Ein Übergang zu einem vollständig auf erneuerbaren Energien beruhenden Stromsystem bis zum Jahr 2050 ist möglich – trotz des Mehrbedarfs an Strom, der aus der Dekarbonisierung des Verkehrs- und Wärmesektors entsteht, um eine Senkung der Treibhausgasemissionen von 95 Prozent gegenüber dem Jahr 1990 zu erreichen. Dabei kann der benötigte Strom aus erneuerbaren Energiequellen naturverträglich in Deutschland erzeugt werden.
Zu diesem Ergebnis kommt die Studie „Zukunft Stromsystem II – Regionalisierung der erneuerbaren Stromerzeugung“, die Prognos und das Öko-Institut im Auftrag des WWF Deutschland erstellt haben. Am Dienstag, 16. Oktober, wurde die Untersuchung beim WWF in Berlin vorgestellt.
Die Studie bildet den zweiten Teil eines Ausblicks auf das Stromsystem nach 2035. Im ersten Teil wurde aufgezeigt, wie das Stromsystem bis 2050 umgestaltet werden muss, damit die deutsche Stromwirtschaft ihren Anteil zur Erreichung der Klimaziele von Paris leistet. Dabei lag der Fokus auf dem Verhältnis fossiler zu erneuerbarer Stromerzeugung und einem daraus resultierenden Ausstieg aus der Kohleverstromung bis 2035.
Die aktuelle Studie zeigt: Aus technologischer Sicht kann der Übergang zu einem vollständig auf erneuerbaren Energien beruhenden Stromsystem vielfältig gestaltet werden. Die Stromsystemkosten unterscheiden sich in den verschiedenen untersuchten Varianten nur unwesentlich.
Für eine erfolgreiche Umsetzung der Energiewende werden allerdings bis zu 2,5 Prozent der Landesfläche in Deutschland benötigt, wobei diese Inanspruchnahme regional schwankt. Um sichere Planungsgrundlagen bieten zu können, muss die Frage der Flächennutzung heute einheitlich geklärt werden. In Summe ist eine naturverträgliche Energiewende in Deutschland möglich.
Hintergrund
Die aktuelle Studie betrachtet den Ausbau der erneuerbaren Energien, der den Ausstieg aus der Kohleverstromung bis 2035 flankiert, im Detail. Anlehnend an die Vorstudie hat Prognos zusammen mit dem Öko-Institut zwei Szenarien für einen Ausbau der erneuerbaren Stromerzeugung entwickelt, um abzuschätzen, wie sich die Verwendung verschiedener Technologien auf die Gesamtkosten des Stromsystems auswirken.
Die zwei Szenarien heißen „Energiewende-Referenz“ und „Fokus Solar“. Das Szenario „Energiewende-Referenz“ beschreibt eine Entwicklung, die in den meisten aktuellen Untersuchungen zur Umgestaltung des deutschen Stromsystems betrachtet wird. Der Schwerpunkt des Ausbaus erneuerbarer Energien liegt hier auf dem Ausbau der Windenergie an Land. Dem gegenüber gestellt wird das Szenario „Fokus Solar“, bei dem die Potenziale der Photovoltaik stärker genutzt werden.
So konnten Vor- und Nachteile von Stromsystemen verschiedener Technologien aufgezeigt werden – im Hinblick auf die Fragen, welche Flexibilitätsoptionen in den verschiedenen Varianten verwendet werden müssten, was dies für den Netzausbau bedeutet und wieviel Fläche für die erneuerbare Stromerzeugung in Deutschland in Anspruch genommen werden müsste.
Begleitend zur Studie hat das Umweltplanungsbüro Bosch &Partner geprüft, wie sich der Ausbau der erneuerbaren Stromerzeugung auf drei windenergiesensiblen Vogelarten – Mäusebussard, Kiebitz und Rotmilan – auswirkt. Dazu nahm das Büro beispielhaft in sechs Landkreisen eine naturschutzfachliche Raumbewertung vor.
Fragen und Antworten zur Studie
Autorinnen und Autoren:
Hanno Falkenberg (Prognos AG), Dr. Felix Chr. Matthes, Franziska Flachsbarth, Charlotte Loreck, Hauke Hermann, Vanessa Cook (Öko-Institut), Henrik Maatsch (WWF Deutschland)
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Hanno Falkenberg
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