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Faktoren für wirtschaftlichen Erfolg von Werkstätten für behinderte Menschen

Auftraggeber

LVR & die rheinischen Spitzenverbände der Freien Wohlfahrtpflege

Jahr

2017


Der Landschaftsverband Rheinland (LVR) finanziert 43 Werkstätten für behinderte Menschen (WfbM), in denen rund 33.500 Frauen und Männer beschäftigt sind. Trotz gleicher Leistungsentgelte zeigt die Offenlegung der Arbeitsergebnisse, dass die wirtschaftliche Entwicklung der Werkstätten sehr unterschiedlich verläuft. Während einige Werkstätten ihren Beschäftigten hohe Arbeitsentgelte zahlen und gleichzeitig Rücklagen bilden können, leben andere von der Substanz und sind gezwungen, Arbeitsentgelte aus den Rücklagen zu finanzieren.

Um die Wirkfaktoren auf die wirtschaftliche Situation von Werkstätten zu untersuchen, hat Prognos im Auftrag des LVR und der rheinischen Spitzenverbände der Freien Wohlfahrtpflege eine Analyse der betriebswirtschaftlichen Wirkzusammenhänge durchgeführt. Im Zentrum der Untersuchung standen zwei Fragestellungen:

  • Welche Faktoren, Rahmenbedingungen und Managemententscheidungen haben Einfluss auf die wirtschaftliche Lage einer Werkstatt für behinderte Menschen?
  • Welche Handlungsmöglichkeiten haben die Werkstätten, um die wirtschaftlichen Ergebnisse zu beeinflussen und diese zu nutzen?

Besonders relevante Wirkfaktoren auf die wirtschaftliche Situation und Wirkungszusammenhänge

Die Untersuchung zeigt, dass 14 Wirkfaktoren einen besonders starken Einfluss auf die Wirtschaftlichkeit der Werkstätten haben. Dazu zählen u. a. die Angebots- und Produktionsvielfalt, die Kundenstruktur, die Leistungsfähigkeit der Beschäftigten, die Qualifikation von Personal und Management sowie die Qualität des Controllings und der Finanzsteuerung.

Die Wirkungszusammenhänge unterschiedlicher Einflussfaktoren sind vielschichtig und komplex. Oft wirken Faktoren nur indirekt oder nur unter bestimmten Rahmenbedingungen. Die Untersuchung zeigt, dass eine erfolgreiche Rehabilitation der Beschäftigten dem wirtschaftlichen Erfolg einer WfbM keinesfalls entgegenstehen muss, sondern sogar förderlich wirken kann. Die Analyse hat aber auch gezeigt, dass es keine präqualifzierenden Faktoren gibt, die den wirtschaftlichen Erfolg einer Werkstatt vorherbestimmen. Auch Einrichtungen, die durch Beschäftigtenstruktur, mangelnde Größe oder finanzielle Grundausstattung zunächst durch hemmende Faktoren gekennzeichnet sind, können wirtschaftlich erfolgreich sein, wenn sie die steuerbaren Wirkfaktoren gezielt nutzen.

Handlungsempfehlungen für eine wirtschaftliche Steuerung

Insgesamt sieben allgemeine Handlungsempfehlungen für eine wirtschaftliche Steuerung der Werkstätten hat das Projektteam abgeleitet:

  • Eine Professionelle Unternehmensführung unter Einbeziehung aller Beteiligten gewährleisten
  • Tätigkeitsfelder strategisch auswählen und regelmäßig evaluieren
  • Eine ausgeglichene Balance zwischen Rehabilitation und Produktion anstreben
  • Die Leistungsfähigkeit der Beschäftigten noch besser erschließen
  • Unternehmenskommunikation und Vernetzung ausbauen
  • Qualifikation und Motivation des Personals kontinuierlich fördern
  • Regelmäßige Investitionen für Modernisierung und Innovationen tätigen

Methodenmix

Aufgrund der heterogenen Strukturen der 43 WfbM wurde ein explorativer Ansatz gewählt und verschiedene Analysemethoden kombiniert. Die zunächst in einem Dialogverfahren identifizierten Hypothesen wurden mittels einer umfassenden Datenerhebung und -analyse überprüft. Hierfür wertete das Projektteam zum einen umfangreiche Datenbestände und Dokumente des LVR sowie verfügbare Bilanzen der Werkstätten aus. Zum anderen überprüfte es mit einer schriftlichen Befragung einer Stichprobe von Werkstätten gezielt zwei Hypothesen und erhob dabei ergänzende Daten. Vor-Ort-Gespräche bei einem Teil der schriftlich befragten Werkstätten dienten im Rahmen einer Detailanalyse der Vertiefung, Überprüfung und Einordnung der Ergebnisse. In verschiedenen Workshops und Abstimmungssitzungen wurde dann eine abschließende Bewertung der Hypothesen vorgenommen. Auf der Grundlage der umfangreichen Daten- und Informationsbasis wurden so die Faktoren bestimmt, die einen besonderen Einfluss auf die wirtschaftliche Situation einer WfbM haben.

Zur Studie (PDF)

Autorinnen & Autoren: Marcel Hölterhoff, Jakob Maetzel, Christina Resnischek, Patrick Frankenbach, Melanie Henkel, David Wilkskamp

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