Welche Risiken gefährden das Gelingen der Energiewende? Welche Strategien sorgen für die nötige Robustheit und Resilienz des Prozesses und des Systems? Erste Antworten auf diese Fragen gibt eine neue Studie für das Bundeswirtschaftsministerium, die Prognos gemeinsam mit zwei Partnern erstellt hat: EWI Energy Research and Scenarios GmbH und GWS – Gesellschaft für wirtschaftliche Strukturforschung GmbH. Die Aufgabe an das Expertenteam lautete: Annäherung an ein Risikomanagement für die Energiewende.
Untersuchung von Risikoclustern
Untersucht wurden nicht nur „bekannte“ Risiken, sondern vor allem Risiken der Kategorie „Schwarzer Schwan“ – also sehr unerwartete Risiken, deren Eintreten nicht in üblichen Denkschemata liegt und die enorme Auswirkungen haben können. Im Ergebnis haben die Autoren 15 „Risikocluster“ identifiziert, die besondere Auswirkungen auf die Stabilität der Rahmenbedingungen haben. Hiervon wurden sieben Cluster exemplarisch in ihren volkswirtschaftlichen Auswirkungen quantifiziert.
Ergebnisse und Handlungsempfehlungen
Im Ergebnis zeigt die Analyse, dass die Energiewende gegenüber möglicherweise auftretenden Schwarzen Schwäne weitgehend robust und resilient ist, d.h. die Energiewende setzt auch unter Stress und Belastungen ihren angestrebten Pfad fort bzw. schwenkt kurzfristig wieder auf diesen ein. Eine Ausnahme bildet die Änderung der Energiepreise – sowohl der Weltmarkt-Rohstoffpreise (Erdöl, Kohle, Gas) als auch der Verbraucherpreise. Sinken deren Preise, beeinflusst dies die Energiewende deutlich. Die Ursachen für Preisänderungen bei Energierohstoffen entziehen sich der direkten Intervention. Daher empfehlen die Autoren, ein Risikomanagement für die Energiewende hier anzusetzen und diesen Schwarzen Schwan in die strategischen Überlegungen und Zieldefinitionen einzubeziehen.
Für weitere mögliche Risiken wie Infrastrukturmangel, Digitalisierung, und fehlende Finanzmittel sehen die Experten ebenfalls Handlungsbedarf.
Die Sicherung der Energiewende gegenüber möglichen Risiken ist vor allem eine Aufgabe der strategischen Ausrichtung und der Zielsetzungen sowie der entsprechend vorausschauenden Planungen der Infrastruktur des Energiesystems. Hier müssen zum Beispiel Sicherheit, Flexibilität und Redundanz ähnlich wichtige Ziele werden wie ökonomische Effizienz. Die vorhandenen Strategien sollten vor dem Hintergrund der Kenntnisse über mögliche Risiken weiterentwickelt werden. Die hierzu erforderlichen Instrumente – zur Umsetzung bzw. Wirkungsminimierung bei Risikoeintritt – sind in der Regel schon vorhanden. Neue Instrumente sind nur bedingt notwendig.
Ebenfalls entscheidend ist eine dauerhafte aktive Kommunikation von hoher Qualität, um die Akzeptanz der notwendigen Veränderungen im Energiesystem sicherzustellen.
Autorinnen & Autoren
Dr. Almut Kirchner (Prognos), Dr. Harald Hecking (EWIER&S), Dr. Christian Lutz (GWS)
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Ihr Kontakt bei Prognos
Dr. Almut Kirchner
Direktorin, Partnerin