Das Energiekonzept der Bundesregierung definiert quantitative Zielgrößen, um langfristig eine sichere, wirtschaftliche sowie umwelt- und klimaverträgliche Energieversorgung in Deutschland zu erreichen. Das Konzept baut vor allem auf eine erhöhte Energieproduktivität sowie den Ausbau der erneuerbaren Energien. Die ursprünglichen Ziele wurden seitdem mehrfach geändert bzw. verschärft. Seit 2012 bewertet Prognos im Auftrag der Vereinigung der Bayerischen Wirtschaft e. V. (vbw) jährlich, inwieweit die gesetzten Ziele erreicht wurden. Die nun vorliegende 10. Fassung dieses Monitorings bewertet die Situation im Jahr 2020. Daten für 2021 werden, soweit sie bereits vorliegen, ergänzend dargestellt, fließen aber nicht in die Bewertung mit ein. Aufbau und Bewertung des Monitorings Vier Bereiche wurden zur Beurteilung der Zielerreichung der Energiewende näher betrachtet: Versorgungssicherheit (Stromausfallzeit, Ausbau der Stromnetze, Eingriffe der Netzbetreiber) Bezahlbarkeit (Industrie- und Haushaltsstrompreise ) Effizienz (Stromverbrauch, Endenergieproduktivität, Primärenergieverbrauch) und der Anteil erneuerbarer Energien am Bruttostromverbrauch Umweltverträglichkeit (Treibhausgasemissionen; Sanierungsrate, Beheizungsstruktur, alternative Antriebe und Ladepunkte im Verkehr) Für die Bewertung ausgewählter Indikatoren wurde ein Ampelschema verwendet, dem zusätzlich die Ziffern 1 bis 3 zur Bildung von Mittelwerten zugeordnet wurden. „Grün“ (= 1) bedeutet eine positive Bewertung, „Gelb“ (= 2) eine kritische Einschätzung und „Rot“ (= 3) eine negative Beurteilung. Als Beurteilungsgrundlage dienten die quantifizierten Ziele aus dem Bayerischen Energieprogramm bzw. dem Energiekonzept der Bundesregierung sowie in Gesetzen wie dem EEG definierte Ziele. Waren keine Angaben vorhanden, wurde ein Zielpfad definiert oder es wurden angemessene Referenzwerte definiert. Zur Bewertung der Umweltverträglichkeit dienten die Treibhausgasemissionen. Kernergebnisse Die mit der Energiewende eingeleiteten Veränderungen des deutschen und bayerischen Energiesystems beinhalten für die Stromversorgung erhebliche Herausforderungen. Durch die teilweise bereits erfolgte und geplante Stilllegung aller Kernkraftwerke steht die Stromversorgung Bayerns, die bis Anfang 2011 zu mehr als 50 Prozent auf Kernenergie beruhte, vor großen Veränderungen. Die Versorgungssicherheit in Bayern ist zwar noch gewährleistet, die Bezahlbarkeit und Umweltverträglichkeit der Energieversorgung ist jedoch unzureichend. Im Vergleich zum vorhergehenden Monitoring entwickelten sich in Deutschland der Stromverbrauch und die Treibhausgasemissionen von einer negativen (roten) bzw. kritischen (gelben) Bewertung zu einer positiven. Die Effekte sind jedoch vor allem auf die Folgen der Coronapandemie im Jahr 2020 zurückzuführen. Der Anteil erneuerbarer Energien am Stromverbrauch lag weiter im positiven (grünen) Bereich. Hier bleibt Deutschland auf dem Weg der Zielerreichung. Der Industriestrompreis (rot) verschlechterte sich, die Haushaltsstrompreise sind weiterhin kritisch (gelb). Der Anstieg der Strompreise lag über der Teuerungsrate der Verbraucherpreise. Die Stromausfallzeit lag im grünen Bereich. Alle weiteren Indikatoren sind für Deutschland negativ zu bewerten (rot). Die Versorgungssicherheit bleibt in Deutschland als auch Bayern nur mäßig zufriedenstellend. Der Netzausbau kam nur schleppend voran. Die Kosten für Systemsicherheitsmaßnahmen lagen mit rund 1,4 Milliarden Euro nahezu auf dem historischen Höchstwert. Auswirkungen der Coronapandemie Das Jahr 2020 wurde erheblich von der Coronapandemie beeinflusst. Infolge des Einbruchs der Wirtschaftsleistung verringerten sich der Energie- und Stromverbrauch sowie die Treibhausgasemissionen. Die Stromintensität der Industrie stieg an, da der Stromverbrauch weniger stark zurückging als die Bruttowertschöpfung. Dies gilt auch für die Emissionsintensität der Industrie, die ebenfalls anstieg. In welchem Maße die Coronapandemie die Energieeffizienz im allgemeinen beeinflusste, lässt sich jedoch nicht eindeutig beziffern. Auch hinsichtlich der Bezahlbarkeit und Versorgungssicherheit sind keine eindeutigen Effekte durch die Pandemie und die dadurch ausgelösten politischen Maßnahmen zu erkennen. Links und Downloads Zum Monitoring (Website vbw)Zur Pressemitteilung der vbw Projektteam Dr. Almut Kirchner, Sven Kreidelmeyer, Andreas Brutsche, Tim Trachsel Haben Sie Fragen? Ihr Kontakt bei Prognos Dr. Almut Kirchner Partnerin, Direktorin Profil ansehen Sven Kreidelmeyer Projektleiter Profil ansehen Unsere Arbeiten zu diesem Thema Energiespar-Contracting im öffentlichen Sektor laufend | Projekt Auch für Kommunen attraktiv: Dienstleister garantieren Einsparziele und setzen die Effizienzmaßnahmen an den Gebäuden um. Wir analysieren die Bedarfe der öffentlichen Hand für die dena. Mehr dazu Klimaschutzstrategie: Netzwerktreffen 26. September 2023 | Event Jannis Lambert führt durch den Informationsaustausch über Klimawandel und Klimaanpassung in der Region Südlicher Oberrhein. Mehr dazu N!-Charta Sport Forum 27. September 2023 | Event Mehr Nachhaltigkeit im Sport. Franziska Stader stellt beim N!-Charta Sport Forum die N!-Charta Sport vor. 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