Der Landschaftsverband Rheinland (LVR) finanziert 43 Werkstätten für behinderte Menschen (WfbM), in denen rund 33.500 Frauen und Männer beschäftigt sind. Trotz gleicher Leistungsentgelte zeigt die Offenlegung der Arbeitsergebnisse, dass die wirtschaftliche Entwicklung der Werkstätten sehr unterschiedlich verläuft. Während einige Werkstätten ihren Beschäftigten hohe Arbeitsentgelte zahlen und gleichzeitig Rücklagen bilden können, leben andere von der Substanz und sind gezwungen, Arbeitsentgelte aus den Rücklagen zu finanzieren. Um die Wirkfaktoren auf die wirtschaftliche Situation von Werkstätten zu untersuchen, hat Prognos im Auftrag des LVR und der rheinischen Spitzenverbände der Freien Wohlfahrtpflege eine Analyse der betriebswirtschaftlichen Wirkzusammenhänge durchgeführt. Im Zentrum der Untersuchung standen zwei Fragestellungen: Welche Faktoren, Rahmenbedingungen und Managemententscheidungen haben Einfluss auf die wirtschaftliche Lage einer Werkstatt für behinderte Menschen? Welche Handlungsmöglichkeiten haben die Werkstätten, um die wirtschaftlichen Ergebnisse zu beeinflussen und diese zu nutzen? Besonders relevante Wirkfaktoren auf die wirtschaftliche Situation und Wirkungszusammenhänge Die Untersuchung zeigt, dass 14 Wirkfaktoren einen besonders starken Einfluss auf die Wirtschaftlichkeit der Werkstätten haben. Dazu zählen u. a. die Angebots- und Produktionsvielfalt, die Kundenstruktur, die Leistungsfähigkeit der Beschäftigten, die Qualifikation von Personal und Management sowie die Qualität des Controllings und der Finanzsteuerung. Die Wirkungszusammenhänge unterschiedlicher Einflussfaktoren sind vielschichtig und komplex. Oft wirken Faktoren nur indirekt oder nur unter bestimmten Rahmenbedingungen. Die Untersuchung zeigt, dass eine erfolgreiche Rehabilitation der Beschäftigten dem wirtschaftlichen Erfolg einer WfbM keinesfalls entgegenstehen muss, sondern sogar förderlich wirken kann. Die Analyse hat aber auch gezeigt, dass es keine präqualifzierenden Faktoren gibt, die den wirtschaftlichen Erfolg einer Werkstatt vorherbestimmen. Auch Einrichtungen, die durch Beschäftigtenstruktur, mangelnde Größe oder finanzielle Grundausstattung zunächst durch hemmende Faktoren gekennzeichnet sind, können wirtschaftlich erfolgreich sein, wenn sie die steuerbaren Wirkfaktoren gezielt nutzen. Handlungsempfehlungen für eine wirtschaftliche Steuerung Insgesamt sieben allgemeine Handlungsempfehlungen für eine wirtschaftliche Steuerung der Werkstätten hat das Projektteam abgeleitet: Eine Professionelle Unternehmensführung unter Einbeziehung aller Beteiligten gewährleisten Tätigkeitsfelder strategisch auswählen und regelmäßig evaluieren Eine ausgeglichene Balance zwischen Rehabilitation und Produktion anstreben Die Leistungsfähigkeit der Beschäftigten noch besser erschließen Unternehmenskommunikation und Vernetzung ausbauen Qualifikation und Motivation des Personals kontinuierlich fördern Regelmäßige Investitionen für Modernisierung und Innovationen tätigen Methodenmix Aufgrund der heterogenen Strukturen der 43 WfbM wurde ein explorativer Ansatz gewählt und verschiedene Analysemethoden kombiniert. Die zunächst in einem Dialogverfahren identifizierten Hypothesen wurden mittels einer umfassenden Datenerhebung und -analyse überprüft. Hierfür wertete das Projektteam zum einen umfangreiche Datenbestände und Dokumente des LVR sowie verfügbare Bilanzen der Werkstätten aus. Zum anderen überprüfte es mit einer schriftlichen Befragung einer Stichprobe von Werkstätten gezielt zwei Hypothesen und erhob dabei ergänzende Daten. Vor-Ort-Gespräche bei einem Teil der schriftlich befragten Werkstätten dienten im Rahmen einer Detailanalyse der Vertiefung, Überprüfung und Einordnung der Ergebnisse. In verschiedenen Workshops und Abstimmungssitzungen wurde dann eine abschließende Bewertung der Hypothesen vorgenommen. Auf der Grundlage der umfangreichen Daten- und Informationsbasis wurden so die Faktoren bestimmt, die einen besonderen Einfluss auf die wirtschaftliche Situation einer WfbM haben.Zur Studie (PDF) Autorinnen & Autoren: Marcel Hölterhoff, Jakob Maetzel, Christina Resnischek, Patrick Frankenbach, Melanie Henkel, David Wilkskamp Unsere Arbeiten zu diesem Thema Evaluation Präventionsprogramm zur Kleinstkindernährung laufend | Projekt Für den Verband der Privaten Krankenversicherung begleitet und evaluiert Prognos die Entwicklung des Programmes „Anfangsglück: Ernährung gemeinsam entdecken“. Mehr dazu Evaluation der Ergänzenden unabhängigen Teilhabeberatung (EUTB) 2023 | Projekt Über fünf Jahre evaluierte Prognos mit dem infas Institut für angewandte Sozialwissenschaft und Prof. Dr. Gudrun Wansing das Beratungsangebot für Menschen mit Behinderung und ihre Angehörigen. Mehr dazu Zukunftsregion Digitale Gesundheit 2023 | Projekt In der Testregion Berlin-Brandenburg werden seit Juli 2020 sechs digitale Lösungen in den Bereichen Schmerzen und Diabetes in Arztpraxen eingesetzt. Prognos evaluiert die Ergebnisse. Mehr dazu Weiterentwicklung der gesetzlichen Krankenversorgung 2023 | Meldung Die Veranstaltung war eine Bestandsaufnahme der bisherigen Entwicklung des Expertenpools und blickte auf die weitere Arbeit der über 150 Expertinnen und Experten aus Wissenschaft und Versorgungspraxis. Mehr dazu Der Expertenpool des Innovationsausschusses – zwischen Start und Weiterentwicklung 28. April 2023 | Event Am 28. April sprechen Janko Vollmer und Dr. Stefanie Ettelt auf einem Treffen des Expertenpools des Innovationsfonds beim Gemeinsamen Bundesausschuss (G-BA). Mehr dazu Sitzung: Umsetzung UN-Behindertenrechtskonvention in Bayern 29. März 2023 | Event Patrick Frankenbach hält in München einen Vortrag über die Messbarkeit und die Erfolgskontrolle von Aktionsplänen zur Umsetzung der UN-Behindertenrechtskonvention. Mehr dazu Evaluation der Unabhängigen Patientenberatung Deutschland 2022 | Projekt Die Unabhängige Patientenberatung Deutschland berät und informiert zu gesundheitlichen Fragen. Wir haben ihre Arbeit unter die Lupe genommen. Mehr dazu Telematikinfrastruktur in der Pflege laufend | Projekt Das Gesundheitssystem wird digitaler. Kann von der Telematikinfrastruktur auch die Pflege profitieren? Wir evaluieren zwei Modellprojekte, die die digitale Kommunikation von Einrichtungen verbessern wollen. Mehr dazu Patientenfürsprache in deutschen Krankenhäusern auf dem Prüfstand 2022 | Projekt Patientenfürsprache ist ein ehrenamtliches Beratungsangebot für Menschen im Krankenhaus. Prognos untersuchte erstmals den Status quo der Patientenfürsprache in deutschen Krankenhäusern. Mehr dazu Apps zur Unterstützung von pflegenden Angehörigen 2022 | Projekt Apps können pflegende Angehörige bei der Organisation ihrer Aufgaben unterstützen. Zwei Apps wurden mit dem BMG auf ihre Alltagstauglichkeit getestet. Prognos begleitete die Testung wissenschaftlich. Mehr dazu EU-Förderprogramm zur Entwicklung digitaler Lösungen für das Alter evaluiert 2022 | Projekt Digitale Lösungen können das Leben im Alter erleichtern. Das EU-Programm Active and Assisted Living (AAL2) hat aktiv dazu beigetragen, neuartige Lösungen zu entwickeln. Mehr dazu Zweiter Sozialbericht des Freistaates Sachsen 2022 | Projekt Prognos hat für das Sächsische Ministerium für Soziales und Gesellschaftlichen Zusammenhalt die soziale Lage im Freistaat Sachsen analysiert. Mehr dazu Nutzen von Corona-Tests für die Schweizer Wirtschaft und das Gesundheitswesen 2022 | Projekt Corona-Tests unterbrachen Infektionsketten, entlasteten das Gesundheitssystem und stützten die Wirtschaft. Wir quantifizierten diese Effekte für Roche Diagnostics Schweiz. Mehr dazu Ergebnispräsentation: Evaluation des Aktionsplans Inklusion in Niedersachsen 24. November 2022 | Event Inwieweit sind die niedersächsischen Aktionspläne geeignet, die UN-Behindertenrechtskonvention umzusetzen? Andreas Heimer präsentiert in Hannover die Evaluationsergebnisse. Mehr dazu Evaluation von präventiven Leistungen der Pflegekassen 2022 | Projekt Gerade für Menschen in Pflegeeinrichtungen ist Prävention sehr wichtig. Für den GKV-Spitzenverband haben wir die entsprechenden Leistungen der Pflegekassen evaluiert. Mehr dazu Versorgungsangebote für Rückenschmerzen getestet 2022 | Meldung Die Testung im Rahmen der Zukunftsregion Digitale Gesundheit begleiteten wir wissenschaftlich. Mehr dazu Netzwerkveranstaltung der hessischen Initiative "Beruf und Pflege vereinbaren" 01. November 2022 | Event Sören Mohr präsentiert die Ergebnisse der Studie „Diskriminierungserfahrungen von fürsorgenden Erwerbstätigen im Kontext von Schwangerschaft, Elternzeit und Pflege von Angehörigen“. Mehr dazu Abschlussveranstaltung „Zukunftsregion Digitale Gesundheit“ (ZDG) 09. November 2022 | Event Basierend auf den zentralen Ergebnisse der ZDG gibt Laura Sulzer Impulse zur Nutzung digitaler Lösungen im deutschen Gesundheitswesen. Mehr dazu Das Aufwachsen unserer Kinder krisensicher gestalten 2023 | Projekt Armut schränkt die Zukunftschancen von Kindern ein. Im Auftrag der Stiftung SPI ermittelt Prognos, wie die Idee von Frühen Hilfen und Präventionsnetzwerken für Grundschulkinder gestaltet werden kann. Mehr dazu Kein Generationenkonflikt: Jung und Alt suchen vor allem Sicherheit. 2022 | Projekt Studie vergleicht „Boomer“ und Generation Z: Hohes Sicherheitsbedürfnis bei Jung wie Alt. Mehr dazu Adobe Stock - CleverStock Über Prognos Wir geben Orientierung. Prognos ist eines der ältesten Wirtschaftsforschungsunternehmen Europas. An der Universität Basel gegründet, forschen Prognos-Expertinnen und -Experten seit 1959 für verschiedenste Auftraggeber aus dem öffentlichen und privaten Sektor – politisch unabhängig, wissenschaftlich fundiert. Mehr erfahren