Ein zentraler Aspekt der Globalisierung ist, dass Unternehmen ihre Produkte nicht nur in der ganzen Welt verkaufen, sondern die Produktion von Gütern und Dienstleistungen in verschiedene Wertschöpfungsstufen im In- und Ausland aufgeteilt ist. Während die direkten (bilateralen) Zulieferbeziehungen einigermaßen gut nachvollzogen werden können, bleiben die direkten und indirekten Wertschöpfungsbeiträge in- und ausländischer Zulieferer häufig im Verborgenen. Im Auftrag der Bertelsmann Stiftung zeigt ein Policy Brief von Prognos am Beispiel der deutschen Automobilindustrie, in welchem Ausmaß andere Länder direkt und indirekt Wertschöpfung zur Produktion dieser Branche beitragen. Mithilfe von sogenannten Multi-regionalen Input-Output-Tabellen werden auch vorgelagerte Zulieferer aus der gesamten Weltwirtschaft und deren Wertschöpfungsleistungen erfasst. Beispiel deutsche Automobilindustrie Deutsche Automobilhersteller verkauften im Jahr 2014 weltweit Produkte im Wert von rund 270 Milliarden US-Dollar. Die in diesen Produkten enthaltene Wertschöpfung wurde zu 70 Prozent in Deutschland erbracht. Die verbleibenden 30 Prozent verteilen sich global, wie die folgende Abbildung zeigt: Schlussfolgerungen Aus dieser Betrachtungsweise zieht der Policy Brief eine Reihe von Schlüssen: Eine angemessene Berücksichtigung der Bedeutung des Auslands für die wirtschaftliche Wertschöpfung in Deutschland kann nicht ausschließlich über die Betrachtung der Vorleistungsimporte erfolgt. Beispiel deutsche Autoindustrie: Ein alleiniger Blick auf die Vorleistungsimporte überschätzt die Bedeutung der Vorleistungen aus der Tschechischen Republik, von Ungarn und Österreich für die Wertschöpfung in Deutschland. Gleichzeitig unterschätzt er massiv die Rolle der Vereinigten Staaten, der Volksrepublik Chinas und von Russland. Erstere Staaten sind relativ gesehen eher Transitländer für Wertschöpfung, während letztere Staaten im stärkeren Maße Ursprungsländer für Wertschöpfung sind. Die Bewertung der kritischen Abhängigkeit einer Branche oder einer gesamten Volkswirtschaft von einer anderen Volkswirtschaft – verstanden als Verwundbarkeit bei einem ganzen oder teilweisen Lieferausfall – ergibt sich aus der gemeinsamen Betrachtung des Handels von Gütern und Dienstleistungen, die für die Endnachfrage bestimmt sind, des Handels mit Vorleistungen sowie des Handels mit Wertschöpfung. Beispiel deutsche Autoindustrie: Kann Deutschland keine Autoteile mehr aus China importieren, fallen die entsprechenden Zolleinnahmen aus. Gleichzeitig fallen, soweit die Autoteile nicht substituiert werden können, auch die Umsätze oder sinken die Beschäftigungszahlen der deutschen Unternehmen, die auf diese Autoteile angewiesen sind – und die dafür abzuführenden Steuereinnahmen oder Löhne. Diese Ausfälle sind dort besonders hoch, wo besonders viel deutsche Wertschöpfung von der Verfügbarkeit des chinesischen Autoteils abhängig ist. Die Wertschöpfungssichtweise macht deutlich, dass die immer stärker fragmentierte und komplexer werdende internationale Arbeitsteilung auch immer höhere Ansprüche an ihre politische Steuerung stellt. Beispiel deutsche Automobilindustrie: Es ist nicht ausreichend sich vor allem auf gute Handelsbeziehungen zu den direkten europäischen Nachbarn, von denen viele Vorleistungen direkt importiert werden, zu konzentrieren. Auch die Wirtschaftsbeziehungen zu großen Wertschöpfungszulieferern wie den Vereinigten Staaten, Russland und China sind entscheidend. Gleichzeitig muss sich Deutschland für internationalen Regeln für die Steuerung entlang der gesamten Automobil-Wertschöpfungskette stark machen und verhindern, dass bilaterale Streitigkeiten zwischen Staaten, die viele Autoteile für Deutschland produzieren oder den Transit dafür ermöglichen eskalieren. Direkt zur Studie (PDF, Webseite der Bertelsmann Stiftung) Autoren: Thieß Petersen, Thomas Rausch (Bertelsmann Stiftung), Andreas Sachs (Prognos AG) Haben Sie Fragen? Ihr Kontakt bei Prognos Dr. Andreas Sachs Projektleiter Profil ansehen Unsere Arbeiten zu diesem Thema Absatzmärkte der Zukunft für die bayerische Wirtschaft 30. November 2023 | Event Auf der Veranstaltung des vbw stellt Johann Weiß die Ergebnisse einer neuen Prognos-Studie vor und spricht danach auf dem Panel mit weiteren Gästen. Mehr dazu Neue Beschaffungsmärkte für die bayerische Wirtschaft 24. Oktober 2023 | Event Dr. Michael Böhmer stellt auf der vbw-Veranstaltung die Ergebnisse der Prognos-Studie zu potenziell neuen Beschaffungsmärkten vor und nimmt an der anschließenden Diskussion teil. Mehr dazu Analyse der Fahrzeug- und Zulieferindustrie im Raum Hannover/Hildesheim laufend | Projekt Die Fahrzeugindustrie steht vor einem tiefgreifenden Wandel. Als Basis für ein zukunftsfähiges Profil analysiert Prognos die Transformationspotenziale der Branche in der Region. Mehr dazu Lieferketten: Ohne Rohstoffe keine Klimaneutralität 2023 | Projekt Krisen bedrohen immer wieder globale Handelswege. Die Studie von Prognos und Partnern verweist auf Maßnahmen zur Sicherung von strategisch wichtigen Lieferketten. Mehr dazu Gestiegene Gaspreise und Gaspreisbremse 2023 | Projekt Eine Studie für die vbw zu den Auswirkungen der Gaspreisbremse auf bayerischen Unternehmen. 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Sven Kreidelmeyer schreibt im Schweizer Magazin „Die Volkswirtschaft“ u. a. über die Auswirkungen des freien Wettbewerbs und aktuelle Entwicklungen im europäischen Stromsektor. Mehr dazu Wo steht Deutschlands Wirtschaft wirklich? 2023 | Meldung Warum Deutschland schleunigst ein ehrliches Bild von sich machen sollte. Ein Gastkommentar in der WirtschaftsWoche von Dr. Michael Böhmer. Mehr dazu Akademie After Work: Ist ‚Wandel durch Handel‘ gescheitert? 14. Juli 2023 | Event Dr. Michael Böhmer diskutiert mit Dr. Florian Dorn vom ifo Institut zur Renaissance der Geopolitik in der Ökonomie. Mehr dazu Tech Days 2023 26. - 27. Juni 2023 | Event Dr. Georg Klose präsentiert ein Modell, das auf Basis von Künstlicher Intelligenz Lieferengpässe voraussagen kann. Mehr dazu GTAI: Evaluation der Bundeszuwendungen 2022 | Projekt Ziel der Germany Trade and Invest (GTAI) ist die Förderung des deutschen Außenhandels. Prognos hat untersucht, ob sie ihr Budget effektiv einsetzt. 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