Verstärkter Ausbau von erneuerbaren Energien und mehr Energieeffizienz könnten den europäischen Gasverbrauch deutlich verringern und Kosten einsparen. Das ist das Ergebnis einer Studie von Prognos und Ecologic im Auftrag des Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz und nukleare Sicherheit (BMU).
Verstärkter Ausbau von erneuerbaren Energien und mehr Energieeffizienz könnte den europäischen Gasverbrauch deutlich verringern und Kosten einsparen. Das ist das Ergebnis einer Studie von Prognos und Ecologic im Auftrag des Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz und nukleare Sicherheit (BMU).
Die Studie zeigt: Derzeit orientiert sich die Gasinfrastruktur-Planung in Europa nur an Referenz-Szenarien (Status-Quo wird fortgeschrieben) und nicht an den klima- und energiepolitischen Zielen.
Beispielsweise gehen ein Szenario des TYNDP 2017 sowie die Netzentwicklungspläne in den sechs untersuchten Ländern (Deutschland, Frankreich, Italien, Niederlande, Spanien und Vereinigtes Königreich) in der Regel nicht von einer energie- und klimapolitischen Zielerreichung aus. In anderen Szenarien wird mittel- bis langfristig ein deutlich sinkender Gasbedarf erwartet. Dies spiegelt sich weitestgehend nicht in den Szenarien für die Gasnetzplanung wider. Eine höhere Validität der Gasnachfrageprognosen scheint daher nach wie vor erforderlich. Auch bei den Beteiligungsmöglichkeiten für Netzentwicklungspläne gibt es teilweise noch deutliche Verbesserungsmöglichkeiten, so zum Beispiel eine bessere Einbeziehung von Nicht-Regierungsorganisationen.
Es zeigt sich, dass mehr erneuerbare Energien und verstärkte Energieeffizienz zu einem niedrigeren Gasbedarf führen (z. B. im Szenario EE30, das stark auf Effizienz setzt). In einigen Szenarien steigt der Gasbedarf zwar zunächst (z. B. weil Kohle und Kernenergie in der Stromerzeugung durch Gas ersetzt werden), um dann ab dem Jahr 2025 zu sinken.
Wie können „stranded investments“ vermieden werden?
Der perspektivisch sinkende Gasverbrauch sollte sich auch im Infrastrukturbedarf bemerkbar machen. In einer Risikoanalyse für Erdgas, erneuerbare Energien und Energieeffizienz zeigte sich, dass Erdgasnutzung mit den größten Risiken in allen betrachteten Risikokategorien verbunden ist. Darunter sind regulatorische Risiken („Lock-in”), Technik (Versorgungsunterbrechungen), Geopolitik (Importabhängigkeit und langfristige Verträge), Wirtschaft (Importkosten, gestrandete Investitionen) und Umweltrisiken (insbesondere bei der Förderung).
Erdgas kann zwar den Übergang zu einem kohlenstoffarmen Energiesystem kurz- bis mittelfristig unterstützen. Beispielsweise können Erdgaskraftwerke Kohlekraftwerke ersetzen und Reserveleistung zur Verfügung stellen, um einen erheblichen Anstieg variabler erneuerbarer Energiequellen zu unterstützen.
Erdgas bleibt jedoch ein fossiler Brennstoff, dessen Verwendung reduziert werden muss, um die Klimaziele der EU zu erreichen. Reduziert sich die Gasnachfrage, so hat dies zwei ökonomische Folgen: einerseits entfallen Kosten für Gasimporte, andererseits kann Infrastruktur eingespart werden.
Gasnetzentwicklungsprozesse sollten Zielszenarien berücksichtigen, die mit Klima- und Energiezielen im Einklang stehen. Es wird dringend empfohlen, das Risiko von gestrandeten Investitionen zu bewerten, insbesondere, wenn Infrastrukturprojekte öffentliche Gelder erhalten.
Zur Studienzusammenfassung (PDF)
Zum Bericht (auf Englisch): Low carbon options and gas infrastructure (PDF)
Zur Zusammenfassung (auf Englisch) (PDF)
Autorinnen und Autoren:
Jens Hobohm, Hanno Falkenberg, Eva-Maria Klotz, Sylvie Koziel, Stefan Mellahn, Karsten Weinert (alle Prognos) Andreas Graf, Dr. Nils Meyer-Ohlendorf (Ecologic Institute)
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Jens Hobohm
Partner, Direktor