Die Prognos AG hat gemeinsam mit dem Zentrum für integrierte Verkehrssysteme (ZIV) die Mauttarife auf Österreichs Autobahnen und Schnellstraßen geprüft.
Ziel der Untersuchung war es, festzustellen, welche Eingangsgrößen und Parameter der Mauttarifberechnung zugrunde liegen und wie diese auf das Ergebnis – die Mautsätze – wirken. Mittels öffentlich verfügbarer Informationen haben die Studienautoren eine vereinfachte Fortschreibung des Anlagevermögens vorgenommen – sowie der infrastrukturbezogenen Kosten für Ausbau, Erweiterung, Instandhaltung und Betrieb des österreichischen Autobahnen- und Schnellstraßennetzes.
Die Analysen deuten an, dass die Mauteinnahmen der ASFINAG (Autobahnen- und Schnellstraßen-Finanzierungs-Aktiengesellschaft) die den Lkw und Bussen zurechenbaren Wegekosten für die Autobahnen und Schnellstraßen überdecken.
So hätte – laut den auf eigenen Annahmen gestützten Modellrechnungen – ein durchschnittlicher Infrastruktur-Mautsatz von 28 Cent pro Fahrzeug-Kilometer im Jahr 2016 ausgereicht, um die den Lkw und Bussen anlastbaren Wegekosten zu decken. Tatsächlich lag er 2016 im Mittel bei 36 Cent pro Fahrzeug-Kilometer – und damit 28 Prozent höher. Für das Jahr 2016 ergaben die Berechnungen insgesamt 992 Millionen Euro an Infrastrukturkosten für Lkw und Busse. Die tatsächlichen Lkw-Mauteinnahmen betrugen jedoch 1.274 Millionen Euro.
Endgültige Aussagen aufgrund von Datenlage nicht möglich
Die Studienautoren betonen allerdings: Die Ergebnisse stellen keinen Nachweis zur Deckung der Wegekosten durch die Lkw- und Bus-Mauterlöse dar. Die Studie beruht nämlich – aufgrund der für die Wissenschaftler nicht zugänglichen Datenlage – allein auf Indizien und eigenen Modellrechnungen. Ohne Einblick in die Mauttarifberechnungen selbst und die ihnen zugrundeliegenden Daten sind endgültige Aussagen nicht möglich. Für die von ASFINAG vereinnahmten Mauterlöse ist es für Außenstehende nicht möglich nachzuvollziehen, ob die Mauterlöse aus dem Lkw-Verkehr die diesen Fahrzeugen zurechenbaren Infrastrukturkosten für die Autobahnen und Schnellstraßen nicht übersteigen.
Auftraggeber
In Auftrag gegeben haben die Studie die Bundessparte Transport und Verkehr in der Wirtschaftskammer Österreich, der Fachverband für das Güterbeförderungsgewerbe und die Arbeitsgemeinschaft Internationaler Straßenverkehrsunternehmer Österreichs (AISÖ).
Hintergrund
Die Grundlage der Mauteinhebung in Österreich ist die Österreichische Wegekostenrechnung aus dem Jahr 2000, die seitdem nicht mehr grundlegend aktualisiert worden ist.
Die Kapitalkosten haben sich seit 2000 vor allem wegen der Zuschreibungen (Neu- und Ausbau), der Valorisierung des Anlagevermögens und des höheren Zinssatzes erhöht. Die laufenden Kosten für bauliche Erhaltung sind nur unwesentlich angestiegen. Die Verbindung mit den Mauteinnahmen macht deutlich, dass in den letzten Jahren die erzielten Mauterlöse die Infrastrukturkosten (Kapital- und laufende Kosten) deutlich überdecken;allein im Jahr 2010 entsprachen die Mauterlöse ziemlich genau den Infrastrukturkosten.
Autorinnen & Autoren: Alex Auf der Maur, Theresa Gutberlet, Maike Breitzke (Prognos AG); Stephan Kritzinger (ZIV)
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Alex Auf der Maur
Senior Projektleiter