellplätze mit Ladepunkten gegenübergestellt. Anhand der Differenz von privaten Ladepunkten und Elektrofahrzeugen wurde auf Landkreisebene analysiert, ab wann und wo in den kommenden Jahren ein verstärkter Aufbau der öffentlichen Ladeinfrastruktur notwendig wäre, um die Entwicklung der Elektromobilität nicht zu bremsen, sondern gemäß politischer Zielsetzung zu forcieren.
Stellplätze bei großen Wohngebäuden schaffen
Wie die Analyse des deutschen Gebäudebestandes zeigte, ist gerade die Verfügbarkeit eines eigenen Stellplatzes mit Zugang zum Stromnetz zentral. „Es ist wichtig, dass die Politik nicht nur den Kauf von Elektrofahrzeugen fördert, sondern auch den Aufbau von Stellplätzen und privaten Ladepunkten an großen Wohngebäuden ermöglicht,“ so Prognos-Projektleiter Alex Auf der Maur. Dafür muss das Wohnungseigentumsgesetz geändert werden. Nur dann können Mieterinnen und Mieter in Mehrfamilienhäusern einen Anspruch auf Ladeinfrastruktur an einem Stellplatz erhalten oder sich Ladepunkte selbst errichten lassen.
Direkt zur Analyse (PDF, Webseite dena)
Autorinnen & Autoren: Alex Auf der Maur (Prognos); Carsten Bamberg, Jascha Lackner, Stefan Siegemund (dena)
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Alex Auf der Maur
Senior Projektleiter