Brandenburg will seine „Energiestrategie 2030“ weiterentwickeln. Welche Möglichkeiten sich für das Flächenland bieten, hat Prognos für das Brandenburger Wirtschaftsministerium untersucht.
Brandenburg hat Fortschritte beim Erreichen der Ziele seiner Energiestrategie gemacht. So steigerte das Bundesland den Anteil erneuerbarer Energien am Primärenergieverbrauch von 15,6 Prozent im Jahr 2010 auf 19 Prozent im Jahr 2014. Die CO2-Emissionen wurden gegenüber 1990 um 36 Prozent reduziert. Eine signifikante Energieeinsparung ist Brandenburg bisher aber nicht gelungen.
Zu diesem Ergebnis kommt ein Gutachten der Prognos AG für das Brandenburger Wirtschaftsministerium. Das Ministerium hatte Prognos im August 2016 damit beauftragt, die Brandenburger „Energiestrategie 2030“ zu evaluieren und Grundlagen für die Fortschreibung zu erarbeiten.
Das Gutachten beschreibt drei mögliche Zukunftsentwicklungen. Im ersten Szenario wurde unterstellt, dass bundesweit keine weiteren Maßnahmen zur Erreichung der Klimaziele ergriffen werden. Es wurden nur die aktuell gültigen Gesetze berücksichtigt. Das zweite Szenario folgt den Klimazielen der Bundesregierung, insbesondere dem Klimaschutzplan 2050. Das dritte Szenario orientiert sich am Pariser Abkommen zum Klimaschutz.
Endenergieverbrauch wird in allen Szenarien zurückgehen
Die Untersuchung kommt zu folgenden Ergebnissen:
Das CO2-Ziel der brandenburgischen Energiestrategie aus dem Jahr 2012 für das Jahr 2030 ist es, 72 Prozent weniger Kohlenstoffdioxid-Emissionen als 1990 auszustoßen. Dieses Ziel kann im zweiten Szenario (-73 Prozent) und im dritten Szenario (-78 Prozent) erreicht werden. Im ersten Szenario wird das Ziel verfehlt, die Einsparung liegt bei rund 55 Prozent.
Der Endenergieverbrauch wird in allen Szenarien zurückgehen. Das kann allerdings nur erreicht werden, wenn die Energieeffizienz deutlich gesteigert wird – etwa indem mehr Gebäude saniert werden. Das stellt besonders in ländlichen Regionen Brandenburgs eine Herausforderung dar.
Prognos-Experten: Rechtzeitig für Anschlusslösungen sorgen
Weiterhin heißt es in dem Gutachten, dass Brandenburg über genügend Flächen für den weiteren Ausbau erneuerbarer Energien verfügt. Die installierte Leistung an Wind (onshore) und Photovoltaik könnte bis 2030 in allen Szenarien das Ziel von 14 Gigawatt überschreiten. Die Stromerzeugung aus erneuerbaren Energien kann im zweiten und dritten Szenario die Zielmarke von 28 Milliarden Kilowattstunden überschreiten. Bis zum Jahr 2030 würden zwei Prozent der Landesfläche für den Windenergieausbau in allen Szenarien reichen. Erst für einen weiteren Ausbau nach 2030 würden zusätzliche Flächen benötigt.
Die Stromerzeugung aus Braunkohle verläuft in den drei Szenarien sehr unterschiedlich. Wegen der hohen CO2-Emissionen wird die Nutzung der Braunkohle Gegenstand politischer Festlegungen sein müssen.
Die Nutzung der Braunkohle wie der erneuerbaren Energien ist gegenwärtig und in Zukunft ein wichtiger Beschäftigungsfaktor. Ein Auslaufen der Braunkohleverstromung würde die Kreise in der Lausitz besonders betreffen. Deshalb empfehlen die Prognos-Experten, rechtzeitig für Anschlusslösungen zu sorgen, damit der Strukturwandel aufgefangen werden kann.
Weitere Prognos-Publikation zum Thema erschienen
Tagebauflächen könnten nach der Sanierung zu Standorten für Windparks und Solarfelder werden. Der demografische Wandel und die damit verbundene Tatsache, dass in den nächsten Jahrzehnten überdurchschnittlich viele Arbeitnehmer in Rente gehen, dürfte aber langfristig zu einem Fachkräftemangel führen.
Neben dem oben beschriebenen Gutachten begleitete Prognos das Land Brandenburg bei der Evaluation des strategischen Maßnahmenkatalogs für die Energiestrategie und der Erarbeitung neuer Maßnahmen. Die Dokumentation dieser Arbeiten wurde zeitgleich mit dem Gutachten zur Energiestrategie veröffentlicht.
Autorinnen und Autoren:
Jens Hobohm, Hans Dambeck, Hanno Falkenberg, Eva-Maria Klotz, Florian Knetsch, Robert Köster, Stefan Mellahn, Paul Wendring, Inka Ziegenhagen
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Jens Hobohm
Partner, Direktor